Produktnews / Gravel: Mit der Shimano GRX 12-fach Gruppe bringen die Japaner ein großes Upgrade für ihre Gravel-Gruppe. Fortan mit 12-fach Kassetten, weiterhin optional auch mit Umwerfer, soll sie an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen.
Fotos: Shimano
Rund vier Jahre ist es her, dass Shimano mit der GRX die erste „echte“ Gravel-Gruppe vorgestellt hat. Heute sind weder die Schotter-Allrounder noch die speziell dafür angepassten Komponenten mehr aus der Fahrradwelt wegzudenken. Vier Jahre sind in der schnelllebigen Zweirad-Branche eine halbe Ewigkeit, dennoch konnte sich die GRX sehr gut behaupten und ist auch für viele Schotter-Fans heute noch erste Wahl. Dennoch ist es nun an der Zeit für Shimano, den Nachfolger ins Rennen um die Gravel-Krone ins Rennen zu schicken. Dabei können die Japaner auch endlich einen der großen Nachteile der „Ur-GRX“ ausmerzen: Die limitierte Bandbreite beim Verzicht auf einen Umwerfer.
Sämtliche neuen GRX Komponenten schalten auf zwölf Gängen. Das heißt auch direkt, dass ein Mischen mit den „alten“ GRX Bauteilen nicht möglich sein wird. Shimano selbst nennt dabei drei Grund-Setups für die neue GRX: 1×12 mit enger Abstufung, 1×12 mit großer Bandbreite und 2×12 für jene, die ein großes Gang-Spektrum brauchen, aber auf die enge Abstufung nicht verzichten möchten.
Wie schon beim Vorgänger wird es auch bei der neuen GRX Gruppe verschiedene Kategorien geben. Die Komponenten der 800er Serie bilden dabei nach wie vor die Speerspitze und zielen auf ambitionierte Gravel-Fahrer, wohingegen sich die günstigeren 600er Bauteile eher an Einsteiger richten. Noch günstigere Komponenten in der 400er Serie wie beim Vorgänger gibt es derzeit (noch?) nicht. Ebenso gibt es derzeit noch keine Informationen über eine elektronische Di2 Variante der neuen GRX-Gruppe. Letzteres dürfte jedoch aber nur eine Frage der Zeit sein.
Shimano GRX 12-fach: STIs mit ergonomischen Verbesserungen
Die STIs waren bislang zweifelsfrei das Highlight der GRX Gruppe und insofern verwundert es nicht, dass sich hier grundlegend nichts ändern wird. Laut eigener Aussage hat man einige ergonomische Verbesserungen vorgenommen, so hat man die Lenkerklemmung verbessert, um den Komfort beim Fahren auf den Hoods zu verbessern. Zudem sollen die STIs besser für die Kombination mit ausgestellten Lenkern optimiert sein. Hier sind wir auf den hoffentlich zeitnahen Test gespannt, um diese Veränderungen selbst erfühlen zu können.
Die STIs der 600er Baureihe unterscheiden sich – zumindest auf dem Papier – nur wenig von ihren höherpreisigen Pendants. Hier kommt nun auch der geriffelte, texturierte Griffgummi zum Einsatz, auf den man an den 600er STIs beim Vorgänger noch verzichten musste. Lediglich auf die neu gestaltete Lenkerklemmung scheint hier verzichtet worden zu sein.
Für alle STIs gilt, dass der linke Hebel entweder als klassischer Schalthebel für Umwerfer, als reiner Bremshebel oder als Variante für die mechanische Ansteuerung einer Variostütze erhältlich sein wird.
Shimano GRX 12-fach: Einfach in zweifacher Ausführung
Mit dem Sprung auf zwölf Gänge und breiter abgestuften Kassetten kann Shimano einen der wahrscheinlich größten Nachteile der bisherigen GRX Gruppe ausmerzen. Wer nämlich bislang auf einen Umwerfer verzichten wollte bzw. musste (z.B. weil viele Rahmen gar keinen Platz mehr dafür haben), bekam im GRX-Kosmos zwar ein 1×11 Setup, das jedoch in puncto Bandbreite weit hinter der US-Konkurrenz von Sram zurücklag. Genau das wird sich nun ändern.
Bei den verwendeten Kassetten setzt Shimano sinnvoller Weise auf das, was man bereits aus dem MTB-Bereich im Programm hat. Neben der breit abgestuften 10-51er Kassette trifft das auch auf die enger abgestufte 10-45er Variante zu, die sich damit auch eher an ambitionierte, fitte Fahrer richtet, die auf einen leichten Berg-Gang verzichten können. Der Wechsel auf die 12-fach Kassetten heißt jedoch auch, dass für die Montage ein Micro Spline Freilauf benötigt wird. Wer also sein bestehendes Rad umrüsten möchte, sollte darauf achten – gerade Besitzer älterer Laufräder könnten hier das Nachsehen haben. Im Zweifel Hilft eine Nachfrage beim Laufradhersteller.
