Test: Mit dem Abus Bordo Alarm 6000A hatten wir eines der wenigen momentan erhältlichen Alarmschlösser für Fahrräder im Test. Das Konzept geht auf und bietet viel Sicherheit – auch wenn das Abus Alarmschloss nicht ganz perfekt ist.
Bei Autos und auch Motorrädern längst die Regel – am Fahrrad noch immer die Ausnahme: Schlösser mit eingebautem Alarm. Wieso eigentlich? Gerade im Zeitalter hochwertiger E-Bikes, die nicht selten preislich auf dem Niveau von Motorrädern liegen, steigt auch die Diebstahlgefahr und als Besitzer sollte man entsprechende Präventiv-Maßnahmen ergreifen. Wenig überraschend hat Abus mit dem Bordo Alarm 6000A als einer der wenigen Hersteller überhaupt ein hochwertiges Fahrradschloss mit einer integrierten Alarmfunktion im Programm. Wenig überraschend schlicht deshalb, da das deutsche Traditionsunternehmen breit aufgestellt ist und in der Vergangenheit beispielsweise im Motorrad-Segment bereits Erfahrung mit derartigen alarm-gesicherten Lösungen sammeln konnte.
Nüchtern betrachtet basiert das Bordo Alarm 6000A auf dem regulären Bordo 6000 – ein Faltschloss, das entweder in 90 oder 120 cm Länge erhältlich ist und das dank der 5 mm starken Stahlstäben und dem Abus Plus Schließzylinder im firmeninternen Ranking die Sicherheitsstufe 10 (von 15) erreicht. Wieso Abus sich entschieden hat, nicht das sicherste Faltschloss im eigenen Portfolio, das Bordo Granitx Plus 6500 (Sicherheitslevel 15) mit einer Alarmfunktion auszustatten? Das dürfte wohl primär am Gewicht liegen: Schon das Bordo 6000 ist mit 1.200g alles andere als ein Leichtgewicht, zumal die Alarm-Variante noch ca. 250g mehr auf die Waage bringt. Wer dennoch maximale Sicherheit und einen zusätzlichen Alarm möchte, kann sich alternativ das neue Bordo Smartx 6500A ansehen, das zudem noch ohne Schlüssel auskommt und sich per Handy entsperren lässt, dafür aber deutlich über 2 kg wiegt. Wir halten das Abus Bordo Alarm 6000A deshalb für einen guten Mittelweg – denn was bringt das beste Schloss, wenn man es im Fall der Fälle zuhause lässt, weil es zu schwer ist?
Unser Test-Schloss hatte eine Länge von 90cm, war also die etwas kürzere der beiden erhältlichen Varianten. Hier ist beim Ansperren manchmal durchaus Kreativität gefordert, vor allem wenn man beispielsweise ein E-Bike mit integriertem Akku am Unterrohr anschließen möchte. Hier würden wir in diesem Fall wohl eher zur 120 cm Variante greifen, auch wenn sie etwas schwerer ist. Der Alarm im Schlossinneren reagiert auf Erschütterungen, also immer dann, wenn sich jemand am Schloss oder am Rad selbst zu schaffen macht.
Nun ist es aber in der Stadt eben so, dass Erschütterungen nicht nur dann passieren, wenn jemand das Rad stehlen möchte, sondern auch dann, wenn es beispielsweise an einem der überfüllten Radständer abgeschlossen ist. Um zu verhindern, dass in diesen Fällen immer sofort ein (Fehl-)Alarm ausgelöst wird, hat Abus eine Art Schutzfunktion implementiert: Das Schloss gibt zunächst einige hörbare, aber nicht allzu laute Warntöne ab. Erst, wenn die Erschütterungen auch in der Folge nicht aufhören, ertönt der 100 db laute, richtige Alarm. Wenn man gar den Alarm grundsätzlich nicht aktivieren möchte (beispielsweise beim Transport), einfach den Schließbügel nur zur Hälfte in den Zylinder stecken. Das Schloss rastet dennoch spürbar ein und ist sicher – nur eben ohne die Alarmfunktion.
Soweit also die Theorie – und in der Praxis konnte uns das Schloss zum überwiegenden Teil überzeugen. Wirklich positiv hervorzuheben wäre hier zunächst die sehr gute, mitgelieferte Rahmenhalterung. Diese lässt sich beispielsweise an Flaschenhalter-Bohrungen montieren und hält das Schloss nicht nur bombenfest, sondern drückt es auch leicht zusammen. So hat man während der Fahrt keine Klappergeräusche, wie man sie von vielen anderen Faltschlössern kennt. Auch die Ummantelung der Kettenglieder weiß zu gefallen und schützt den Rahmen beim Anschließen vor Kratzern. Die Funktionsweise des Schlosses ist simpel, die Bedienung der Alarmfunktion ein Kinderspiel. Thema Batterielaufzeit: Abus verbaut eine CR2 Batterie und verspricht sehr lange Laufzeiten, die wir nach dem Test durchaus auch bestätigen können. So soll das Schloss nach dem Verschließen einen Hinweiston von sich geben, wenn die Batterie getauscht werden soll – gehört haben wir diesen Ton auch nach ausführlicher, langer Testphase nicht.
Alles super also? Leider nicht ganz: Der Schließmechanismus erwies sich ab und an als erstaunlich widerspenstig. Wir brauchten teils mehrere Versuche und erstaunlich lange, bis wir das Schloss zum Öffnen bewegen konnten. Das wäre nun nicht allzu tragisch, wäre da nicht die Alarmfunktion – während man nämlich entnervt versucht, sein Schloss zu öffnen, wird man vom „Voralarm“ daran erinnert, sich zu beeilen, da man im ungünstigsten Fall ansonsten die komplette Nachbarschaft aus dem Bett holt. Mit etwas Übung gelingt das Öffnen schneller, aber gerade in Kombination mit der Alarmfunktion würden wir uns hier eine etwas weniger hakelige Handhabung wünschen.