MTB News: Vom 17. bis 19. Mai 2019 gastiert der Mercedes-Benz UCI Mountainbike Weltcup in Albstadt. Als Hoffnungsträgerin des deutschen Mountainbike-Sports und Lokalmatadorin geht auch Ronja Eibl, die seit Schülertagen von Bernhard Mast-Sindlinger betreut und trainiert wird, an den Start. In einem Interview zwischen Trainingslager auf Gran Canaria und Abiturs-Vorbereitungen sprach die Botschafterin für die WM 2020 über ihre Ziele und Erwartungen, aber auch über Rückschläge.
Ronja, hätten Sie damit gerechnet, im ersten U23-Jahr gleich so durchstarten zu können?
Nein. Ich wusste ja gar nicht, wo ich mich einsortieren soll. Klar, man überlegt schon und vergleicht sich mit denen, die ein Jahr zuvor von den Juniorinnen aufgerückt sind, aber das ist alles vage. Deshalb habe ich auch längst nicht so viel erwartet. Umso mehr habe ich mich natürlich gefreut, dass es so gut lief.
Haben Sie denn von 2017 auf 2018 das Trainingspensum gesteigert oder woher kam der Leistungsschub?
Ich würde schon sagen, dass ich einen Leistungssprung gemacht habe. Bei Tests kann man das schon sehen, obwohl, ehrlich gesagt, für mich nicht so aussagekräftig ist. Aber ich habe mir im jüngsten Jahrgang auch weniger Druck gemacht und musste nicht so viel von mir erwarten. Ich denke, das hat auch geholfen. Ansonsten haben wir deutlich mehr Grundlagentraining gemacht, weil es darum ging sich an die längere Renndistanz anzupassen. Dadurch habe ich dann auch das Laktat nicht mehr so weit nach oben bekommen.
Sie sprechen von Erwartungen. Welche hatten Sie denn für 2018?
Ich hatte schon konkrete Ziele vor Augen, die muss man ja auch haben. Mit dem BDR (Bund Deutscher Radfahrer) macht man eine Zielvereinbarung. Die habe ich aber nie abgegeben 🙂 Es ist immer was dazwischengekommen und dann habe ich sie vergessen. Neulich habe ich sie wiedergefunden. Ich muss sagen, da habe ich mich sehr unterschätzt 🙂
… und für 2019?
Klar, jetzt würde ich (im U23-Weltcup) schon gerne konstant in die Top Fünf fahren und jeweils das Weltcup-Podest anstreben. Gleiches gilt für die EM und die WM und meinen Deutschen Meistertitel in der U23 verteidigen. Das sind hoch gesteckte Ziele, aber sie sind nicht unmöglich zu erreichen. Ich brauche den Ansporn. Aber schauen wir mal, es muss auch nicht unbedingt alles klappen.
Ausgerechnet beim Heimweltcup in Albstadt hatten Sie 2018 eines Ihrer wenigen Negativerlebnisse.
Ja, das war arg frustrierend. Ich habe so auf dieses Rennen hin gefiebert. Es waren so viele Leute wegen mir gekommen, ich war sehr aufgeregt es lief es so gut und dann passiert so was. Und es lag noch nicht mal an mir.
Die andere Seite der Medaille Spitzensport, diese bemerkenswert schnelle Runde beim WM-Staffelrennen in Lenzerheide, hat die Sie für das Einzelrennen unter Druck gesetzt?
Puhh, nee, eigentlich nicht. Klar habe ich mich gefreut, aber es hat mir vor allem mehr Sicherheit gegeben. Vor Meisterschaften mache ich mir meistens viele Gedanken.
Gerade bei nationalen und internationalen Titelkämpfen ging bei Ihnen in der Vergangenheit häufiger auch was schief…
Ja. Krankheiten, Defekte, Stürze. Ich weiß nicht ob man das so pauschal auf Meisterschaften zurückführen kann. Vielleicht war es auch blöder Zufall, aber mein Trainer meint schon, dass ich mich da oft zu sehr unter Druck setze.
Und das haben Sie jetzt besser im Griff?
