Test / Gravelbike: Donnelly war mir zunächst kein Begriff. Doch ein paar Suchanfragen später lüftete sich das Geheimnis. Donnelly hieß davor Clément und hat traditionsreiche Wurzeln im Bereich Cyclocross-Reifen. Da ist es natürlich naheliegend sich auch dem Thema Gravel zu widmen. Mit dem Donnelly G//C wagt sich die Marke nun auch in den Rahmen/Komplettradbereich und stellt damit auch das passende Bike für die bekannten Gravelreifen bereit.
Donnelly G//C – Der Rahmen
G//C steht ganz einfach für Gravel // Carbon. Wie es der Name schon erahnen lässt, besteht der komplette Rahmen samt Gabel aus Carbon. Das Design kommt von von Rolf Singenberger, der davor schon für Eddy Merckx und BMC gearbeitet hat. Im Gesamteindruck bringt der Rahmen eine sehr schlichte Optik im Zusammenspiel mit der sandfarbenen Lackierung mit. Besonders hervorzuheben gilt die schön gestaltete interne Zugverlegung, die das Bike sehr clean wirken lässt.
Der Rahmen bietet maximal Platz für 50 mm Reifen mit 650B Felgen oder 40 mm Reifen mit 700C Felgen. Damit dürften wohl alle Gravel-Fans zufrieden sein. Am Rahmen sind zudem Halterungen für Gepäckträger oder Schutzbleche vorgesehen. Die Geometrie des G//C könnte auch von einem Rennrad kommen. Der Lenkwinkel fällt nicht zu flach aus und die Kettenstreben sind eher lang gestaltet, das verspricht ein sportliches Bike für die schnelle Langstrecke.
Donnelly G//C
XS | S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 480 | 510 | 530 | 550 | 570 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 525 | 535 | 545 | 560 | 575 |
Steuerrohr (in mm) | 120 | 140 | 150 | 170 | 190 |
Kettenstrebe (in mm) | 435 | 435 | 435 | 435 | 435 |
Radstand (in mm) | 1026 | 1027 | 1027 | 1032 | 1041 |
Lenkwinkel (in °) | 70,5 | 71 | 71,5 | 72 | 72 |
Sitzwinkel (in °) | 74,5 | 74 | 73,5 | 73 | 72,5 |
Reach (in mm) | 375 | 375 | 377 | 380 | 384 |
Stack (in mm) | 538 | 557 | 568 | 589 | 606 |
Donnelly G//C – Die Ausstattung
Unser getestetes Donnelly gibt es so nicht von der Stange. Der deutsche Donnelly Importeur Cosmic Sports hat sich bei unserem G//C Testrad ein paar feiner Teile aus dem eigenen Regal bedient. Abweichend vom Standard ist schon mal das Cockpit. Hier wird auf Ritchey WCS gesetzt. Am typischen WCS Vorbau ist ein WCS Ergomax Lenker verbaut. Dieser soll mit 10 mm Rise und 4° Kröpfung nach hinten für eine ergonomische Sitzposition sorgen. Außerdem biegt sich der Unterlenker Graveltypisch um 12° nach außen für mehr Kontrolle auf ruppigen Untergrund. Ebenfalls aus dem Hause Ritchey kommt der Sattel. Mit dem WCS Stream wurde hier ein sportlicher Klassiker gewählt.
Ein weiterer Hersteller aus dem Cosmic Sports Portfolio kommt bei Stütze und Kurbel zum Zug: Cane Creek. Mit der eeSilk wurde eine Stütze mit Elastomer-Dämpfung für mehr Komfort verbaut. Sie bietet bis zu 20 mm vertikale Nachgiebigkeit und kann in der Härte mittels fünf verschiedener Elastomere angepasst werden. Absolutes Highlight ist die Cane Creek eeWings All-Road Kurbel aus feinstem Titan. Mit einer UVP von 999 € wird hier schon ein sehr edles Teil verbaut. Mit 395g macht sie gewichts-technisch auch modernen Carbonkurbeln Konkurrenz.
Die Laufräder kommen wiederum von Donnelly selbst und hören auf den Namen Ushuaia. Diese sind für den Tubeless-Einsatz vorgerüstet und kommen mit einer Innenweite von 23 mm. Somit sollte die Felgen auch kein Problem mit mit den verbauten Donelly X´Plor MSO Reifen in der Dimension 700×40 haben.
