Test Contoura Freejack: Bei der Rahmenfarbe fängt es erst an. Mit dem neuen Freejack bietet Contoura so viel Wahlfreiheit wie nie beim Komponieren eines individuellen Fahrrads.
Eine Marke, die im anspruchsvollen Fahrrad-Fachhandel einen festen Platz hat, ist Contoura. Die Tochter des Großhandelsunternehmens Hartje, mit mehr als 120 Jahren im Fahrrad-Business eine der traditionsreichsten Firmen der Branche, ist überall dort zu Hause, wo die Kundschaft nach individuellen Lösungen fragt. Denn abgesehen von den 15 Farbvarianten, jeweils in matt und glänzend, erlaubt der Konfigurator von Contoura viele Wahlmöglichkeiten bei Schaltungskomponenten und Austattungsdetails. Naben- oder Kettenschaltung, Starr- oder Federgabel? Standard-Beleuchtung oder Highend-Lichtanlage? Selbst günstige Modelle lassen sich individuell planen, wobei sie dann natürlich schnell nicht mehr ganz so günstig sind, aber in jedem Fall ihren Preis wert.
Mit dem neuen Modell „Freejack“ treiben die Niedersachsen ihr Individualisierungs-Konzept nun auf die Spitze. Die Rahmengröße sowie die drei Dekor-Optionen mal außen vor gelassen, können per Konfigurator ganze 288.000 unterschiedlich lackierte und spezifizierte Varianten des bulligen Starrbikes geordert werden. Und das ist nur das Basismodell – wer sich für die Ausführungen „Cross“, „Scrambler“ oder „Speed“ entscheidet, sieht sich noch einmal diversen Wahlmöglichkeiten in einem enger gesteckten Rahmen gegenüber.
Maximale Verwirrung also? Eher im Gegenteil, denn an der Basis gibt es nicht zu rütteln: Contoura stellt nur eine Rahmenform und eine starre Gabel zur Verfügung. Wer sich für ein Freejack entscheidet, bekommt also in jedem Fall einen ausgewogen-sportlich geschnittenen Allrounder mit ruhigem Charakter, der jede Menge Solidität ausstrahlt. Dabei ist dieses Rad extrem wandlungsfähig, kann ebenso braves Arbeitspferd sein wie flinker Traber. Sport oder Reise, Asphalt oder Gelände? Wer diese grundlegenden Entscheidungen getroffen hat, kann sich sein individuelles Freejack ziemlich schnell konfigurieren, denn lange herumüberlegen braucht man nicht.
Schon bei der Wahl der Schaltung hat man quasi freie Entscheidung; die 15 Varianten decken alle sinnvollen Möglichkeiten ab.
1.299 Euro kostet die Basisversion des Freejack mit Dreigang-Nabenschaltung; für einen Hunderter mehr gibt’s bereits die erste Ausführung mit Dreifach-Kettenblatt. Für die Sport-Variante mit 1×11-Kettenschaltung aus dem Cyclocross-Segment von SRAM muss man schon 2.100 Euro investieren; wer noch einmal 700 Euro drauflegt, fährt die ultrasolide Rohloff-Getriebenabe spazieren. Diese Varianten in einem Modell sind bereits eine Seltenheit – und überhaupt scheuen viele Anbieter den Aufwand, ein Rad mit Ketten- wie Nabenschaltung anzubieten. Ganz zu schweigen von unterschiedlichen Laufradgrößen: In der „Speed“-Ausführung trägt das Rad 28-Zoll-Laufräder und 32 mm schmale Reifen; alle anderen Varianten kommen mit 27,5 Zoll und Pneus zwischen 44 und 60 mm Breite.
Die Wahlfreiheit bei der Schaltung ermöglicht ein multifunktionales Ausfallende, das außerdem als Ketten- bzw. Riemenspanner dient. Dazu werden die Schaltzüge unterm Unterrohr verlegt statt innen. An den Rahmen können unterschiedliche Führungen geschraubt werden, je nachdem, ob ein oder zwei Schaltzüge untergebracht werden müssen. Die zwei Laufradgrößen lassen sich dadurch realisieren, dass alle Modelle mit Scheibenbremsen ausgestattet sind.
Während das Freejack Speed als schlankes, schnelles Trekking- und Tourenrad daherkommt, ist unser Testrad eher „Heavy duty“. Fein profilierte, geschmeidig rollende Ballonreifen, Elfgang-Getriebenabe und Zahnriemen: So sieht ein Fahrrad aus, das jahrelangen täglichen Einsatz klaglos übersteht, dabei aber auch nicht mit Fahrspaß geizt, sei es auf Schotterpisten oder auf glattem Asphalt. Wer weniger anspruchsvoll ist, verzichtet mit der Shimano Nexus Premium achtfach auf drei Gänge und lässt den Riemenantrieb weg – schon kostet das Rad bei ansonsten identischer Ausstattung nicht mehr 2.000, sondern nur noch 1.400 Euro. Und wem die 40 Lux des Serien-Scheinwerfers nicht reichen, der legt 69 Euro drauf und bekommt den Busch & Müller IQ X mit 100 Lux zum Sonderpreis.
Will heißen: Was wichtig ist und für welche Komponenten etwas mehr ausgegeben wird, bestimmen Kunde oder Kundin beim Freejack selbst – und das ist natürlich viel wichtiger, als nur ein Rad in Wunschfarbe zu bekommen.
Apropos – schwer zu bekommen ist so ein individuelles Contoura Freejack nicht. Hartjes Händlernetz ist riesig; auf der Konfigurator-Seite findet jeder unter Garantie einen Radshop in der Nähe und kann diesem gleich per Mail die Wunschausstattung schicken. Im Hartje-Werk am Ufer der Weser wird dann pulverbeschichtet und montiert; 24 Stunden nach der abschließenden Qualitätskontrolle kann das Rad bereits beim Händler stehen. Vielleicht sieht es dann so aus wie die hier vorgestellte Variante, vielleicht aber auch ganz anders – in jedem Fall wird es genau so aussehen, wie es sich sein neuer Eigentümer gewünscht hat.
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