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GravelbikesRennräderTests

Kona Libre DL Gravelbike im Test: Sportliches Tourenbike – nicht nur für Bikepacker

28. Februar 2020 by Michael Faiß

Test: Mit dem Kona Libre DL hat der kanadische Hersteller ein heißes Gravel-Eisen im Feuer und schafft den komplizierten Spagat zwischen sportlichem Gravelbike und mehrtagestauglichem Tourer fast in Perfektion.

Kona Libre DL: Die Fakten

Rahmenmaterial: Carbon
Laufradgröße(n): 650b (700c kompatibel)
Maximale Reifenfreiheit: 52mm (650b) / 45mm (700c)
Achsmaß (v/h): 12×100 / 142×12
Schutzblechösen: Ja
Gepäckträgerösen (v/h): Ja / Ja
Flaschenhalter: Unterrohr oben (2x), Unterrohr unten, Sitzrohr
Sonstiges: Ösen Oberrohr

Gewicht Laufräder v/h/gesamt (mit Reifen und Bremsscheiben): 1.610g / 1.731g / 3.341g
Gewicht Komplettrad ohne Pedale (Größe M):
9,22kg
Preis: 3.999 Euro



Schubladendenken? Nicht mit Kona!

Zur vergangenen Saison präsentierten die Kanadier von Kona mit dem Libre ein komplett neues Drop-Bar Modell, das insbesondere für den Graveleinsatz, für leichte Offroad-Touren und Bikepacking konzipiert wurde. Zwar hat der Hersteller seine Wurzeln im MTB-Bereich, doch auch Räder mit Rennlenker sind schon seit einigen Jahren ein fester Bestandteil des Portfolios. Genau hier suchte man bei der Entwicklung des Libre auch Inspiration und bediente sich bei den beiden Modellen Rove und Sutra. Während das Rove ein klassisches Tourenrad im Stile eines sportlichen Randonneurs ist, bezeichnet Kona selbst das Sutra als Rennrad für Mountainbiker. Irgendwo im Spannungsfeld zwischen diesen beiden Rädern soll das Libre nun also Platz finden.



Das Resultat dieses durchaus interessanten Ansatzes ist zunächst einmal ein ausgesprochen vielseitiger und wandelbarer Carbonrahmen. Schon bei der Reifenfreheit wird deutlich, dass das Libre sich nicht so recht in irgendwelche Schubladen stecken lassen möchte: Bis zu 45mm bei klassischer 28 Zoll Bereifung und bis zu 2 Zoll bei 650b Laufrädern finden in Hinterbau und Gabel Platz. Ähnlich universell zeigt sich der in unserem Fall in einem auffälligen Flip-Flop-Lack gehaltene Rahmen bei den Montagepunkten: Gleich vier Flaschenhalter lassen sich am Hauptrahmen befestigen, dazu kommen Ösen für Schutzbleche und einen Gepäckträger hinten und auch Befestigungspunkte für eine Tasche auf dem Oberrohr.

Nicht weniger gut sieht es bei der Gabel aus: Je drei Ösen pro Seite erlauben auch hier das Befestigen von allerlei Zubehör. Auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich ist das verwendete Stützenmaß von 31,6mm, da kleinere Durchmesser oft mit mehr Komfort einhergehen, doch auch das hat seinen Grund: Auf Wunsch kann man sich im Libre nämlich auch eine versenkbare Sattelstütze einbauen.



Was für die technischen Daten des Rahmens gilt, setzt sich auch bei der Geometrie fort: Schubladendenken verboten! Dennoch legt man sich bei Kona hier ein wenig deutlicher fest. Ein recht flacher Lenkwinkel, ziemlich lange Kettenstreben und eine hohe Front sprechen dann doch klar für ein eher für die Ganztagestour denn für die Crossstrecke ausgelegtes Gravelbike.