Abhängig von der gewählten Kassette kommt entweder ein Schaltwerk mit langem oder mittellangem Käfig zum Einsatz. Lobenswert: Erstmals bei Shimano ist eben jener Käfig austauschbar. Wer also von lang auf mittellang wechseln möchte oder einen kaputten Käfig hat, kann hier künftig selbst tauschen und muss nicht das gesamte Schaltwerk ersetzen. Einen ähnlichen Ansatz hatten wir unlängst auch bei den Transmission Schaltungen von Sram gesehen und begrüßen diese Entwicklung! Selbstverständlich sind die Schaltwerke wieder mit der Shadow RD+ Dämpfung ausgestattet, um Kettenschlagen bzw. -absprünge im Gelände zu unterbinden.
Bei den verwendeten Kurbeln kann man zwischen Varianten aus der 800er oder 600er Reihe wählen, die sich beim Gewicht, den erhältlichen Längen und auch bei den Kettenblättern unterscheiden.
Shimano GRX 12-fach: Abstufung oder Bandbreite? 2×12 bietet beides!
Natürlich bleibt der Umwefer bei Shimano fester Bestandteil des Portfolios. Im Falle der neuen GRX heißt das, dass man mit einem 2×12 Setup das beste aus beiden Welten bekommt. Die Bandbreite ist vergleichbar mit der des 1×12 Setups mit 10-51er Kassette, bietet dabei jedoch deutlich enger abgestufte Gänge, was ambitionierten Schotter-Fans entgegen kommen dürfte.
Wie schon bei den Konfigurationen ohne Umwerfer setzt Shimano auch hier auf Kassetten, die sich bereits im Portfolio befinden. Neben der 11-34 Kassette aus der Ultegra-Reihe betrifft das auch den 11-36er Kranz der neuen 105 Di2 Gruppe. Das bedeutet auch, dass man hier keinen Micro Spline Freilauf benötigt und das 2×12 Setup damit auch problemlos auf älteren Laufrädern montieren kann, vorausgesetzt der Rahmen ist kompatibel mit einem Umwerfer.
Bei den Kurbeln gibt es entweder eine 48/31er Abstufung für die 800er Baureihe oder eine etwas leichtere 46/30 bei der 600er Kurbel. Der Umwerfer selbst scheint großteils unverändert, soll viel Platz auch für breite Reifen bieten, wobei das auch von der jeweiligen Rahmenkonstruktion abhängt.
Shimano GRX 12-fach: Preise und Gewichte
Zum aktuellen Zeitpunkt liegen uns lediglich Infos der Komponenten aus der 800er Baureihe vor.
Kategorie | Bezeichnung | Ausführung | Gewicht | Preis |
---|---|---|---|---|
Schaltwerk | RD-RX820 | Für 2x12 | 270g | 134,95 Euro |
Schaltwerk | RD-RX822 GS | Für 1x12 (10-45) | 288g | 134,95 Euro |
Schaltwerk | RD-RX822 SGS | Für 1x12 (10-51) | 290g | 134,95 Euro |
STIs | ST-RX820 | Rechts | - | 284,95 Euro |
STIs | ST-RX820 | Links (nur Bremse) | - | 264,95 Euro |
STIs | ST-RX820 | Links (Umwerfer) | - | 284,95 Euro |
Umwerfer | RX-820 | 95g | 73,95 Euro | |
STI+Bremse | - | Rechts | - | 389,95 Euro |
STI+Bremse | - | Links (nur Bremse) | - | 344,95 Euro |
STI+Bremse | - | Links (Variostütze) | - | 369,95 Euro |
STI+Bremse | - | Links (Umwerfer) | - | 389,95 Euro |
Kurbel | FC-RX820-1 | 1-fach | 655g (172,5/40t) | 254,95 Euro |
Kurbel | FC-RX820-2 | 2-fach | 721g (172,5/48-31t) | 254,95 Euro |
Shimano GRX 12-fach: Erste Impressionen aus der Praxis
Wir konnten bereits vor der offiziellen Vorstellung einige Praxiseindrücke mit der neuen Gravel-Gruppe aus dem Hause Shimano sammeln. Konkret war an unserem Testbike die 1-fach Variante mit der eng abgestuften 10-45er Kassette verbaut. Dabei fällt auf, dass überraschend wenig auffällt: Im Blindtest hätten wir die Veränderungen zum direkten Vorgänger wohl kaum gespürt. Die Schaltvorgänge sind weiterhin schnell und präzise, die Ergonomie an den 800er STIs nach wie vor exzellent. Ob die neue Klemmung zu weniger Druck in der Handinnenfläche führt, können wir nach dem kurzen Testzeitraum noch nicht sagen.
Keine Experimente also, keine Revolution – die neue GRX 12-fach ist eine direkte Fortführung der bisherigen Gruppe; mit größerer Bandbreite, mehr Optionen und kleinen Verbesserungen im Detail. Ein ausführlicher Test wird zeitnah folgen. Wir sind gespannt, ob uns weitere Unterschiede nach mehr Schotter-Kilometern auffallen werden.