Test / E-Bike: Bulls Sturmvogel EVO 5F Belt: das stark motorisierte urban Bike ist nicht nur im Modellprogramm von Bulls eine Ausnahmeerscheinung. Mit starkem Motor, großer Reichweite und wartungsarmer Ausstattung ist dies ein perfekter Begleiter durch den Alltag, der ebenso durch großes Transportvolumen auffällt wie durch die stilsichere Optik.
Im Modellprogramm von Bulls nimmt der bzw. das Sturmvogel eine Sonderstellung ein. Es ist das einzige E-Bike der Marke ohne Federgabel, und unter den Alltags- und Trekkingbikes von Bulls ist es das einzige Elektrorad, das von einem Brose-Motor angetrieben wird. Mit Ersterem ist das Sturnvogel ein typisches „Urban Bike“: Die Starrgabel verleiht dem Rad eine durchaus klassische Optik, die von den farblich angepassten Bauteilen – Reifen, Wildledersattel und -griffe – unterstrichen wird. Ins Bild passt auch der Frontkorb, der einen sehr stabilen Heckträger ergänzt und dem Bulls eine überraschend große Transportkapazität verleiht. Und damit zeigt das Sturmvogel ganz nebenbei, dass Urban Bikes keineswegs nur eine Modeerscheinung sind – sie sind auf die Bedürfnisse von Radfahrenden zugeschnitten, die mit konventionellen City- und Trekking-E-Bikes zu viele Kompromissen eingehen müssen.
Bulls Sturmvogel EVO 5F Belt: kurz und knapp
- Motor: Brose FIT S-Mag Plus, 85 Nm
- Akku: 555, 740 oder 925 Wh
- Rahmenvarianten: Wave, Diamant
- Besonderheiten: Gates Riemenantrieb
- Preis: ab 4.799 Euro
Bulls Sturmvogel EVO: Wartungsarm mit Starrgabel und Zahnriemen
So ein Urban Bike hat nämlich einige Vorzüge. Der Wartungsaufwand, den vor allem eine Luftfedergabel mit sich bringt, fällt hier komplett weg, außerdem wird das Rad durch die Starrgabel etwas leichter. Im Stadtverkehr bewährt sich auch das direktere Handling, das die Alu-Forke einer Teleskopgabel voraus hat. Dass die Front etwas härter ist, wird dynamische RadlerInnen nicht schrecken; die satte 62 mm breiten Reifen sorgen ohnehin für ein ordentliches Maß an Stoßdämpfung. Die schwach profilierten Pneus sind im übrigen ein weiteres typisches Urban-Merkmal: Sie nehmen Bordsteinkanten und Schlaglöchern die Schärfe und sind durch ihre Breite nahezu „trambahnschienensicher“. Zum Thema Wartungsaufwand passt auch die Kombination aus Getriebenabe und Zahnriemen. Erstere muss praktisch nie nachjustiert werden, letzterer ist, die richtige Spannung vorausgesetzt, quasi wartungsfrei – ganz im Gegensatz zur herkömmlichen Kette, die regelmäßig gereinigt und geölt werden muss. Eine Spannvorrichtung für den Riemen ist beim Sturmvogel natürlich in die Ausfallenden integriert.
Klassische Cruiser-Optik
Mit dem kompakten Rahmen (der auch als Tiefeinsteiger verfügbar ist) und 27,5-Zoll-Laufrädern setzt Bulls auf die typische Cruiserbike-Optik, die vielen Urban Bikes eigen ist; dazu passen auch Details wie Alu-Schutzbleche und polierte Anbauteile. Gemütlich cruisen also? Die Motorisierung spricht da eine andere Sprache. Wie schon erwähnt, ist es vom Bosch-Antrieb dominierten Allround-Segment eher ungewöhnlich, das Brose-Aggregat zu verbauen, das in der Regel an E-MTBs verbaut wird und dort dem Bosch CX Konkurrenz macht. Der Brose ist enorm drehmomentstark und schiebt damit beim Ampelstart furios nach vorne; der gegenüber den Bosch-Motoren deutlich höhere Unterstützungsfaktor führt dazu, dass man mit geringerer Eigenleistung fahren kann, was gerade am Berg auffällt. In den hohen Unterstützungsmodi agiert der Brose-Antrieb freilich auch etwas ruppiger.
Ein großes Plus des Brose-Motors ist der große Akku, der ganze 740 Wattstunden fasst, was für sehr viel Reichweite steht. Wobei Bulls dem Sturmvogel des Modelljahrgangs 2023 diesbezüglich ein Update gönnt: Wer keine allzu langen Tagesstrecken fährt, bekommt das Urban Bike dann auch mit 555-Wh-Batterie. Noch besser ist aber, dass dann auch ein 925-Wattstunden-Akku zur Verfügung stehen wird, und damit ist das Thema „Reichweitenangst“ wohl ein für alle Mal erledigt.
Fünfgang-Getriebe mit angepasster Abstufung
Im Zusammenhang mit dem drehmomentstarken Motor sollte auch noch einmal die Schaltung erwähnt werden: Speziell für E-Bikes hat Shimano die Nexus Inter 5E entwickelt, die einerseits die hohen Kräfte gut verdaut, die beim Mittelmotor auf das Getriebe wirken, andererseits aber über eine speziell auf E-Bikes abgestimmte Übersetzung verfügt. Im Vergleich zur vielfach verbauten Shimano-Achtgangnabe ist die Inter 5E insgesamt länger übersetzt; die ganz leichten Gänge fehlen außerdem. Damit ist die Schaltung optimal auf die Antriebsunterstützung zugeschnitten.
Ein technisches Highlight am Sturmvogel ist die Supernova-Lichtanlage mit extrem hellem 100-Lux-Strahler. Dadurch unterstreicht Bulls den Premium-Charakter des Urban Bikes, denn für gewöhnlich verbaut die Kölner Marke nicht ganz so edle Leuchten. Ein interessanter Aspekt ist auch, dass die Felgen des Bulls mit Schlauchlosreifen kompatibel sind – wer hier irgendwann umrüstet, ist pannensicherer und rollwiderstandsärmer unterwegs.
Letzteres kann angesichts des starken Motors freilich vernachlässigt werden – auch mit der Standard-Bereifung bietet das elegante Urban Bike Fahrspaß satt. Wer sich mit einem konventionellen E-Trekkingbike nicht anfreunden kann, findet im Sturmvogel vielleicht den idealen Alltags-Begleiter.