Shimano GRX Di2 1×12 im ersten Test: Auf der Eurobike 2025 waren die neuen Gravel-Komponenten des japanischen Herstellers erstmals zu sehen. Velomotion drehte ein paar Runden auf dem Orbea Terra und konnte sich von der hervorragenden Funktion des neuen kabellosen Schaltwerks überzeugen.
Lange hat die Gravel-Gemeinde auf sie gewartet – auf der Eurobike 2025 konnte man sie sehen: Nachdem Shimano schon einige Jahre lang eine elektronische GRX mit Doppelkettenblatt im Programm hatte, ist nun endlich die 1x-Version der erfolgreichen Gravel-Komponentengruppe da. Und sie bietet interessante Neuerungen.
Neues Schaltwerk auf Deore-XT-Basis
Ganz neu ist das Schaltwerk der GRX Di2, genannt RD-RX827-SGS, aber nicht: Bis aufs Dekor entspricht es dem eine Woche früher vorgestellten „Deore XT Di2“-Wechsler aus dem MTB-Bereich. Aber das nur am Rand, denn wichtiger ist, dass das Gerät eine Revolution einleitet: Erstmals gibt es damit komplett kabellose Shimano-Schaltungen. Zwar kommunizierten bei der GRX Di2 2×12 (wie bei den aktuellen Rennrad-Gruppen) bereits die Bremsschalthebel drahtlos mit den Schaltkomponenten, doch diese verfügten immer noch über eine zentrale Stromversorgung. Bei der neuen GRX Di2 1×12 gibt es keinen Umwerfer, den man an einen gemeinsamen Akku anschließen muss – also kann die Batterie auch gleich ins Schaltwerk wandern, wie es seit Jahren bei SRAM und neuerdings auch bei Campagnolo zu sehen ist.

Montiert ist sie in einem Schacht an der Unterseite des Wechslers, der von einer Klappe verschlossen wird. Diese wird mit einem kleinen Hebel gelöst, dann kann der Akku zum Laden entnommen werden, was alle 700 bis 1.000 km nötig ist. Die Unterbringung des Akkus ist gelungen und sorgt dafür, dass das Schaltwerk vergleichsweise kompakt wirkt.
Komplett ins Schaltwerk integrierter Akku
An der Rückseite der Schaltwerks finden sich die typischen Anschlagschrauben zur Begrenzung des seitliches Weges. Und natürlich ist der neue Wechsler auf die klassische Montage am Schaltauge zugeschnitten und nicht auf die Direktmontage am Rahmen wie die Modelle des großen Konkurrenten.
Optional mit reinem Bremsgriff links
Nicht geändert hat sich am Cockpit, zumindest nicht beim Testrad: Die markanten, ergonomisch sehr angenehmen Di2-Shifter der GRX werden auch am 1×12-Bike verwendet. Das ist interessant, da nun drei Tasten pro Hebel vorliegen, die man nach Wunsch belegen kann. Ein gewisser Nachteil der Di2-Hebel ist ja nach wie vor, dass die in den Bremsgriff integrierten Tasten dicht beieinander liegen und man mit Handschuhen nicht immer die richtige trifft. Nun kann man die Tasten à la SRAM auslegen – am rechten Hebel wird hochgeschaltet, am linken runter. Mit den Zusatztasten innen-oben am Griffkörper kann man einen Radcomputer durchschalten oder ebenfalls das Schaltwerk bedienen.
Aber müssen zwei Shifter für ein Schaltwerk sein? Nein, denn Shimano bietet nun auch einen reinen Bremshebel in der Form der GRX Di2 an. Der kostet jedoch kaum weniger als der Bremsschalthebel, sodass man ebensogut die Option mit mehr Funktionen wählen kann.
Kurioserweise wird das GRX-Schaltwerk nur mit langem Käfig angeboten, während es die MTB-Wechsler XTR und XT auch in einer mittellangen Variante gibt. Die GRX Di2 ist auf Kassetten mit 10er Abschlussritzel optimiert, sodass es derzeit zwei Optionen gibt: 10-51 und 10-45. Die 9-45er Kassette der Shimano XTR ist nicht freigegeben. Der 1x-Kurbelsatz der GRX wird freilich auch weiterhin nur mit 40 oder 42 Zähnen angeboten – Rennfahrern könnte der daraus resultierende größtmögliche Gang nicht lang genug sein.
Zwei Kassetten, zwei Kettenblätter
Interessanterweise verwenden mindestens zwei Radhersteller die neue GRX Di2 1x nicht ganz so, wie vom Hersteller beabsichtigt: Canyon baut ans neue Grizl CF8 das Deore-XT-Schaltwerk und die 9-45er Kassette; bei Cervélo kombiniert man GRX-Schaltwerk und 10-51er Kassette mit einem 48er WolfTooth-Kettenblatt.
Über die schon von der GRX Di2 2×12 bekannten präzisen Gangwechsel kann man sich auch bei neuen 1x-System freuen. Das elektronische Schaltwerk schiebt die Kette blitzschnell und extrem leise von einem Ritzel aufs nächste – auch bei den Berggängen mit bis zu sechs Zähnen Unterschied.
Zur perfekten Funktion kommt die sehr aufgeräumte Optik durch den Wegfall der Verkabelung; auch das Umrüsten von einem mechanischen Schaltsystem wird damit interessanter. Die Kosten hierfür sind natürlich nicht unerheblich: Das GRX-Di2-Schaltwerk kostet etwa 490 Euro; ein Satz Di2-Shifter ist mit rund 900 Euro ausgepreist. Und natürlich braucht man einen Radsatz mit MicroSpline-Freilauf – am Testrad war er in Form des GRX WH-RX880-TL montiert, der dank Carbonfelgen etwa 1.450 Gramm wiegt und einen UVP von 1.650 Euro hat.
Verfügbar sollten die neuen Komponenten im Laufe des Sommers sein; auch Kompletträder stehen bei mehreren Anbietern schon in den Startlöchern.