Radsport: Am fünften Tag der Tour de France beginnt für einige Profis die Rundfahrt erst so richtig. Wer auf den drei Flachetappen und im Teamzeitfahren nicht seine Stärken ausspielen konnte, der wird sich nun über den kleinen „Ardennen-Klassiker“ freuen. Das ständige Auf und Ab und die vielen engen Straßen werden für kleine Gruppen sorgen – und definitiv für keinen Massensprint. Doch wer darf in Quimper über den Etappensieg jubeln und sich das Gelbe Trikot überstreifen? In unserer Tour de France Vorschau gehen wir diesen Fragen nach.
110 Kilometer nur Auf und Ab
In Lorient begeben sich die Fahrer an der Südwestküste um 12:20 auf eine zehn Kilometer lange neutralisierte Strecke. Direkt nach dem scharfen Start wird es erste Attacken geben. Anders als auf den Flachetappen zuvor dürfte die Zusammensetzung der Gruppe jedoch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Schließlich werden die Sprinterteams heute nicht die Nachführarbeit leisten. Die Chancen eines erfolgreichen Fluchtversuches steigen daher deutlich. Die Sprintwertung in Roudouallec wird 92,5 Kilometer nach dem Start ausgetragen. Nur 1,5 Kilometer später finden sich die Profis in der Verpflegungszone wieder. Nach einer kurzen Abfahrt beginnt bei Kilometer 100,0 das Rennen erst richtig. Insgesamt gilt es auf der 204,5 Kilometer langen Etappe von Lorient nach Quimper 110,0 Kilometer entweder bergauf oder bergab zu fahren. Die kurzen und steilen Anstiege müssen auf schmalen Straßen überquert werden. Die richtige Position im Fahrerfeld ist daher nicht zu unterschätzen, ebenso wie die Kunst des sicheren Abfahrens.
5 Bergwertungen der 4. und 3. Kategorie
Bevor mit der Zielankunft zwischen 17 und 18 Uhr gerechnet werden darf, haben die Fahrer auf den letzten 100 Kilometern durch die Bretagne fünf Bergwertungen der ersten und zweiten Kategorie zu meistern. Damit ist klar, dass wir nach dieser Etappe wohl einen neuen Fahrer im gepunkteten Trikot bewundern dürfen. Voraussichtlich wird er Teil der Ausreißergruppe sein und klassikerähnliche Rennen bevorzugen. Besonders die Wildcard-Teams dürften daher ein Auge auf das morgige Teilstück geworfen haben.
- 98,5 km vor dem Ziel: Côte de Kaliforn (4. Kategorie / 1,7 km à 7,1 %)
- 91,5 km vor dem Ziel: Côte de Trimen (4. Kategorie / 1,6 km à 5,6 %)
- 64,0 km vor dem Ziel: Côte de la Roche du Feu (3. Kategorie / 1,9 km à 6,6 %)
- 45,0 km vor dem Ziel: Côte de Menez Quelerc’h (3. Kategorie / 3,0 km à 6,2 %)
- 23,5 km vor dem Ziel: Côte de la montagne de Locronan (3. Kategorie / 2,2 km à 5,9 %)
Kann Greg Van Avermaet sein Gelbes Trikot verteidigen?
Im Kampf um das Gelbe Trikot könnte morgen auch der Bonussprint entscheidend sein. An der Côte de la chapelle de la Lorette werden zwölf Kilometer vor dem Ziel 3, 2 und 1 Sekunde vergeben. Insgesamt dürfte Greg Van Avermaet (BMC) jedoch gute Chancen haben, sein Maillot Jaune zu verteidigen. Der Belgier gilt schließlich als Klassiker-Spezialist. Ihm liegen die kurzen, giftigen Anstiege und die schmalen Straßen. Auch die Tatsache, dass es auf den letzten 1.000 Metern mit 4,8 Prozent nach oben geht, wird ihm gefallen. Zweifelsohne ist er daher sogar zu den Favoriten auf den Tagessieg zu zählen.
Velomotion-Prognose: Peter Sagan festigt sein Grünes Trikot
Messen muss sich Greg Van Avermaet jedoch mit keinem geringeren als Peter Sagan (Bora-hansgrohe). Der Weltmeister liebt ein leicht hügeliges Terrain mit einem Bergaufsprint wie kein Zweiter. Ebenfalls Chancen ausrechnen dürfen sich an einem perfekten Tag Michael Matthews (Sunweb) und John Degenkolb (Trek-Segafredo), sowie Alexander Kristoff (Katusha-Alpecin) und Sonny Colbrelli (Bahrain-Merida). Sollte die Etappe noch härter gefahren werden, als bislang erwartet, rücken eventuell sogar Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors) und Alejandro Valverde (Movistar) in den Fokus. Nicht auszuschließen ist aber auch ein erster Erfolg der Ausreißer.
*** Peter Sagan
** Greg Van Avermaet, Sonny Colbrelli
* Julian Alaphilippe, Alejandro Valverde, Michael Matthews
Alles in Allem muss der Favorit Peter Sagan sein. Der Weltmeister hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass er sich eine solche Chance kaum nehmen lässt. Kann man ihn an der Côte de la montagne de Locronan 23,5 Kilometer vor dem Ziel nicht abschütteln, wird er schwer zu schlagen sein.