Radsport: Beim Giro d’Italia 2018 stehen einige Fahrer im Fokus. Doch auch abseits der Topstars lohnt es sich, genauer hinzusehen. Wir haben uns fünf Profis ausgesucht, welche in der Vorberichterstattung weniger im Fokus stehen, sich während der Italien-Rundfahrt aber durchaus ins Rampenlicht fahren könnten.
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Jan Hirt: Edelhelfer für Miguel Angel Lopez
Beim letztjährigen Giro d’Italia war ein Mann in Orange gleich mehrfach zu sehen: Jan Hirt. Der Tscheche war damals noch in den Farben der Mannschaft CCC Sprandi Polkowice unterwegs. In dieser Saison fährt er für Astana. Dadurch hat sich sicherlich sein Verdienst zum Positiven verändert, doch er muss außerdem mit einer völlig neuen Rolle umgehen können. Beim diesjährigen Giro d’Italia wird Jan Hirt nämlich hauptsächlich Helferdienste leisten müssen. Mit Miguel Angel Lopez hat das Team Astana einen Mitfavoriten auf den Gesamtsieg in den eigenen Reihen. Die kasachische Equipe ist dafür bekannt, eine offensive Fahrweise an den Tag zu legen. Falls wir Jan Hirt also nicht das Peloton anführen sehen, befindet er sich vielleicht auch in diesem Jahr in einer Fluchtgruppe. So oder so: Auf den Bergetappen könnte der 27-Jährige ein wichtiger Mann für Astana werden.
Giulio Ciccone: Etappenjagd per Wildcard
Was haben Fausto Coppi, Giulio Ciccone und Luigi Marchisio gemeinsam? Alle drei Radsportler haben bereits in jungen Jahren eine Etappe beim Giro d’Italia gewonnen. Im Jahr 2016 gewann Ciccone die zehnte Etappe des Giro d’Italia und damit wurde er zum drittjüngsten Etappensieger der Italien-Rundfahrt. Mittlerweile ist der in Chieti geborene Bergfahrer 23 Jahre alt und bereit für höhere Aufgaben. So könnte es durchaus sein, dass der Profi des Teams Bardiani-CSF um eine gute Platzierung in der Gesamtwertung fährt. Etwas wahrscheinlicher ist jedoch der Angriff auf das Bergtrikot mit der automatisch verbundenen Jagd nach Etappensiegen. Im Team Bardiani-CSF ist nämlich alles darauf ausgerichtet – und zwar mit acht Italienern. Die Form scheint bei Giulio Ciccone jedenfalls zu stimmen. Erst am 22. April gewann er den Giro dell’Appennino.
Gianluca Brambilla: Auf der Suche nach der Topform
Kein unbekannter in der Radsportszene ist Gianluca Brambilla. Sein stärkstes Jahr hatte er 2016, als er je eine Etappe beim Giro d’Italia und bei der Vuelta a Espana gewinnen konnte. Danach ging es bergab. Verletzungen und schlechte Resultate wechselten sich ab, ehe er zu dieser Saison zum Team Trek-Segafredo wechselte. Nun gilt es, an alte Leistungen anzuknüpfen. Dass Brambilla auf die Gesamtwertung fährt, scheint eher unwahrscheinlich. Viel eher wird sich der 30-Jährige auf einzelne Etappen konzentrieren und womöglich auch das Bergtrikot ins Visier nehmen. Der Teamwechsel scheint ihm jedenfalls gut getan zu haben, denn bei der Tour of Croatia präsentierte sich Brambilla stark formverbessert. Kann er sich bis zur dritten Giro-Woche weiter steigern, ist er ein heißer Kandidat für einen Etappensieg.
Richard Carapaz: Bereit für den Durchbruch?
Im Team Movistar tummeln sich unter anderem mit Mikel Landa, Alejandro Valverde, Marc Soler und Nairo Quintana einige Top-Bergfahrer. Noch eher unbekannt ist Richard Carapaz. Dies könnte sich jedoch beim Giro d’Italia 2018 ändern. Der Mann aus Ecuador scheint nämlich ein bombastisches Talent zu besitzen. Nachdem er im vergangenen Jahr die Vuelta a Espana bestritt, beendete er Paris-Nizza 2018 auf Rang elf. Bei der Vuelta a Asturias gewann er die zweite Etappe und die Gesamtwertung. Da sich die großen Kapitäne im Team Movistar auf die Tour de France und die Vuelta a Espana konzentrieren, kann Richard Carapaz beim Giro d’Italia vermutlich befreit auffahren. Bringt Kapitän Carlos Betancur keine Leistung, könnte er in der Thronfolge überraschend nachrücken. Sein Durchbruch scheint so oder so nur eine Frage der Zeit zu sein. Vielleicht ist seine Zeit jetzt gekommen.
Sam Oomen: Wichtig für die Titelverteidigung Dumoulins
Erst 24 Jahre alt ist Sam Oomen. Der Niederländer gehört zu den jüngsten Startern des 101. Giro d’Italia. Wirklich als unerfahren bezeichnet werden kann er aber dennoch nicht. Schließlich ist er schon seit mehreren Jahren Profi und hat mit der Vuelta a Espana bereits eine Grand Tour bestritten. Außerdem war Sam Oomen dabei, als das deutsche Team Sunweb 2017 Weltmeister im Teamzeitfahren wurde. Als Elfter bei der Lombardei-Rundfahrt und mit Rang 15 bei der Tour Down Under hat er in den verganenen Monaten auf sich aufmerksam gemacht. Ebenfalls stark waren seine Leistungen bei Paris-Nizza (13.) und Lüttich-Bastogne-Lüttich (12.). Trotz seines noch sehr geringen Alters.kann ihm die nötige Rennhärte also nicht abgesprochen werden. So könnte Sam Oomen zum vielleicht wichtigsten Helfer von Tom Dumoulin aufsteigen. Sollte dieser überraschend schwächeln und Sam Oomen freie Fahrt bekommen, wäre ihm auch ein Etappensieg zuzutrauen.