E-MTB / Test: Für das Modelljahr 2025 bekommt das Bulls Copperhead Evo AM einen komplett neuen Rahmen samt neuem Antriebssystem. Wir haben das tourenorientierte E-MTB mit Bosch CX Gen 5 in der mittleren Ausstattungsvariante für knapp 5.000 Euro unter die Lupe genommen.
Im ausgesprochen umfangreichen E-MTB-Portfolio von Bulls nimmt das Copperhead Evo AM die Position des tourentauglichen Allrounders mit einem guten Schuss Alltagstauglichkeit ein. Die Modellpalette umfasst neben Hardtail-Modellen auch Rahmenvarianten mit einem tiefen Durchstieg, zudem gibt es den Rahmen sowohl in Alu- wie Carbonvarianten. Das getestete Bulls Copperhead Evo AM 3 kostet knapp 5000 Euro und kombiniert einen Carbon-Hauptrahmen mit einem Aluminium-Hinterbau. Es rollt auf 29 Zoll Laufrädern und bringt 150 mm Federweg an Front und Heck mit.
Integrierte Beleuchtung und Monkey Link 2.0
Bereits auf den ersten Blick fällt das durchdachte Konzept der integrierten Beleuchtung auf, wie die Twinlights im Hinterbau. Zwei Rückleuchten, fest mit dem Rahmen verbunden und vom Akku versorgt. Sie sind unauffällig und elegant im Hinterbau integriert und lassen sich wie gewohnt über das Bedienteil des Bosch-Systems vom Lenker an- und ausschalten. Hinzu kommt eine im Steuerrohr integrierte Lampe, die dank ihrer Befestigung am Gabelschaft mit dem Lenker einschlägt und somit „mitlenkt“. Deshalb spricht Bulls hier auch von einem Kurvenlicht. Mit 30 Lux ist sie allerdings eher zum Gesehenwerden als zum Ausleuchten dunkler Waldwege geeignet.
Vorne findet sich zudem die neue MonkeyLink-2.0-Schnittstelle, über die weiteres Zubehör – etwa hellere Lampen oder auch eine Smartphone-Halterung samt Lademöglichkeit – direkt über den Fahrradakku betrieben werden kann. Gleichzeitig fungiert sie dank ihrer SP-Connect-Kompatiblen Aufnahme auch als Halterung für das Smartphone.
Bosch CX Gen 5 und 800 Wh Akku
Im Bulls Copperhead Evo AM 3 kommt der neue Bosch Performance Line CX Motor in der Generation 5 zum Einsatz. Der Motor leistet bis zu 85 Nm Drehmoment, ist etwa 100 Gramm leichter und vor allem deutlich leiser als sein Vorgänger (Gen 4). Auch das Ansprechverhalten wurde verfeinert und vor allem bei technischen Uphill-Passagen spürbar verbessert. Details findet ihr in unserem ausführlichen Test zum Bosch CX Gen 5.
Das Rad ist in den meisten Ausstattungsvarianten mit dem neuen Bosch PowerTube 800 bestückt. Dieser sitzt im voluminösen Unterrohr und kann nach unten entnommen werden. Die Kunstoffabdeckung lässt sich schnell und einfach abnehmen und auch die neue Verriegelung samt Schloss funktioniert problemlos.
Gesteuert wird das System über die Mini Remote am Lenker und den System Controller im Oberrohr, der per LED-Anzeige den Akkustand und die Unterstützungsstufe wiedergibt. Wer ein vollwertiges Display möchte, kann dies relativ kostengünstig (etwa via Kiox 300/500 oder Purion 400) nachrüsten. Dennoch hätten wir ein serienmäßiges Display begrüßt.
Modellvarianten und Preise
Die Modellreihe ist breit aufgestellt und umfasst zahlreiche Modelle in einer Preisspanne von 3.999 bis 5.799 Euro. Unterschiede gibt es nicht nur bei den Komponenten, sondern auch beim Rahmenmaterial, Federweg und sogar bei der Rahmenform – das Einstiegsmodell ist nämlich auch als vollgefederter Tiefeinsteiger zu haben.