Wie schon erwähnt wird beim Donnelly auf eine 2-fach Konfiguration gesetzt. Gepaart wird die edle Cane Creek eeWings Kurbel mit einem Sram Force 22 Antrieb mit 11 Ritzeln am Heck. Passend dazu werden auch die zuverlässigen Sram Force Bremsen mit 160 mm Rotoren verbaut. Das Gesamtpaket vom Donelly G//C kommt dann auf ordentliche 9,24 kg.
Rahmen | Donnelly G//C |
Federgabel | Donnelly G//C |
Laufräder | Donnelly Ushuaia |
Reifen | Donnelly X´PLOR MSO |
Schaltwerk | Sram Force 22 |
Schalthebel | Sram Force 22 |
Kurbel | Cane Creek eeWings Allroad |
Umwerfer | Sram Force 22 |
Bremse | Sram Force |
Sattelstütze | Cane Creek eeSilk |
Sattel | Ritchey WCS Stream |
Vorbau | Ritchey WCS |
Lenker | Ritchey WCS Ergomax |
Anmerkung: Mittlerweile hat Cosmic Sports den Vertrieb der Donelly Bikes – so auch des G//C eingestellt. Kaufinteressenten bleibt derzeit also nur der Weg direkt über den Hersteller und der Selbstimport. Zumindest, bis ein neuen Importeur für Europa gefunden ist.
Donnelly G//C – Auf der Straße und Schotter
Die erste Sitzprobe auf dem G//C fällt angenehm sportlich aus. Wir fahren mit etwas Sattelüberhöhung, aber der komfortable Lenker gleicht das Ganze etwas aus. Die ersten Meter auf Asphalt fielen auch positiv aus. Die Sram Force 22 wechselt die Gänge sauber und die X´Plor MSO Reifen rollten angenehm. Auf unwegsamen Schotterwegen zeigte sich das Donnelly als ein sehr komfortables Bike. Die leicht flexende Gabel und die Cane Creek Stütze harmonierten gut und absorbierten kleine Schläge ab. Das kommt auf Dauer dem Fahrer sehr entgegen, da man flüssiger treten kann, man deutlich entspannter auf dem Bike sitzt und dadurch langsamer ermüdet. Etwas problematisch war die Sattelklemmung der Stütze. Die Sternmutter lockerte sich ab und zu und musste nachjustiert werden. Nicht zu unterschätzen ist auch der richtige Luftdruck in den Reifen. Hier muss man abhängig von der Route und dem Gelände etwas Fingerspitzengefühl zeigen und einen guten Kompromiss zwischen Komfort, Rollwiderstand und Traktion finden.
Wurde es ruppiger kam das Donnelly etwas an seine Grenzen. Feuchter und schmieriger Untergrund brachte die Reifen recht schnell ins Rutschen und es wurde unangenehm. In steilerem Terrain hätte man sich einen kleineren Gang gewünscht, damit das Bike mit einer höheren Trittfrequenz bewegt werden kann. Hier hätte ich persönlich auch einen 1-fach Antrieb bevorzugt, zumal am Rahmen auch kein Chainsuck-Blech montiert wurde. Bei hektischen Gangwechseln zog es schonmal die Kette zwischen Kettenblatt und den schön lackierten Rahmen. Schwierig war es auch in engen Kurven. Bei starkem Einlenken kann es nämlich durchaus passieren, dass man den Reifen mit der Fußspitze berührt.
Das Donnelly gehört eher auf die weiten Schotter- und Sandstraßen dieser Welt, aber auch auf Asphalt fühlt es sich wohl und es machte uns großen Spaß lange Distanzen zu absolvieren. Das Bike lässt sich lange schnell bewegen und fühlt sich trotzdem sehr komfortabel an. Für diesen Einsatzzweck könnte man allerdings noch etwas dünnere Reifen montieren, damit man ein noch leichter rollendes und agileres Bike erhält. Zum Kilometerfressen ist das Donnelly also ideal. Man kann es sich auch mit Gepäck für längere Reisen vorstellen. Zumal durch das gute Gewicht und die guten Klettereigenschaften auch Alpenpässe kein Problem sein sollten – die nötigen Oberschenkel vorausgesetzt.