Test / E-MTB: Die Eckdaten des Hepha All Mountain 7 Carbon LTD lesen sich wie die Wunschliste vieler E-Biker: Ein Vollcarbonrahmen, bärenstarker 100-Nm-Motor und ein ausdauernder 804-Wh-Akku. Das Preisschild von 4.799,00 € lässt dabei aufhorchen und positioniert das Bike deutlich unterhalb vieler etablierter Konkurrenten. Doch wo ist der Haken? Handelt es sich hier um einen echten Preis-Leistungs-Champion, der die Konkurrenz das Fürchten lehrt, oder wurden an entscheidenden Stellen Kompromisse eingegangen? Wir haben das Hepha All Mountain 7 Carbon LTD auf die Probe gestellt.
Das Hepha All Mountain 7 Carbon LTD im Detail
Auf den ersten Blick hinterlässt das in Deutschland montierte Hepha einen sehr guten Eindruck. Die Lackierung in der limitierten Schwarz-Rot-Edition ist sauber aufgetragen und das Gesamtbild wirkt stimmig. Das Bike will ein potenter Allrounder für ausgedehnte Touren sein und richtet sich an Fahrer, die Wert auf Komfort und eine kraftvolle Motorunterstützung legen.
Der Carbonrahmen – Eine solide Grundlage?
Die Basis des Hepha All Mountain 7 bildet ein Monocoque-Vollcarbonrahmen , der laut Hersteller durch ein ausgeklügeltes Layering nicht nur leicht, sondern auch besonders widerstandsfähig sein soll. Ein Indiz für das Vertrauen in die eigene Konstruktion ist die Freigabe für ein zulässiges Gesamtgewicht von bis zu 150 kg, was in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit ist. Zudem gibt Hepha den Rahmen für die Kategorie 4 frei, das heißt auch kleinere Sprünge und Einsätze im groben Geläuf sollten kein Hindernis sein. Am Heck arbeitet ein 4-Link Virtual Pivot-Hinterbau , ein bewährtes Federungssystem, das eine gute Balance zwischen Antriebsneutralität, Sensibilität und Bremsperformance verspricht.
Geometrie – Auf Tour getrimmt, nicht auf Angriff
Ein Blick auf die Geometriedaten macht schnell klar, wohin die Reise geht: Statt auf progressive Race-Gene setzt Hepha auf eine eher konservative und tourenorientierte Auslegung. Der Lenkwinkel fällt mit 66 Grad eher steil aus, was dem Bike eine hohe Agilität bei niedrigem Tempo verleiht, bei hoher Geschwindigkeit aber an Laufruhe einbüßt. Der Sitzwinkel ist mit 74 Grad für ausgedehnte Touren in Ordnung , sportlich orientierte Kletterer würden sich hier aber ein steileres Maß für eine noch zentralere Position über dem Tretlager wünschen.
Kopie von Geometrie YT Decoy (Regular)
| M | L | |
|---|---|---|
| Sitzrohr (in mm) | 440 | 480 |
| Reach (in mm) | 455 | 475 |
| Stack (in mm) | 618 | 628 |
| Lenkwinkel (in °) | 66 | 66 |
| Sitzwinkel eff. (in °) | 74 | 74 |
| Tretlagerhöhe (in mm) | -20 | -20 |
| Kettenstreben (in mm) | 458 | 458 |
| Oberrohr horiz. (in mm) | 632 | 655 |
| Steuerrohr (in mm) | 110 | 124 |
Der größte Kritikpunkt an der Geometrie ist jedoch die stark eingeschränkte Größenauswahl. Das Bike wird lediglich in den zwei Größen M und L angeboten. Kleinere und sehr große Fahrerinnen und Fahrer gehen damit leer aus. In einem Markt, in dem vier bis fünf Rahmengrößen längst zum Standard gehören, ist dies ein nicht mehr zeitgemäßer und für viele Interessenten ausschlaggebender Kompromiss.