Geometrie Kona Libre DL

4649515455
Sitzrohr (in mm)455490510540550
Oberrohr horizontal (in mm)543558572588608
Steuerrohr (in mm)137153174196230
Kettenstrebe (in mm)440440440440440
Radstand (in mm)10421052105810681084
Lenkwinkel (in °)70.570.5717171
Sitzwinkel (in °)7473.57372.572
Reach (in mm)378383386389394
Stack (in mm)575590610630660


Durchdachte Ausstattung, passend zum Konzept

Zwei Ausstattungsvarianten bietet Kona vom Libre für die Saison 2020 an. Wir hatten mit dem Libre DL die Version mit 650b Laufrädern und etwas dickeren Reifen im Test. Das „normale“ Kona Libre kommt dagegen mit klassischer 28″ Bereifung. Mit knapp 4.000 Euro ist das Libre DL preislich in der oberen Mittelklasse der Carbon-Gravelbikes angesiedelt. Das Gewicht von 9,22kg ist dabei dann vergleichsweise hoch – auch wenn Grammfuchserei über das Fahrverhalten nur wenig aussagt, so viel haben wir bei unseren vielen Gravel-Tests inzwischen gelernt.

Beim Antrieb entschied sich Kona für das Libre DL mit der Shimano GRX in 2-fach Ausführung und den hochwertigen 800er STIs für die in dieser Preis- und Radklasse wohl beste Option auf dem Markt derzeit. Die große Bandbreite gepaart mit harmonischen Gangsprüngen, erstklassiger Schaltperformance und sehr guter Ergonomie macht auf der entspannten Tour eine ebenso gute Figur wie beim flotten Zwischensprint oder schnellen Abfahrten.



Rahmen Kona Race Light Carbon
Federgabel Kona Verso Vollcarbon
Laufräder Easton EA 70AX
Reifen WTB Venture TCS 47mm
Schaltwerk Shimano GRX
Schalthebel Shimano GRX ST-810
Kurbel Shimano GRX 31/48
Umwerfer Shimano GRX
Bremse Shimano GRX 810
Sattelstütze Race Face Next Carbon
Sattel WTB SL8 Pro
Vorbau Easton EA90
Lenker Easton EC 70AX

Die sonstigen Komponenten und Anbauteile stammen oft vom kalifornischen Hersteller Easton: Da wären zum einen die EA70 AX Laufräder, die während der vorigen Saison vorgestellt wurden und wie das Kona Libre DL selbst die Brücke zwischen Gravel-Racer und Touren-MTB schlagen: Einerseits wäre da der leichte Aufbau, andererseits die mit 24mm schön breiten Alufelgen, die natürlich auch tubelessfähig sind. Darauf montiert sind am Libre DL 47mm breite WTB Venture Reifen, die zwar einerseits ein großes Volumen , andererseits jedoch ein recht zurückhaltendes Profil besitzen.



Noch mehr Easton gibt’s am Cockpit: Der EA90 Vorbau ist ausgesprochen kurz gehalten und verspricht so ein direktes Handling, der leichte EC70 AX Lenker kommt mit seinen um 16° ausgestellten Lenkerenden auch im Gelände gut zurecht. Beim Sitzbereich verrichtet eine Race Face Next Carbonstütze ihren Dienst, die trotz ihres großen Durchmessers ordentlichen Komfort verspricht. Der darauf montierte WTB SL8 Sattel, der dem sehr erfolgreichen Volt aus eigenem Hause stark ähnelt.



Mehr Tests, Produkte und Hintergrundinfos zum Velomotion Gravelmonat:

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Let’s Gravel: Das Kona Libre DL

Das Kona Libre DL sticht schon auf den ersten Blick aus der Masse hervor, denn mit seiner glänzenden, mehrfarbigen Lackierung und detailierten Designelementen ist es zwar nicht unbedingt jedermanns Sache aber definitiv ein Blickfang. Bis auf die erstklassige Zubehörkompatibilität konnten wir vor unserer ersten Testfahrt nicht viel mehr einschätzen, da sich dieses Bike nicht wirklich festlegen will.

Als wir das erste Mal auf dem Kona Libre Platz nehmen durften, konnten wir dann aber schon recht deutlich den Mountainbike-Einfluss spüren. Denn die Geometrie ist beispielsweise durch das gesloopte Oberrohr und die dadurch etwas höhere Front nicht extrem sportlich und eignet sich so unserer Meinung nach eher für die (sportlichen) Tourenfahrer unter den Gravlern als für echte Racer.



