Test: Mit dem Bergamont Vitess N8 Belt hatten wir ein sportliches Trekkingbike mit Gates Carbonriemen im Test. Ob der Allrounder auch in der Praxis die versprochene Vielseitigkeit unter Beweis stellen kann?
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Top 10: Die besten Trekkingräder 2021 – Moderne Klassiker
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Trekkingräder haben bei vielen einen oftmals eher biederen Ruf. Optik und Ausstattung werden oft überwiegend von nüchternem Pragmatismus bestimmt und da bleibt dann oft nur wenig Raum für technische Spielereien oder Design-Sperenzchen. Dafür sind Trekkingräder eben auch die Alleskönner der Fahrradwelt: Ob als Pendler-Rad, Alltagsbegleiter, Tourenbike oder Reiserad; ein Trekkingbike mit Vollausstattung kann sich – auch dank eben seiner Nüchternheit – in unterschiedlichsten Nutzungsszenarien behaupten.
Als Hersteller eines solchen Rads steht man vor einem kleinen Dilemma: Natürlich möchte man seine Käufer in puncto Vielseitigkeit und Alltagstauglichkeit nicht enttäuschen, aber ebenso wird heute auch von Trekkingrädern eine sportliche Optik und eine gesunde Prise Style erwartet. Leider ist es oftmals ein komplizierter Spagat zwischen Stylefaktor und Alltagstauglichkeit und es will sorgfältig abgewogen werden.
Genau an diesem Balanceakt versucht sich Bergamont mit seiner Vitess Serie. Insgesamt neun Modelle bietet der Hersteller aus Hamburg in diesem Jahr von seinem sportlichen Trekkingrad an. Bei der Rahmenform hat man die Wahl zwischen klassischem Diamantrahmen und Trapezrahmen mit einem etwas tieferen Durchstieg. Eine Modellvariante kommt sogar als Tiefeinsteiger. Viel Auswahl gibt es bei der Ausstattung: Scheibenbremsen oder Felgenbremsen, Kettenschaltung oder Nabenschaltung, klassischer Kettenantrieb oder wartungsarmer Riemen? Mit den angebotenen Rädern dürfte man fast allen Wünschen entsprechen können.
Gemeinsam haben alle Vitess Räder ihre Vollausstattung mit StVZO Konformer Beleuchtungsanlage samt Nabendynamo, robusten Schutzblechen aus Metall und Gepäckträger. Preislich startet die Vitess-Reihe bei 799€ für das Vitess 6.0 mit Deore Antrieb und hydraulischen Scheibenbremsen – das Top Modell Vitess N8 Belt schlägt mit 1.099€ zu Buche. Dafür gibt’s jedoch auch einen Gates Riemen und eine Shimano Nabenschaltung.
Ausstattung
In unserem Test haben wir uns mit dem Vitess N8 Belt das Topmodell der Serie vorgenommen. Natürlich zählt es mit über 1.000€ eher zur Oberklasse der nicht elektrifizierten Trekkingräder, doch für sein Geld bekommt man hier auch quasi eine „Rundumsorglos-Ausstattung“, die weder beim Pendeln noch bei längeren Reisen viele Wünsche offen lassen dürfte. Am Interessantesten ist sicherlich der Riemenantrieb, der noch vor zwei Jahren an einem Rad in dieser Preisklasse fast undenkbar war. Für Riemen-Neulinge die Vorteile gegenüber einem traditionellen Kettenantrieb in komprimierter Form: Extrem niedriger Verschleiß, kein Kettenöl notwendig und sehr geringe Geräuschkulisse.
Der Gates Carbonriemen am Bergamont ist zig-tausendfach bewährt und wird am Heck mit einer 8-Gang Shimano Nexus Schaltnabe kombiniert. Zusammen mit dem 46 Zähne großen Zahnriemen bekommt man am Vitess N8 einen recht sportlichen Übersetzungsbereich, der vor allem Schnellfahrern entgegenkommen dürfte. Die Gangwechsel selbst erfolgen durch einen Trigger am Lenker, der die sportliche Ausrichtung des Rads unterstreicht: Andere Hersteller verbauen hier oftmals die bekannten Drehgriffe.
