Radsport: Traditionell eröffnet Mailand – Sanremo auch 2022 die Serie der Monumente. Am morgigen Samstag, den 19. März, wird der erste ganz große Saisonsieg vergeben. Wir blicken auf die Strecke, die Favoriten und die vergangenen Jahre.
Mailand – Sanremo: Erst Langeweile, dann Action
Nicht weniger als 293 Kilometer sind am Samstag von Mailand bis Sanremo zu absolvieren. Während die Profis also stundenlang in die Pedale treten, sitzen die Zuschauer Zuhause stundenlang vor dem Fernseher. Viele Fans jedoch schalten erst in der letzten Rennstunde ein, weil das erste Monument des Jahres oft auch dann erst richtig Fahrt aufnimmt. Der Passo del Turchino ist zur Rennmitte zwar der höchste Berg des Tages, aber er spielt für den Rennausgang keine Rolle. Auch vom Capo Mele, vom Capo Cervo und von Capo Berta sollten wir nicht all zu viel erwarten. Interessant wird es erst auf den letzten 40 Kilometern. Wenn es in Cipressa hinaufgeht, gibt es erste Attacken. Diese werden meist im Flachstück danach neutralisiert. Die Entscheidung fällt am Poggio di Sanremo. Nach rund 287 Kilometern – und damit sechs Kilometer vor Schluss – wird sich zeigen, wer das erste Monument des Jahres gewinnen kann.
Sprinter oder Puncheur?
Obwohl der Poggio di Sanremo nur auf 164 Meter Höhe liegt, ist er einer der gefürchtetsten Anstiege im Radsport. Mit fast 300 Kilometern in den Beinen trennt sich hier die Spreu vom Weizen. Die Teams der Sprinter versuchen ihre Kapitäne in Position zu bringen und ein Tempo anzuschlagen, welchem sie ohne großen Kraftverlust folgen können. Ihnen gegenüber stehen die Puncheur, die mit explosiven Attacken einen Massensprint verhindern möchten. Kommen die Radprofis am Gipfel des Poggio an, geht es um Sekunden. In der Abfahrt gehen die Fahrer hohe Risiken ein, um keine Zeit zu verlieren. Im kurzen Flachstück vor der Ziellinie entscheidet sich dann, ob die Geflüchteten von den Sprinter-Teams wieder zurückgeholt werden oder nicht. Ist die Gruppe enteilt, beginnen dort plötzlich taktische Spielchen und die Zusammenarbeit ist dahin. Nicht selten führt deshalb eine Attacke eines selbstbewussten Solisten zum Erfolg.
Letzte Chance für Philippe Gilbert
Viele Experten sehen in Mailand – Sanremo das Monument, welches am schwierigsten zu gewinnen ist. Das Rennen ist schwer zu kontrollieren und es gibt einen großen Favoritenkreis. Bis heute noch wartet Philippe Gilbert auf einen Sieg. Morgen erhält er eine letzte Chance. Der 39-jährige Belgier wird am Saisonende seine Karriere beenden. In dieser gewann er unter anderem Paris – Roubaix, die Ronde van Vlaanderen, Lüttich – Bastogne – Lüttich und Il Lombardia. Philippe Gilbert hat also 4 von 5 Monumenten gewonnen – nur die Classicissima Mailand – Sanremo fehlt noch.
Velomotion-Prognose zu Mailand – Sanremo:
☆ ☆ ☆ Wout van Aert (Jumbo – Visma)
☆ ☆ Mads Pedersen (Trek – Segafredo), Tadej Pogacar (UAE)
☆ Jasper Philipsen (Alpecin – Fenix), Tom Pidcock (Ineos – Grenadiers), Filippo Ganna (Ineos Grenadiers)