Irgendwie unglaublich, dass es erst 2018 war, als wir Ca Go erstmals auf der Eurobike entdeckten. Nun stehen wir auf einem großen Parkplatz vor den Toren von Koblenz und blicken auf den Ca Go Showroom. Wir sind für einen Hausbesuch verabredet – neben dem Showroom erwartet uns hier nämlich auch ein Blick hinter die Kulissen von Produktion, Montage, Entwicklung und Verwaltung. Alles hier, am Autobahnkreuz Koblenz: Gibt man die Adresse bei Google Maps ein, stößt man neben Ca Go auch auf den Vertrieb RTI Sports und die Ergonomie-Experten von Ergon. Kein Wunder, schließlich teilt man sich neben Geschäftsführer Franc Arnold auch das Gebäude.
Gerade einmal drei Jahre ist es also her, dass das Projekt Ca Go seinen Anfang nahm und heute zweifelsfrei zu den Stars der hiesigen Cargo-Szene gehört. Im Turbo-Tempo ging es von der Idee ins Rampenlicht – trotz widriger Umstände. „Der eigentliche Plan sah nicht vor, die Räder hier bei uns vor Ort zu montieren,“ erzählt unser Gastgeber Ingo Kahnt. Nachdem der ursprünglich angedachte Partner jedoch in finanzielle Schieflage geraten war, machte man bei Ca Go die Not zur Tugend und nutzte die durch RTI Sports vorhandenen Örtlichkeiten. So kam es auch, dass hier nicht nur der Ca Go Showroom beheimatet ist, sondern auch Lager, Produktion und große Teile der Verwaltung. Knapp 30 Mitarbeiter zählt das junge Unternehmen derzeit. Direkt in Koblenz auf dem Uni-Campus sitzt zudem die Entwicklung.
Der Showroom bietet jedem Interessierten detaillierte Einblicke in das bis dato einzige Produkt von Ca Go, das FS200. Ebenso sind hier natürlich Probefahrten möglich. Um die Menschen auch in ihrem Zuhause intensiv beraten zu können, wurden sogar zwei Virtual-Reality Brillen angeschafft.
Wenige Meter vom Showroom entfernt befindet sich das Herz von Ca Go. Hier laufen sämtliche Fäden zusammen und aus mehreren Hundert Einzelteilen entsteht ein fertiges Lastenrad. Auch die Qualität der angelieferten Teile wird direkt geprüft; jeder Rahmen muss vor dem geschulten Blick der Mitarbeiter bestehen. Lackierung, Schweißnähte, Rahmenmaße – all das wird für jedes Rad vor der Montage kontrolliert.
Einige Räder stehen schon zur Abholung bereit. „Freitags ist Abhol-Tag bei uns. Die Kunden können ihre neuen Bikes wahlweise beim Händler oder auch bei uns direkt abholen und bekommen bei der Gelegenheit auch eine kleine Führung,“ sagt Ingo. Abholung direkt beim Hersteller? Möglich ist dies dank des Hybrid-Vertriebsmodells: Während Kauf und Konfiguration online über wie Webseite stattfinden, übernimmt ein stetig wachsendes Netz von Servicepartnern die Beratung vor dem Kauf, die Auslieferung, den Service danach und auch Probefahrten sind mittlerweile vielerorts möglich. Natürlich kümmern sich diese Partner auf Wunsch auch um die Auslieferung des Bikes. Die Kombination dieser Vertriebsmodelle bietet viele Vorteile; Kunden profitieren von kurzen Lieferketten und den zahlreichen Möglichkeiten zur Individualisierung, ohne nach dem Kauf auf den Service vor Ort verzichten zu müssen.
In einem unscheinbaren Nebenraum entdecken wir zwischen Einzelteilen und Komponenten die Ca Go Testflotte, auf die man hier zurecht sehr stolz ist. Die fünf Bikes haben bereits viele tausend Kilometer auf dem Buckel, die auch ihre Spuren hinterlassen haben. Kein Wunder, denn getestet wird unter harten, praxisnahen Bedingungen. Die knapp zehn Kilometer lange Testrunde führt die bis ans Gewichtslimit beladenen Räder über Asphalt, Schotter und Forstwege – fünf Tage die Woche, bei jedem Wetter. Wer fährt? „Das dürfte einer der beliebtesten Schülerjobs der Region sein,“ schmunzelt Ingo.
Im Nebengebäude sitzen große Teile der Verwaltung – Einkauf, Vertrieb, Kundenservice. Vor allem Letzterer wird groß geschrieben bei Ca Go. „Uns ist klar, dass wir ein beratungsintensives Produkt anbieten und nehmen uns die Zeit, für Käufer und Interessanten da zu sein.“ Mailverläufe mit dutzenden Nachrichten oder stundenlange Telefonate sind da keine Seltenheit. „Na klar erfordert das viel Zeit, aber für uns gehört es zum Konzept. Wir möchten vielleicht nicht unbedingt ein Teil der Familie unserer Kunden werden, aber doch zum Bekanntenkreis gehören. Niemand soll bei Fragen oder sonstigen Anliegen zögern, sich zu melden,“ erklärt Ingo die enge Beziehung zur Ca Go Community.
Knapp 15 Autominuten entfernt statten wir auf dem Uni-Campus noch der Entwicklungsabteilung einen Besuch ab. Hier tüftelt man mitunter an den fast 100 Anbauteilen des FS200, die „aus eigener Feder“ stammen. Dazu zählt natürlich die Transportbox aus EPP-Schaumstoff, die einst die Idee Ca Go erst so richtig ins Rollen brachte. Daraus ging inzwischen das Unternehmen Schumpeter hervor, das für zahlreiche industrielle Anwendungen Bauteile aus Schaumstoff herstellt. Auch das neue All-Weather-Top wurde hier entwickelt und der erste Prototyp hergestellt. Eigentlich hätte das Verdeck für Sonnen- und Witterungsschutz schon früher verfügbar sein sollen, doch es waren einige Revisionen notwendig, „bis das Verdeck unseren Ansprüchen gerecht wurde,“ gibt Ingo zu. „Auch wenn wir das nicht gerne tun, spannen wir unsere Käufer lieber etwas auf die Folter, als ein unfertiges Produkt auszuliefern.“