Das Herzstück – 100 Newtonmeter fordern die Konkurrenz
Das unbestrittene Highlight und zentrale Verkaufsargument des Hepha ist sein Antriebssystem. Der Hepha P101C Motor, gefertigt von Gobao, liefert ein beeindruckendes maximales Drehmoment von 100 Nm. Dieser Wert verspricht enormen Schub, der selbst steilste Rampen zu bezwingbaren Herausforderungen machen soll. Um diesem Kraftwerk die nötige Energie zur Verfügung zu stellen, verbaut Hepha einen kapazitätsstarken Akku mit 804 Wh. Das verspricht eine exzellente Reichweite für lange Tagestouren. Ein praktisches und gut umgesetztes Feature ist die unkomplizierte Entnehmbarkeit des Akkus aus dem Unterrohr. Geladen wird der Stromspeicher mit einem serienmäßigen 6-A-Schnellladegerät , das die Ladezeit im Vergleich zu herkömmlichen Geräten deutlich verkürzt und flexibel mobil oder als Wallbox zu Hause eingesetzt werden kann. Gesteuert und abgelesen werden die Fahrdaten über ein gut geschütztes 1,96-Zoll-Display , das dank IPS-Technologie auch bei starker Sonneneinstrahlung gut lesbar bleibt.
Wir hatten den Motor bereits in unserem ausführlichen Prüfstandstest, wo er auf gesamter Linie überzeugen konnte:
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Die Ausstattung – Licht und Schatten
Um den attraktiven Preis zu halten, muss ein Hersteller zwangsläufig bei der Ausstattung den Rotstift ansetzen. Die Frage ist nur, wo. Eine clevere Wahl ist die Shimano Cues 10-fach Schaltung. Deren Linkglide-Technologie wurde speziell für die hohen Drehmomente am E-Bike entwickelt, schaltet sanft und verspricht eine lange Haltbarkeit. Zudem sind die Verschleißteile – also Kassette und Kette – erfreulich günstig.
Das Fahrwerk von RockShox, bestehend aus einer Psylo Silver RC Gabel und einem Deluxe Select R Dämpfer, ist für den anvisierten Einsatzzweck eine solide Basis. Die Gabel bringt ein robustes 35-mm-Chassis und eine Motion Control-Dämpfung mit und verspricht eine ordentliche Performance ohne großes Budget.
| Rahmen | Hepha Monocoque Full Carbon Frame |
| Federgabel | RockShox Psylo Silver RC |
| Antrieb | HEPHA P101C |
| Akku | 804 Wh |
| Dämpfer | Rock Shox Deluxe Select R |
| Laufräder | Alex Rims R25-1R |
| Reifen VR | Schwalbe Nobby Nic Addix Speedgrip Superground |
| Reifen HR | Schwalbe Nobby Nic Addix Speedgrip Superground |
| Schaltwerk | Shimano Cues 10-fach |
| Schalthebel | Shimano Cues 10-fach |
| Kurbel | Hepha Aluminium |
| Umwerfer | Ohne |
| Bremse | Tektro HD-M535 |
| Bremsscheiben | Tektro 203/180 mm |
| Sattelstütze | KS 900i Dropper 150 mm |
| Sattel | Selle Royal Vivo |
| Vorbau | 3D-Forged SAND BLAST R 7d |
| Lenker | Alu 780 mm |
Die Achillesferse des Bikes offenbart sich jedoch bei den Bremsen und Reifen. Die Tektro HD-M535 Bremse ist ein klares Downgrade, dessen Performance wir im Praxistest genau unter die Lupe nehmen werden. Ähnliches gilt für die Reifen: Der Schwalbe Nobby Nic ist zwar ein bekannter Name, kommt hier aber in einer mit harter Gummimischung Speedgrip und einem Profil, das bei anspruchsvollen Bedingungen an seine Grenzen gerät.
Das Hepha All Mountain 7 Carbon LTD auf dem Trail
Genug der Theorie. Wie schlägt sich das Bike, wenn man es von der Leine lässt? Wir waren mit dem Hepha auf unseren Hometrails unterwegs, die von langen Schotteranstiegen bis hin zu wurzeligen und teils steilen Trail-Abfahrten alles zu bieten haben.