Sportlich, Tourig oder doch sportlicher Tourer? Das Kona Libre DL hat einiges zu bieten.

Dennoch sollte man das Kona Libre nicht völlig abschreiben wenn es mal flotter zugeht. Denn trotz der etwas längeren Kettenstreben, die für eine super angenehme Laufruhe sorgen wenn es mal schneller oder unruhiger wird, kann das Libre DL mit einer knackigen Beschleunigung überzeugen. Durch seine gute Steifigkeit und die recht leichten Laufräder wird der Antritt ohne großen Umweg in Vortrieb umgewandelt und sorgt so für zügige Temposteigerungen.

Laufruhig und dennoch spritzig! Die knackige Beschleunigung gibt dem Kona Libre einen sportlichen Touch…


In Verbindung mit der guten Spritzigkeit sorgt auch ein agiles Fahrverhalten in technischen Passagen für das gewisse Extra und lässt den Tourer deutlich sportlicher wirken als gedacht. Als ideale Ergänzung kommt hier der gelungene Fahrkomfort ins Spiel: Durch den leicht geschwungenen Hinterbau werden schon hier die gröbsten Schläge abgefangen und nicht in vollem Ausmaß an den Fahrer weitergegeben.

Generell fühlt sich der Sitzbereich auch im Zusammenspiel mit dem WTB SL8 Sattel und der Carbonsattelstütze sehr angenehm an. Aber auch die Bereifung leistet durch das großzügige Volumen ihren Anteil in Sachen Komfort.

Toller Komfort sorgt für ein angenehmes Fahrgefühl und entlastet den Fahrer auf unruhigem Untergrund!


Gerade auf unruhigem Untergrund weiß das Kona Libre DL daher zu überzeugen, da es sich auf der einen Seite angenehm ruhig steuern lässt und auf der anderen Seite genügend Komfort bietet, um den Fahrer zu entlasten.

Auch wenn wir auf den meisten Abschnitten mit dem Kona Libre DL angenehm und sportlich unterwegs sein konnten, so müssen wir dennoch die Bereifung ein letztes Mal ansprechen. Zwar bietet das satte Volumen in Verbindung mit der breiten Felge ordentlich Sicherheit und eine solide Auflagefläche, dennoch stößt der Reifen aufgrund des zurückhaltenden Profils gerade auf richtigen Offroad-Passagen an seine Grenzen und kann beim Fahrer schon mal für eine kleine Unsicherheit sorgen. Auch die sonst beinahe perfekte Ergonomie der Anbauteile wurde durch die Form des Unterlenkers etwas getrübt, da uns dieser nicht immer so gut in der Hand liegen wollte, auch wenn er mit seinen ausgestellten Lenkerenden noch etwas versöhnliches hat. Davon abgesehen funktionierte die übrige Ausstattung mit Shimano GRX problemlos und bereitete uns viel Freude.



Weitere Gravelbike-Highlights im Test:

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Fazit: Kona Libre DL

Pro

  • Gelungene Rundum-Performance
  • Sportlicher Tourer
  • Erstklassige Zubehörkompazibilität
  • Angenehmer Komfort

Contra

  • Reifen auf extremem Untergrund etwas zu wenig profiliert
  • Ergonomie des Unterlenkers

Fakten

RahmenmaterialCarbon
BremseScheibenbremse Hydraulisch
Gewicht9,22kg
Preis3.999 Euro
Web www.konaworld.com

Gesamtwertung

84%

Preis-/Leistung

79%
Das Kona Libre DL im Velomotion Fahrradmarkt
Das Kona Libre DL zeigt dass es seine Mountainbike-Gene noch nicht ganz abgelegt hat und überzeugt dennoch mit sportlichen Fahreigenschaften. Mit einer gelungenen Gesamtperformance, die sich durch eine knackige Beschleunigung und angenehmen Fahrkomfort auszeichnet und einer erstklassigen Zubehörkompatibilität wird das Kona Libre zum sportlichen Tourenbike schlechthin.
Stichworte:Bikepackinggravel2020sportivGravelbikegravelmonat20Kona

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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