Weiter geht’s bei den Bremsen: Wie an den meisten der Vitess Räder verbaut Bergamont auch am Topmodell eine hydraulische Scheibenbremse von Shimano. Die M315 mit 160mm Scheiben zählt zwar eher zu den zahmeren Vertretern der hydraulischen Stopper, passt aber auch deshalb sehr gut an ein Trekkingrad wie das Vitess: So bietet sie falls nötig mehr als genügend Power, um das knapp 15kg schwere Rad zum Stehen zu bewegen, ist aber nicht so bissig, dass bei Schreckbremsungen ungewollte Abflüge über den Lenker drohen.
Optisch äußerst unscheinbar, aber entscheidend für eine gute Performance jedes Rades sind die Reifen. Mit den Marathon Supreme in 42mm Breite von Schwalbe setzt Bergamont hier auf hochwertigen Gummi, der Komfort, geringen Rollwiderstand und Pannensicherheit mitbringt. Dank seiner Breite kann man hier auch mit gemäßigtem Luftdruck fahren und die Dämpfung verbessern: So dürfte selbst auf schlechten Radwegen die fehlende Federgabel großteils verschmerzbar sein.
Nicht gespart hat man auch bei der Beleuchtung: Vorder- und Rücklicht kommen jeweils vom deutschen Traditionshersteller Busch & Müller und werden von einem Shimano Nabendynamo mit Strom versorgt. Markenware gibt’s auch bei Schutzblechen und Gepäckträger: Robuste Radschützer von SKS halten Hose und Hintern auch bei Regen trocken, ein Racktime Träger fixiert Einkäufe oder Tourengepäck sicher.
Interessant ist das Cockpit: Während nämlich bei vielen anderen Trekkingrädern dieser Klasse verstellbare Vorbauten zum Einsatz kommen, setzt Bergamont auf einen herkömmlichen Aluvorbau aus einem Stück. Dieser bietet zwar nicht die Variabilität seiner verstellbaren Pendants, ist jedoch leichter, steifer und schaut schlicht deutlich hübscher aus.
Praxistest
Wir hatten das Bergamont Vitess N8 Belt über einige Monate in der Redaktion im Test und konnten es so bei unterschiedlichsten Bedingungen testen: Ob bei schmuddeligem, verschneiten Spätwinterwetter oder bei strahlender Frühlingssonne – perfekte Voraussetzungen für einen Eindruck von einem derartigen Allrounder. Viele seiner positiven Eingenschaften kann das Rad bereits jedoch bereits auf den ersten Einrollmetern in den Ring werfen: Dazu gehört zweifellos die extrem niedrige Geräuschkulisse des gesamten Rads: Dank Riemenantrieb gibt’s auch auf richtig schlechten Wegen kein Kettenklappern und auch die robusten SKS Schutzbleche geben selbst bei unterwarteten Schlaglöchern keinerlei Geräusche von sich. So macht das Vitess direkt vom Start weg einen extrem hochwertigen Eindruck.
Zwar werden Trekkingräder wie eingangs angesprochen oft eher dem viel-zitierten Grundsatz „Form follows Function“ untergeordnet, aber das Vitess N8 Belt beweist, dass damit nicht zwangsläufig die Optik eines hässlichen Entleins einhergehen muss – ganz im Gegenteil. Das Rad sieht richtig gut aus, sportlich, edel, die matte Lackierung setzt auf Understatement und wirkt wie aus einem Guss. Beide Daumen hoch dafür.
Ähnlich überzeugend zeigt sich das Rad im echten Praxistest, es wird aber auch schnell klar, dass man es hier mit einem klar sportlich ausgerichteten Rad zu tun hat. Das beginnt bei der Sitzposition, die zwar keineswegs vergleichbar mit „echten“ Sporträdern ist, aber doch ein Quäntchen weniger aufrecht ist, als bei vielen anderen Trekkingrädern. Dank des Trigger-Schalthebels finden sich Mountainbiker schnell am Cockpit zurecht und der große Zahnriemen an der Kurbel ermöglicht das Mittreten auch bei Geschwindigkeiten jenseits der 35km/h. Andererseits braucht es bei steilen Anstiegen jedoch stramme Waden, um diese auch im leichtesten Gang noch bezwingen zu können.
Bei widrigem Wetter macht das Rad eine ausgesprochen gute Figur, vor allem das ausreichend lange Schutzblech vorn gefällt. Die Reifen greifen auch auf nassem Asphalt hervorragend. Dank der Scheibenbremsen muss man sich keine Sorgen um nachlassende Bremswirkung machen. Die Scheinwerfer machen Rad und Fahrer immer gut sichtbar und weisen auch auf unbeleuchteten Wegen zuverlässig den Weg.