Die günstigeren Varianten (Copperhead Evo AM 1 oder AM 2) richten sich stärker an Touren- und Alltagsradlerinnen und Radler, kommen mit 140 mm Federweg und etwas schmächtigeren Gabeln. Das Einstiegsmodell setzt zudem auf einen Rahmen aus Aluminium und kommt serienmäßig mit 600 Wh Akku, der sich jedoch für einen Aufpreis von 200 Euro auf die größere Variante upgraden lässt.
Die beiden Topmodelle (AM 4 und AM 5) bieten eine spürbar bessere Ausstattung (z. B. höherwertige Federgabel) und lohnen sich für Fahrerinnen und Fahrer, die sportlich unterwegs sind und regelmäßig auch technischere Trails fahren möchten.
Antrieb: Bosch CX Gen 5
Akku: Bosch Powertube 600 (800 +200 Euro)
Rahmenmaterial: Alu
Federweg: 140 mm
Gabel: Bulls Lytro 34 Air
Dämpfer: SR Suntour Edge X-R
Schaltung: Shimano Cues 10-fach
Bremsen: Shimano MT420 203/180 mm
Besonderheiten: Auch als Tiefeinsteiger verfügbar
Gewicht: 27,5 kg
Preis: 3.999 Euro
Das Bulls Copperhead Evo AM 3 in der Praxis
Das getestete Copperhead Evo AM 3 zeigt sich als vielseitiges Tourenbike. Die Sitzposition ist dank relativ flachem Sitzwinkel und eher kurzem Reach angenehm und aufrecht, was sich auf längeren Strecken positiv bemerkbar macht. Für steilere Anstiege sollte man jedoch etwas mehr Körpereinsatz aufbringen, um das Vorderrad am Boden zu halten.
Der Hinterbau mit dem sogenannten „4-Link-Swingarm“ (abgestützter Eingelenker) arbeitet komfortabel und bietet ausreichend Reserven für mittelschweres Gelände. In Kombination mit der RockShox 35 Gold-Gabel ergibt sich ein ausgewogenes Fahrwerk, das feine Unebenheiten effektiv wegschluckt und für Touren und moderate Trail-Abschnitte mehr als ausreichend ist. Wird das Gelände anspruchsvoll und das Tempo höher, kommen Front und Heck jedoch gleichermaßen an ihr Limit.
Die verbauten Bremsen (4-Kolben-Anlage) sind zuverlässig, erreichen aber nicht das Niveau hochklassiger Systeme, was sich insbesondere bei hoher Zuladung oder langen Abfahrten bemerkbar machen kann. Ebenfalls ausbaufähig sind die Schwalbe Nobby Nic in der Performance-Gummimischung. Bei nassen, rutschigen Bedingungen fehlt es den Reifen teils an Grip, sodass ein Upgrade für ambitionierte Fahrerinnen und Fahrer sinnvoll sein kann.
Ein klarer Pluspunkt ist das Antriebssystem um den Bosch CX Gen 5 Motor. Leise, harmonisch, kräftig und dank 800 Wh Akku ausgesprochen Reichweitenstark.
Das Bulls Copperhead Evo AM 3 ist ein stimmiges Touren-E-Mountainbike, das dank komfortabler Geometrie und integriertem Lichtpaket viele praktische Alltags- und Freizeitbedürfnisse abdeckt. Die Stärken liegen in der hohen Reichweite durch den 800-Wh-Akku, der ausgewogenen Fahrwerksabstimmung und dem vergleichsweise attraktiven Preis. Schwächen zeigen sich vor allem bei den eher einfachen Komponenten im Detail (etwa Reifen oder Bremsen), die man für regelmäßige und sportlichere Trail-Einsätze durchaus aufrüsten sollte.