Radsport Highlights: Drei gegen Einen. Das klingt nach keiner fairen Angelegenheit. Doch bei Omloop Het Nieuwsblad 2015 konnte sich Ian Stannard tatsächlich gegen drei Fahrer eines Teams durchsetzen.
Stannard gelingt die Titelverteidigung
Der Radsport schreibt die verrücktesten Geschichten. Eine davon wird seit dem 28. Februar 2015 erzählt. Auf dem Programm stand die 70. Austragung von Omloop Het Nieuwsblad. Wie gewohnt war es kalt und ungemütlich. Doch genau bei diesen Bedingungen blühen die Klassiker-Spezialisten auf. Schon im Vorjahr konnte Ian Stannard dieses Rennen gewinnen und damit dem Team Sky den ersten Erfolg bei einem Klassiker bescheren. 2015 sollte ihm dies erneut gelingen, auch wenn es lange nicht danach aussah. Rund 40 Kilometer vor dem Ziel befand sich der Brite nach dem Leberg in einer vierköpfigen Spitzengruppe. Eigentlich eine gute Ausgangsposition – wären da nicht drei Profis von Etixx – Quick-Step bei ihm.
Quick-Step verzockt den Sieg
Allein gegen drei Profis einer Mannschaft zu fahren, scheint eine ausweglose Situation zu sein. Ian Stannard überließ die Arbeit voll und ganz seinen Begleitern. Weil sich dahinter eine gefährliche Verfolgergruppe mit Sep Vanmarcke und Greg Van Avermaet formierte, wollte das belgische Team alles daran setzen, dass es zu keinem Zusammenschluss mehr kommt. Stijn Vandenbergh, Tom Boonen und Niki Terpstra wechselten sich mit der Führungsarbeit ab und konnten so sicherstellen, dass das Quartett mit einem komfortablen Vorsprung die letzten fünf Kilometer erreichte. Schließlich entbrannte der Kampf um den Tagessieg, denn Ian Stannard konnte unterwegs nicht abgeschüttelt werden. Also mussten es die Profis von Quick-Step nun auf den letzten Kilometern versuchen. Nachdem ein Angriff von Tom Boonen von Ian Stannard zugefahren wurde, konnte sich Niki Terpstra tatsächlich absetzen. Doch anstatt nun dem Konkurrenten die Nachführarbeit zu überlassen, fuhr Stijn Vandenbergh seinem eigenen Teamkollegen hinterher – ein großer taktischer Fehler.
Lefevere zeigt sich als schlechter Verlierer
Nachdem Stijn Vandenbergh und Tom Boonen nicht mehr folgen konnten, kam es zum Zweiersprint zwischen Niki Terpstra und Ian Stannard, den schließlich der Brite vor dem Niederländer gewann. Quick-Step musste sich nach dem Rennen natürlich viel Häme und Kritik anhören. Teamchef Patrick Lefevere war jedoch wenig selbstkritisch und griff stattdessen den Sieger an.
Patrick Lefevere:
„Stannard war heute der Teamkapitän. Ein Kapitän, der 40 Kilometer an den Hinterrädern fuhr. Ein Fahrer seines Niveaus, ein Kapitän, bleibt nicht 40 Kilometer lang am Hinterrad. Stannard tat, was er tun musste. Dann wieder denke ich, dass ein Fahrer seines Kalibers aus diesem Team sich an der Tempoarbeit hätte beteiligen müssen, bis der Abstand 40 Sekunden betragen hätte.“
Ian Stannard:
„Ich hätte gerne mal gesehen, wie Lefevere die Sache gesehen hätte, wenn drei Sky-Fahrer und nur einer von seinem Team zusammen gewesen wären. Das sind eben Radrennen. Sie haben am Ende des Tages eine falsche Taktik gewählt und es mir ziemlich einfach gemacht. Nicht, dass es einfach ist, gegen diese Jungs zu gewinnen. Aber sie haben mir den Sieg auf dem Silbertablett serviert.“