Test Giant Revolt Advanced 0: In der 2025er Variante kommt das Carbon-Gravelbike mit neuen Ausstattungsdetails und kleinen, aber feinen Verbesserungen. Dazu kommt eine solide Shimano-Komplettierung sowie als Ausstattungs-Highlight der superleichte Laufradsatz.
Beim weltgrößten Radhersteller heißt Gravel „Revolt“. Die Baureihe ist seit ein paar Jahren am Markt und kommt – ob Alu- oder Carbonrahmen – mit dem für den Hersteller typischen Look mit abfallendem Oberrohr, auch „sloping“ genannt. Nur zur Erinnerung: Mit dem TCR stellte Giant 1997 das erste Rennrad mit dieser Rahmenform vor, die mittlerweile von so ziemlich allen Anbietern übernommen worden ist. Ein Vorteil des Konzepts war, dass Giant mit nur drei Rahmengrößen auskam, anstatt Rahmen in 1-cm-Schritten anzubieten.
Gravelbike mit Aero-Formen
Davon ist man inzwischen wieder weg – das aktuelle TCR ist in fünf Größen erhältlich, ebenso das Giant Revolt Advanced 0. Und während die Leichtbau-Rennmaschine einen konventionell geformten Hinterbau aufweist, finden sich am Gravelbike tief angesetzte Hinterbaustreben à la Aero-Rennrad. Im Vergleich zu seinem Vorgänger, den Velomotion vor zwei Jahren vorstellte, ist das 2025er Revolt weiter aerodynamisch optimiert worden: Inzwischen laufen Züge und Leitungen unterm Vorbau ins Steuerrohr, anstatt seitlich am Unterrohr im Rahmen zu verschwinden. Das ist natürlich eleganter; gleichzeitig wirkt das aktuelle Revolt hier und da nicht mehr ganz so schlank wie sein Vorgänger. Was aber an weiteren Verbesserungen liegt: Nun weist die Hinterradaufnahme einen optimierten Anschlag auf, der eine einfache Laufradmontage möglich macht. Nach wie vor sind die Ausfallenden drehbar, womit die Hinterbaulänge variiert werden kann. In der langen Stellung können bis zu 53 mm breite Reifen montiert werden; in der kürzeren (die immer noch locker 45er Reifen verträgt) ist das Handling minimal besser.
Ein Merkmal des neuen Giant Revolt Advanced 0 ist das größer dimensionierte Unterrohr, das über ein Staufach unterm Flaschenhalter verfügt. Neu ist das nicht, aber praktisch – zumal, wenn es solide ausgeführt ist wie hier: Der Rahmen ist innen mit weichem Anti-Klapper-Schaumstoff ausgekleidet, außerdem liegt ein Stoffbeutel bei. Darin: zwei Reifenheber sowie ein Metall-Adapter für die Montage einer Gepäckhalterung. Unterm Unterrohr sitzt neuerdings ein stabiler Kunststoff-Schlagschutz, wo vorher nur eine Schutzfolie klebte.
Bewährte Geometrie mit agilem Handling
Treu geblieben ist Giant einer Rahmengeometrie, die große Handlichkeit mit einer eher kompakten Sitzhaltung kombiniert. Mit 72° ist der Lenkwinkel des mittelgroßen Rahmens recht steil für ein Gravelbike, womit sich das Revolt sehr lebendig anfühlt. Auf schwierigen Strecken lässt es sich bestens um Hindernisse herum zirkeln; bei hohem Tempo wirkt es fahrstabil und jederzeit beherrschbar.
Wer gerne sportlich auf dem Gravelbike sitzt, könnte sich an dem recht großen „Stack“ stören, der den Lenker nach oben bringt. Am Testrad kommen diverse Spacer dazu, die sich aber recht einfach entnehmen lassen. Wer das Steuerrohr dann nicht absägen will, kann oben auf den Vorbau runde Spacer setzen. Auch ein längerer Vorbau kann problemlos montiert werden – Giant bietet das am Rad montierte Modell in Längen bis 120 mm an. Nicht so angenehm ist der recht dünne Lenker, der stärkeres Band vertragen könnte. Andererseits ist er leicht zum Fahrer abgewinkelt, was ergonomisch sinnvoll erscheint.
Trotz der kompakten Sitzhaltung ist das Giant Revolt Advanced 0 für eine sportliche Fahrweise gut. Der steife Rahmen sorgt für satte Kraftübertragung, dank eines recht geringen Gewichts unter neun Kilo wirkt das Rad dynamisch und vortriebsstark. Das ist auch dem wirklich leichten Radsatz zu verdanken: Mit 1.320 Gramm fürs Vorderrad und 1.960 Gramm fürs Hinterrad (inkl. Bereifung, Kassette und Bremsscheiben) gehört er zum Leichtesten, was Velomotion in den vergangenen Jahren an Gravelbikes vorfand. Giant liefert das Rad bereits schlauchlos aus, was zum geringen Gewicht beiträgt – so ist man auch gleich bereit für anspruchsvolle Strecken, auf denen sich die hauseigenen Reifen gut bewähren. Nur bei sehr feuchten Bedingungen könnte man sich einen stärker profilierten Pneu wünschen.
Top komplettiert mit GRX RX820
Wunschlos glücklich dürften viele Gravel-Fans mit der Komplettierung sein: Die Shimano GRX RX820 mit 2×12 Gängen funktioniert in jeder Situation top und dürfte gerade jenen liegen, die auch mal im Rennrad-Modus graveln. Reine Offroader könnten derweil an der 1×12-Version mehr Gefallen finden, die sich bei rascher Abfolge von Anstiegen und Abfahrten einfacher und schneller bedienen lässt.
Seinen hohen Komfort bezieht das Giant Revolt Advanced 0 vor allem aus der D-förmigen, oben schmal zulaufenden Carbonstütze. Diese könnte auch gegen eine herkömmliche runde Stütze ausgetauscht werden, außerdem gegen eine Dropper Post, wie sie der Anbieter an diversen Modellen verbaut. Überhaupt, die Modellpalette: Die umfasst aktuell 18 Varianten, inklusive der Bikes, die auf dem alten Revolt Advanced sowie auf einem Alu-Rahmen basieren. Dazu kommen Rahmensets zum Selbstaufbau – das neue mit integrierten Leitungen und Geheimfach sowie die ältere Variante ohne beides. Beide Varianten verfügen über die typischen Montagemöglichkeiten aktueller Allround-Gravelbikes.
Am Giant Revolt Advanced 0 gefallen abschließend die frischen Lackierungen mit edlem Metallic-Effekt, die aus der Masse der schwarzen, grauen und erdfarbenen Bikes hervorstechen. Beim größten Radhersteller der Welt einzukaufen, macht auch in optischer Hinsicht Sinn.