Laufradsatz Vision Team Aero Gravel i23 im Test: Der Alu-Radsatz ist dort in seinem Element, wo Robustheit vor Gewicht geht. Dabei gefällt er mit einem Felgenprofil, das auf breite Tubeless-Reifen zugeschnitten ist, hoher Steifigkeit und angenehmen Fahreigenschaften. Der einfache Aufbau spricht für geringen Wartungsaufwand und langfristige Ersatzteilversorgung.
Wer dachte, Gravelbikes würden etwas bodenständiger sein als Rennräder, sieht sich getäuscht: Auch bei den Breitreifen-Rennern liefert sich die Industrie so manche Materialschlacht mit superleichten Rahmen, teuren Teilen und edelsten Werkstoffen. Und hin und wieder fragt man sich schon, ob all das schöne Material den Bedingungen in der wirklichen Gravel-Welt gewachsen ist – dort, wo der Schotter gegen’s Unterrohr knallt, wo Felgen an kantigen Steinen entlangschrammen und die Unebenheiten der Strecke Stoßwellen durch Rad und Fahrer (-in) jagen.
Stabilität statt Leichtbau-Luxus
Wer das genauso sieht, eher auf Solidität Wert legt statt auf Luxus und sich nicht von jedem Leichtbau-Versprechen rumkriegen lässt – und außerdem gerade auf der Suche nach einem Laufradsatz ist –, der (bzw. die) sollte sich anschauen, was Vision auf Lager hat. Das Unternehmen, das seine Wurzeln im Triathlon hat, kann natürlich auch leicht und aerodynamisch, was bei den Laufrädern freilich nicht gleich „vierstellig“ heißen muss. Aber auch etwas schlichter anmutenden Modellen ist man nicht abgeneigt, und dazu gehört der Vision Team Aero Gravel i23. Die Eckdaten: 379 Euro, also am unteren Rand der Mittelklasse angesiedelt, rund 1.900 Gramm schwer, also am oberen Rand der Gewichts-Skala platziert. Das klingt vertrauenerweckend, denn etwas schwerere Laufräder sind in der Regel auch etwas stabiler – und das ist ebenso relevant bei Touren mit Gepäck wie auf grobem Terrain, wo ein Durchschlag schon mal das Felgenhorn eindellen kann, wenn es zu filigran ist.
Verlässlichkeit ist Trumpf
Und überhaupt: Egal, auf welchem Rad man unterwegs ist, oft genug kommt es nicht auf ein paar Hundert Gramm an, sondern auf Verlässlichkeit; und zu wissen, dass man sein Material nicht schonen muss, ist auch ein gutes Gefühl. Doch die Technik muss natürlich stimmen, und beim Aero Gravel i23 sieht vieles danach aus: Die 30 mm hohe Semi-Aero-Felge ist innen satte 23 mm weit und damit optimal für breite Reifen, und auf die Tubeless-Montage sind sie ebenfalls zugeschnitten. Mehr interessiert uns erst mal nicht, den beim Graveln ist die Reifenfrage eigentlich wichtiger als die Laufradfrage – Stabilität und Haltbarkeit der Räder vorausgesetzt.
Vision liefert den Alu-Radsatz mit konventionellem Felgenband aus, das natürlich runter muss und 25 mm breitem Schwalbe-Tubelessband weicht. Mit letzterem kommen die Räder an die Waage: 870 Gramm vorne, 1.060 Gramm hinten, also immer noch etwas unter der magischen Zwei-Kilo-Marke (und exakt so viel, wie auf der Website von Vision angegeben). Angesichts der tiefen Felgen kommt dieser Wert nicht überraschend; von einem wirklich leichten Radsatz trennen den Aero Gravel i23 keine 200 Gramm pro Laufrad – die dann freilich teuer bezahlt werden müssten.