Platz nehmen und losrollen: Der Komfort-Faktor
Man schwingt sich in den Sattel und fühlt sich auf Anhieb wohl. Die Sitzposition ist, wie von der Geometrie erwartet, eher aufrecht und sehr komfortabel. Der 780 mm breite Lenker liegt gut in der Hand und vermittelt viel Kontrolle. Der Selle Royal Vivo Sattel erwies sich auch nach mehreren Stunden als bequem. Das Gefühl ist das eines gutmütigen und unkomplizierten Tourers.
Uphill-Performance: Die Macht der 100 Newtonmeter
Sobald es bergauf geht, lässt das Hepha die Muskeln spielen. Hier ist es voll in seinem Element. Der Motor schiebt mit einer Vehemenz an, die beeindruckt. Selbst extrem steile, technische Rampen verlieren ihren Schrecken. Die Dosierbarkeit der Kraft ist dabei gut, auch wenn sie nicht ganz die Feinfühligkeit der besten Systeme am Markt erreicht. Im Test fiel uns ein leicht verzögertes Ansprechen direkt beim Anfahren auf , ebenso eine Schwäche bei sehr hohen Kadenzen. Diese Punkte dürften aber nur sehr sportliche Fahrer stören; für den Touren-Alltag ist die Performance mehr als überzeugend. Akustisch bleibt der Motor dabei angenehm zurückhaltend: Er ist unter Last hörbar, wird aber nie störend laut.
Auf dem Trail: Komfort ist King!
Bleibt man auf flowigen Trails und Forstwegen, entpuppt sich das Hepha als komfortabler Begleiter. Es liegt satt und laufruhig, vermittelt viel Sicherheit und bügelt mit seinem Fahrwerk Unebenheiten souverän weg. Es ist ein Bike, das wenig Input vom Fahrer verlangt und einfach nur rollen will. Das Fahrwerk filtert viele Schläge weg, was den Komfort erhöht, aber auch viel Feedback vom Untergrund kostet.
Am Limit: Wenn der Spaß ein Ende hat
Dieses gutmütige Verhalten hat jedoch eine Kehrseite. Sobald das Gelände anspruchsvoller und das Tempo höher wird, stößt das Bike an seine Grenzen. Die RockShox Psylo Gabel, eben noch komfortabel, kommt bei schnellen, harten Schlägen aus dem Tritt und kann dem Untergrund nicht mehr folgen.
Das größere Manko war bei unserem Test jedoch die Bremse. Die Tektro-Anlage war für einen knapp 90 kg schweren Fahrer im Trail-Einsatz gerade noch ausreichend, bot aber keinerlei Reserven. Schwerere Fahrer, die das hohe zulässige Gesamtgewicht von 150 kg ausnutzen, sollten definitiv über ein Upgrade bei der Bremse nachdenken.
Einen gemischten Eindruck hinterlassen die Reifen: Sie rollen leise und gut auf gemäßigtem Geläuf, Schotter, Straße und Forstwegen, stoßen aber insbesondere bei Nässe und/oder tiefen Böden sehr schnell an ihre Grenzen und kosten Sicherheit. Wer sich mit dem Hepha All Mountain 7 Carbon LTD nur hin und wieder auf den Trail wagt, wird mit der Wahl jedoch durchaus zufrieden sein.
Der Downhill-Soundtrack: Unerwünschte Nebengeräusche
Ein Störfaktor trübt den sonst so hochwertigen Eindruck des Carbonrahmens: die Geräuschkulisse. Während der Motor bergauf noch dezent im Hintergrund arbeitet, klappert er bei der Abfahrt sehr laut. Hinzu kommt ein deutlich vernehmbares Kettenschlagen. Das ist schade! Hier müssen wir festhalten: Das können andere moderne E-MTBs mittlerweile deutlich besser.









