Radsport: Miguel Angel Lopez hat etwas überraschend die 17. Etappe der Tour de France gewonnen. Der Kolumbianer nutzte seine Erfahrung in der Höhe und jubelte in Méribel vor Primoz Roglic und Tadej Pogacar.
Bernal gibt auf
Herzlich Willkommen zur letzten richtigen Bergankunft der Tour de France 2020. Nach dem Start in Grenoble mussten die Profis auf der heutigen 17. Etappe zuerst denn Col de la Madeleine bezwingen und anschließend zum ersten Mal in der Geschichte den Col de la Loze. Wer nach 170,0 Kilometern die Ziellinie in Méribel zuerst überschritt, musste also ein absoluter Top-Kletterer sein. Nicht bis zum Schlussanstieg warten wollten die fünf Ausreißer. Drei darunter waren bereits gestern aktiv. Zu Lennard Kämna (Bora – hansgrohe), Richard Carapaz (Ineos) und Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) haben sich heute Gorka Izagirre (Astana) und Dan Martin (Israel Start-Up Nation) gesellt. Sein Unterfangen, noch zur Spitzengruppe aufschließen zu können, musste Daryl Impey (Mitchelton – Scott) schließlich aufgeben. Wer erwartet hat, dass sich Vorjahressieger Egan Bernal (Ineos) noch einmal offensiv präsentiert, sah sich getäuscht. Der Kolumbianer trat gar nicht erst zur Königsetappe an.
Grünes Trikot: Bennett baut Führung aus
Obwohl heute selbstverständlich die Berge im Fokus standen, ging es auch im Kampf um das Grüne Trikot in die nächste Runde. In La Rochette sicherte sich die Spitzengruppe die meisten Punkte. Aus dem Feld heraus platzierten sich einmal mehr Sam Bennett (Deceuninck – Quick-Step) und Michael Morkov (Deceuninck – Quick-Step) vor Peter Sagan (Bora – hansgrohe). Damit liegt der Ire nun 47 Punkte vor dem Slowaken. Eine deutliche Führung zwar, aber entschieden ist dieser Fight noch nicht. Vor allem auf der 19. und 21. Etappe sind noch einige Punkte zu vergeben. Will Peter Sagan das Grüne Trikot in Paris überreicht bekommen, muss er nicht nur auf dem dortigen Rundkurs ordentlich punkten, sondern vor allem auch auf der 19. Etappe um den Sieg mitsprinten – während Sam Bennett dann leer ausgehen sollte.
Bahrain – McLaren übernimmt das Kommando
Den Col de la Madeleine hinauf musste sich Lennard Kämna eingestehen, dass er bei seinem Etappensieg am Vortag doch zu viele Kräfte gelassen hat. Einen weiteren Husarenritt nur einen Tag später konnte er nicht hinlegen. Er fiel aus der Spitzengruppe zurück, ebenso wie später in der Abfahrt Dan Martin. Der Vorsprung des übrig gebliebenen Trios sank von über 5 Minuten auf unter 2 Minuten. Hauptverantwortlich dafür war das Team Bahrain – McLaren. Völlig überraschend riss die Mannschaft in den rot-orangen Trikots das Kommando an sich. So konnten schon am Col de la Madeleine einige Fahrer nicht mehr folgen. Unter anderem verabschiedete sich Nairo Quintana (Arkéa – Samsic) aus den Top 10 der Gesamtwertung. Im Schlussanstieg fiel auch das Spitzentrio auseinander. Nur noch Richard Carapaz konnte sich noch vor der Favoritengruppe halten.
Carapaz wehrt sich
Mit den Edelhelfern Pello Bilbao und Damiano Caruso forcierte die Mannschaft Bahrain – McLaren den Col de la Loze hinauf erneut das Tempo. Nach und nach fielen weitere Fahrer zurück, darunter Guillaume Martin (Cofidis). Auch einige Helfer von Leader Primoz Roglic (Jumbo – Visma) mussten die Segel streichen. Doch Richard Carapaz konnte einen Vorsprung von rund 30 Sekunden über mehrere Kilometer hinweg halten. 4,0 Kilometer vor dem Ziel übernahm David de la Cruz (UAE) für seinen Kapitän. Plötzlich konnte Mikel Landa (Bahrain – McLaren) nicht mehr folgen, für den seine Mannschaft den ganzen Tag gearbeitet hat. Auch für Rigoberto Uran (EF) wurde es zu schnell. Nur noch Primoz Roglic (Jumbo – Visma), Tadej Pogacar (UAE), Miguel Angel Lopez (Astana), Richie Porte (Trek – Segafredo) und Edelhelfer Sepp Kuss (Jumbo – Visma) waren zusammen vorn, als Richard Carapaz 3,5 Kilometer vor dem Ziel eingeholt wurde.
Miguel Angel Lopez ist der lachende Dritte
Nach einer weiteren Tempoverschärfung konnten sich Miguel Angel Lopez und Sepp Kuss absetzen. Primoz Roglic ließ bewusst eine Lücke aufgehen, um seine Konkurrenten zu provozieren. Diese Chance wusste der Kolumbianer auszunutzen. Miguel Angel Lopez schüttelte seinen Begleiter ab und fuhr dem Etappensieg entgegen. Dahinter konnte Sepp Kuss seinem Kapitän noch ein wenig helfen. Dem gelang es wiederum, seinen Landsmann Tadej Pogacar zu distanzieren. Jeder für sich fuhr die letzten 2,0 Kilometer Richtung Ziellinie in Méribel auf 2.304 Metern Höhe. Das Sekundenspiel um den Etappensieg entschied Miguel Angel Lopez für sich, womit er einen großen Schritt Richtung Podium gemacht hat. Der Tour-Sieg scheint vergeben zu sein, da Tadej Pogacar heute wertvolle Zeit auf Primoz Roglic verloren hat.
🚵🏼♂️ Brutal la subida de hoy.
Etapa para Superman López, @rogla aguantó estoicamente y @TamauPogi perdió algún que otro segundo. @MikelLandaMeana y @EnricMasNicolau, notables.#TDF2020 pic.twitter.com/GgnmTMIhly
— Ʌlf⚈ns⚈ SG 💾 (@crazyalf) September 16, 2020