Radsport Highlights: Andy Schleck hat viele Jahre bei der Tour de France geprägt. Besonders in Erinnerung blieben seine Duelle mit Alberto Contador. Doch bei der Tour de France 2011 musste er sich gegen Cadel Evans behaupten.
Andy Schleck musste alles riskieren
Nachdem Alberto Contador der Toursieg 2010 aberkannt wurde, kann Andy Schleck sich nachträglich als Gewinner der Tour de France bezeichnen. Doch im Gelben Trikot über die Champs-Élysées fahren und sich dort auf dem Podium als Gesamtsieger feiern lassen durfte er sich nie. Dabei war er im Jahr 2011 so nah dran wie nie. Obwohl er bereits aussichtslos zurücklag, kämpfte er sich mit einer Hauruck-Aktion zurück ins Geschäft. Vor dem Start der 18. Etappe hatte damit niemand mehr gerechnet. Andy Schleck lag 2:36 hinter Leader Thomas Voeckler und 1:18 hinter Cadel Evans. Während die Zuschauer davon ausgingen, dass der Franzose noch einbrechen wird, wurde der Australier als klarer Favorit ausgemacht. Im Gegensatz zu den Schleck-Brüdern galt er als erstklassiger Zeitfahrer. So musste sich Andy Schleck auf der 18. Etappe etwas ungewöhnliches einfallen lassen. Auf dem Weg zur Bergwertung am Col d’Izoard griff er an – über 50 Kilometer vor dem Ziel.
Evans hat den Großangriff unterschätzt
Seinem frühen Angriff wollte niemand der Favoriten folgen. Zu weit war die Ziellinie entfernt und zu weit lag Andy Schleck in der Gesamtwertung zurück – vor allem mit Hinblick auf das kommende Zeitfahren. Doch der Luxemburger präsentierte uns allen seine Spitzenklasse, indem er seien Vorsprung über die Gebirgspässe hinweg immer weiter ausbauen konnte. Irgendwann war sein Vorsprung so groß, dass auch Cadel Evans langsam aber sicher um seine Chancen fürchten musste. Während Frank Schleck sich an dessen Hinterrad klemmte und Thomas Voeckler ohnehin froh darüber war, mit den besten Kletterern mithalten zu können, musste Cadel Evans nun die gesamte Arbeit allein verrichten.
Die Tour 2011 war ein Wechselbad der Gefühle
Andy Schleck gewann am Galibier mit einem Vorsprung von 2:07 auf Bruder Frank und 2:15 auf Evans. Voeckler verteidigte sein Gelbes Trikot um 15 Sekunden. Doch viel wichtiger: Andy Schleck und Cadel Evans trennten nun knapp eine Minute. Einen Tag später sollte sich Andy das Gelbe Trikot holen. Endlich könnte es mit dem ersten richtigen Toursieg klappen. Schließlich hat Cadel Evans schon einmal bei einem entscheidenden Zeitfahren bei der Tour de France gepatzt. Damals ging er gegen Carlos Sastre als Favorit ins Rennen und konnte sich das Gelbe Trikot nicht mehr zurückholen. Aber diesmal behielt er seine Nerven. Cadel Evans gewann die Tour mit 1:34 vor Andy Schleck – und der konnte wieder nicht in Gelb über die Champs-Élysées fahren …
Die Tour de France 2011 wurde aus Sicht der Schleck-Brüder in der Dokumentation THE ROAD UPHILL verfilmt.