Radsport: Georg Steinhauser hat sich seinen Etappensieg beim Giro d’Italia gesichert. Der Deutsche war zunächst Teil einer Ausreißergruppe, dann eines Duos und schließlich durfte er als Solist auf dem Passo Brocon über seinen ersten Tagessieg bei einer Grand Tour jubeln.
Steinhauser gibt einfach nicht auf und wird belohnt
Er war so nah dran an seinem Etappensieg, als er vor zwei Tagen Dritter in Livigno wurde. Jetzt hat es endlich geklappt. Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) hat das 159 Kilometer lange Teilstück von Selva di Val Gardena zum Passo Brocon für sich entschieden. Der 22-jährige Sohn des Ex-Profis Tobias Steinhauser und der Neffe von Jan Ullrich darf sich damit über seinen ersten Tagessieg bei seiner ersten großen Landesrundfahrt freuen. Und er hat es sich verdient, denn er war den gesamten Tag über aktiv und ließ keine Gruppe weg, ohne selbst dabei zu sein. In der Gesamtwertung konnte Tadej Pogacar (UAE) seine Führung weiter ausbauen. Zwischen Daniel Martinez (Bora – hansgrohe) und Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) kam es zu keinen Zeitabständen.
Kampf um die erste Ausreißergruppe
Direkt vom Start weg ging es heute bergan. Wenig verwunderlich sorgten zahlreiche Attacken für ein hohes Tempo im Hauptfeld, welches nach nur wenigen Kilometern bereits stark dezimiert war. Auch über die Kuppe hinweg und in der darauffolgenden sehr langen Abfahrt des Passo Sella beruhigte sich das Renngeschehen zunächst nicht. Nach einem langen Kampf konnten sich dadurch zehn Fahrer lösen, darunter erneut der Deutsche Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost). Erst danach ließ das Tempo in der Favoritengruppe etwas nach, so dass einige schon abgehängte Fahrer den Anschluss in die Gruppe der Favoriten wieder herstellen konnten. Einen wirklich großen Vorsprung gewährte das UAE Team Emirates der Fluchtgruppe aber euch heute nicht.
Die Zusammensetzung der heutigen Ausreißergruppe
- Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost)
- Marco Frigo (Israel – Premier Tech)
- Amanuel Ghebreigzabhier (Lidl – Trek)
- Nairo Quintana (Movistar)
- Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step)
- Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè)
- Davide Ballerini (Astana)
- Damiano Caruso (Bahrain – Victorious)
- Nicola Conci (Alpecin – Deceuninck)
- Attila Valter (Visma – Lease a Bike)
DSM jagt der Gruppe hinterher
Doch nicht nur das UAE Team Emirates war dafür verantwortlich, dass die zehn Ausreißer keinen großen Vorsprung zugesprochen bekamen. Im Laufe der Etappe stieg auch die niederländische Mannschaft dsm-firmenich PostNL in die Nachführarbeit mit ein. So sank der Vorsprung auf unter eine Minute zusammen. Am Fuße des Passo Gobbera setzte Romain Bardet (dsm-firmenich PostNL) seinen Angriff, doch der Mann in Rosa blieb direkt am Hinterrad – und das Peloton zerfiel in viele kleine Gruppen. Für die Ausreißergruppe war dies natürlich alles andere als gut. Sie wurde somit über 60 Kilometer vor dem Ziel bereits wieder gestellt. Gelohnt hat sich die Flucht aber auf jeden Fall für Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè). Der Italiener gewann die Bergwertungen auf dem Passo Sella und dem Passo Rolle. Damit bringt er sich hinter Tadej Pogacar (UAE) im Bergklassement in eine gute Position.
Ghebreigzabhier und Steinhauser greifen wieder an
Richtig gut fühlte sich heute Amanuel Ghebreigzabhier (Lidl – Trek). Nach der Einholung attackierte der Eritreer einfach erneut. Auch Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) wollte das Scheitern der Flucht nicht einsehen. Diesmal als Duo setzten sie sich aus der Favoritengruppe ab. Doch das Team dsm-firmenich PostNL ließ nicht locker und erhöhte das Tempo den Passo Brocon hinauf erneut. Später stieg auch die Mannschaft Soudal – Quick-Step mit ein. Doch der Abstand wuchs weiter an. Und kurz vor dem Gipfel konnte der deutsche Kletterer seinen Begleiter sogar abhängen. Fortan war Steinhauser als Solist unterwegs. Er gewann die Bergwertung mit einem Vorsprung von rund 30 Sekunden vor Ghebreigzabhier und hatte ein Polster von ca. zwei Minuten auf das Hauptfeld.
Pogacar attackiert im Schlussanstieg
Im Tal angekommen, führte die Strecke erneut den Passo Brocon hinauf – diesmal auf der anderen Seite. Mit einem Vorsprung von 2:30 Minuten auf die Favoritengruppe durfte Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) tatsächlich vom Etappensieg träumen. Die Teams, die zuvor hinterher gefahren sind, schienen ihr Unterfangen aufgegeben zu haben. Nur noch die Mannschaft Ineos Grenadiers war an der Spitze des dezimierten Pelotons zu sehen, allerdings hatte das britische Team wohl keinerlei Ambitionen Steinhauser einzuholen. Vielmehr wollte man im GC um wichtige Sekunden fahren. 2,5 Kilometer vor dem Ziel setzte jedoch Daniel Martinez (Bora – hansgrohe) die erste Attacke. Der Abstand zu Steinhauser betrug zu diesem Zeitpunkt aber immer noch 2:30 Minuten. Doch dann kam Tadej Pogacar (UAE). Der Slowene wollte heute eigentlich für seinen Teamkollegen Rafal Majka (UAE) fahren. Als dieser jedoch signalisierte, dass er nicht mehr die Kraft dafür hat, ging der Mann in Rosa aus dem Sattel. Aber es sollte für ihn nicht mehr reichen. Diesmal nicht. Der Sieg geht an Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost)!
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— Huesitos de la comunicación (@Christo_crazy) May 22, 2024