Ich habe zumindest gelernt nicht voll in Panik zu geraten, wenn in der Vorbereitung was nicht so läuft wie ich mir das vorgestellt habe. Aus Erfahrungen wie zum Beispiel in Haiming im Jahr zuvor. Da lief am Tag vorher alles schief und das Rennen war trotzdem gut. Gelassen zu sein bringt einfach mehr.
Sind Sie generell ein Typ, der sich viele Gedanken macht?
Im Nachhinein eher nicht, mehr vorher. Vor allem im Frühjahr mache ich mir viele Gedanken. Auch jetzt. Andere sind schon früher Rennen gefahren und ich stelle mir vor, ob ich mithalten kann.
Sie haben sich jetzt erst mal mit den Abiturs-Prüfungen zu beschäftigen.
Ja, aber ich denke, das bekomme ich hin 🙂 Von den ersten Rennen erwarte allerdings erst mal noch nicht so viel. Trainingstechnisch habe ich bis jetzt noch nicht zurückstecken müssen, aber ich vermute, dass ich vom Kopf her noch hinterherhinke.
Das wird oft unterschätzt.
Ja, aber dann kommen die Osterferien und ich habe dann Abstand. Bis zum Weltcup in Albstadt bleibt noch genügend Zeit.
Stichwort: Mercedes-Benz UCI Mountainbike World Cup in Albstadt. Was nehmen Sie sich für den 19. Mai vor?
Ich will auf jeden Fall keinen Defekt haben und aufs Podest fahren. Vom Profil her liegt mir die Strecke und ich habe Heimvorteil, auch wenn ich gar nicht oft drauf trainiere.
Gibt es bei Ihnen auch so was wie Vorfreude auf die WM 2020 in Albstadt?
Ja, das kommt immer mal wieder auf. Ich freue mich, dass ich die WM als Heimrennen fahren kann. Wer kann das schon? Es wäre schon schön da ein sehr gutes Ergebnis einzufahren, vielleicht sogar um den (U23-) Titel mitzufahren. Ich denke, dass ich mich auch anders darauf vorbereiten werde. Meist dümple ich am Anfang vom Jahr noch so vor mich hin 🙂 , da wird dann anders trainiert.
2020 ist auch das Olympiajahr. Sie werden schon als eine von mehreren Kandidatinnen gehandelt. Ist das ein Thema für Sie?
Ja, schon. Der Bundestrainer hat mich auch schon drauf angesprochen. Es geht ja erst mal drum, dass wir zwei Startplätze einfahren. Es wäre schon cool, wenn ich die Erfahrung machen könnte, das bringt ja auch was für die Zukunft. Aber ehrlich gesagt, kenne ich die Kriterien für mich als U23-Fahrerin gar nicht.
Sie haben im September Elisabeth Brandau zweimal geschlagen.
Bundesliga-Rennen sollte man in dem Zusammenhang nicht allzu hoch bewerten. Ich kann sehr schnell sein, wenn es um einen Höhepunkt geht, aber ich weiß, dass Lisa (Brandau) und Adel (Morath) auch super schnell sein können. Von der Elite bin ich noch ein ganzes Stück weg.
Mit Beginn dieses Jahres sind Sie vom lokalen Team Gonso-Simplon zum Profi-Team Corendon-Circus gewechselt. Werden Sie da nicht im Schatten des niederländischen Superstars Mathieu van der Poel stehen?
Ich denke, das hat für mich hauptsächlich Vorteile. Wenn sich der Fokus zu 90 Prozent auf eine Person bezieht, kann ich im Hintergrund mein Ding machen. Im ersten Jahr in einem Profi-Team ist das sicher gut für mich. Ich bin aber sehr gespannt wie das alles laufen wird.
Sie haben sich ja auch als Botschafterin für die WM 2020 zur Verfügung gestellt. Mögen Sie das, im Fokus zu stehen?
Das kann ich gar nicht beantworten. Ich stand ja noch nie so richtig intensiv im Fokus. Vielleicht würde ich mich daran gewöhnen, aber es kann sicher auch nerven.
Dann hoffen wir mal, dass wir Sie nicht zu sehr genervt haben und bedanken uns für das Gespräch.