Einfache Tubeless-Montage
Ein Augenöffner ist die Montage der 35 mm breiten Schwalbe G-One Allround, mit denen wir die Laufräder fahren wollen: Beide Reifen lassen sich mit geringem Kraftaufwand und ohne Werkzeug über den Felgenrand drücken, und mit der normalen Standpumpe befüllt, dichten sie sofort ab und ploppen gleichmäßig unters Felgenhorn. Ein Fläschchen Tubeless-Milch pro Laufrad sorgt für dauerhafte Dichtheit, nachdem es anfangs etwas durch den Felgenstoß gepfiffen hat.
Vision baut den Radsatz mit je 24 gekröpften Rundspeichen auf, wobei Antriebsseite hinten und Bremsseite vorne mit je 16 zweifach gekreuzten Speichen aufgebaut werden. An der jeweils anderen Laufradseite finden sich acht Radialspeichen, die mit den Speichenköpfen nach außen montiert werden. All das spricht für einen belastungsgerechten und aerodynamisch günstigen Aufbau, wobei für letzteres flache oder mindestens ovalisierte Speichen besser geeignet werden. Dass Vision hier spart, ist etwas schade, beim Gravel-Einsatz kann man sich immerhin damit trösten, nur selten in Geschwindigkeitsbereiche vorzudringen, in denen die Windschnittigkeit des Materials eine Rolle spielt.
Fahrbereit nicht allzu schwer
Wichtiger ist, dass sich der Radsatz beim Beschleunigen wie Verzögern mit tadelloser Kraftübertragung gefällt. Der satte Reifensitz macht sich schon der der ersten Kurve bemerkbar – selbst bei einem Druck unter 2,5 bar wirkt der Schwalbe nicht schwammig, und mit typischen 40 mm breiten Gravel-Reifen dürfte es nicht viel anders sein. Am ansonsten mit leichteren Carbon-Laufrädern bestückten Allroad-Renner fallen die Vision-Räder auch nicht durch übermäßige Trägheit auf. Der fahrfertige Radsatz ist mit rund 3,4 Kilo ohnehin nicht allzu schwer, was er unter anderem der eng abgestuften SRAM-Kassette (240 g) zu verdanken hat. Damit diese montiert werden kann, hat Vision den Radsatz mit XDR-Freilauf geliefert. Der Freilaufkörper kann einfach abgezogen werden, sodass sich das Hinterrad schnell auf ein anderes Schaltsystem umrüsten lässt.
Und sonst? Perfekter Rundlauf sind bei einem von Hand aufgebauten Radsatz Ehrensache, und dass die weich laufenden Lager auf Dauer dauerhaft gut gedichtet sind, setzen wir einfach mal voraus. Wobei einer der Vorzüge der schlicht-soliden Laufräder ist, dass auch langfristig Ersatzteile verfügbar sind – die Aero Gravel i23 wird man also lange nutzen können, wobei ohnehin nicht davon auszugehen ist, dass hier etwas kaputtgehen könnte.
Auf der Testrunde hören wir jedenfalls irgendwann auf, über den Radsatz nachzudenken – er ist im besten Sinne unauffällig und könnte auch dauerhaft am Rad bleiben, denn an seiner Performance gibt es wirklich nichts auszusetzen. Zumal er mit 379 Euro ziemlich preiswert ist, und die „Straßenpreise“ liegen noch einmal deutlich darunter. Doch manche können nicht locker lassen, hadern mit dem etwas höheren Gewicht und sind weiter auf der Suche – und für sie hat Vision auch etwas auf Lager: den Trimax Aero Gravel i23. Dieser Radsatz wiegt fast 300 Gramm weniger; die Felgen haben dieselben Abmessungen, dazu kommen aber Straightpull-Aerospeichen und die entsprechenden Naben. Mit 617 Euro ist dies immer noch ein sehr günstiger Radsatz, zumal auch Carbon-Laufräder im 1.000-Euro-Bereich nicht leichter sind. Wer also für Allroad-Renner, Gravelbike oder Crosser doch etwas Leichteres sucht, wird bei Vision ebenso fündig.
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