Test: Mit unglaublich vielseitigem Rahmen, einer tollen Optik und edler Ausstattung macht das BMC Urs One als Gravelbike quasi alles richtig – doch das hat seinen Preis.
BMC URS One: Die Fakten
Rahmenmaterial: Carbon
Laufradgröße(n): 700c
Maximale Reifenfreiheit: 45mm
Achsmaß (v/h): 12×100 / 142×12
Schutzblechösen: Ja
Gepäckträgerösen (v/h): Nein / Ja
Flaschenhalter: Unterrohr oben, Unterrohr unten. Sitzrohr
Sonstiges: Ösen Oberrohr, Kabelführung für Nabendynamo
Gewicht Laufräder v/h/gesamt (mit Reifen und Bremsscheiben): 1.410g / 1.515g / 2.925g
Gewicht Komplettrad ohne Pedale (Größe M): 8,31kg
Preis: 8.999 Euro
Vielseitigkeit ohne Kompromisse
In unserem letzten Gravelbike Test vor noch nicht einmal zwei Jahren waren die Schweizer von BMC bereits vertreten – jedoch noch mit der Roadmachine X, einem Gravelbike, das stark auf dem Rennrad Roadmachine basierte und entsprechend eingeengt war in seinem Einsatzgebiet. Dessen war man sich natürlich auch bei BMC bewusst; und stellte zu Beginn des letzten Jahres mit dem Urs das erste „echte“ eigene Gravelbike vor. Urs steht dabei nicht (nur) für einen beliebten Vornamen bei unseren eidgenössischen Nachbarn, sondern ist auch eine Abkürzung für Unrestricted und gibt die Marschrichtung für das BMC Gravelbike vor: Grenzenlos soll es sein, vielseitig, universell. All das sind Eigenschaften die auch für uns ein modernes Gravelbike ausmachen.
Ein derartiges Konzept steht und fällt natürlich mit dem Rahmen – entsprechend ausgeklügelt fällt dieser am BMC Urs auch aus. Bei allen vier Ausstattungsvarianten gleicht er sich bis auf die Farbe und hat einige Features mit an Bord, die man getrost als Einzigartig bezeichnen kann. Da wäre zunächst die Micro Travel Technology (MTT) in den Sitzstreben. Im Übergang zum Sitzrohr steckt hier eine Art Elastomer, der Schläge und Vibrationen vom Hinterrad zu einem gewissen Teil schluckt und so bis zu 10mm Federweg liefern soll, ohne die Tritteffizienz negativ zu beeinflussen. Die Race-Hardtails von BMC sind schon seit einigen Saisons mit diesem Feature erfolgreich im Weltcup unterwegs.
Mit dem MTT setzt BMC also bereits einen der Schwerpunkte am Urs klar auf das Thema Komfort, passend dazu hat das Rad auch ein spezielles Carbon-Layup bekommen, das ebenfalls dabei helfen soll, unangenehme Schläge vom Untergrund zu filtern. All das braucht man natürlich vor allem dann, wenn man das Rad nicht nur auf zahmen Schotterwegen bewegt, sondern hin und wieder auch mal „echtes“ Gelände unter die Gravelreifen nimmt.
Für diejenigen, denen diese Offroad-Qualitäten besonders am Herzen liegen, bringt der Rahmen bemerkenswerte Features mit: Zum einen wurde bei der Konstruktion ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, den Übergang vom Steuer- zum Unterrohr so zu gestalten, dass hier auch die mächtige Gabelkrone der Fox 32 AX Gravel-Federgabel problemlos Platz findet. Passend dazu ist der Rahmen auch für die Nachrüstung einer versenkbaren Sattelstütze (Durchmesser 27,2mm) vorbereitet. Damit derartige Ausflüge ins Gelände nicht allzu viele unschöne Spuren am Bike hinterlassen, hat man ebenfalls vorgesorgt: Im Bereich des Tretlagers wurde am Unterrohr ein stabiler Schutz aufgebracht und auch die Ausfallenden der Gabel sind so geschützt.
Wer nun jedoch vermutet, BMC hätte dieser Offroad-Tauglichkeit den Alltagsnutzen des Urs geopfert, liegt falsch – ganz im Gegenteil: Neben den bei modernen Gravelbikes mittlerweile fast schon obligatorischen Schutzblechösen bringt das Rad auch Befestigungspunkte für einen Gepäckträger mit und – festhalten – die Gabel hat sogar eine Kabeldurchführung für einen Nabendynamo.
Deutlich klarer in Richtung Offroad deutet dann jedoch wieder die Geometrie. Zwar ebenfalls weit entfernt davon nicht alltagstauglich zu sein, dürften sich hier dennoch insbesondere sportliche Fahrer – egal ob sie nun vom MTB oder vom Rennrad kommen – wohl fühlen. Hier liegt zweifelsohne auch die Zielgruppe eines derartig kostspieligen Gravelbikes. Mit einem ziemlich flachen Lenkwinkel, langem Hauptrahmen und Radstand dürfte das Fahrverhalten klar in Richtung Laufruhe getrimmt sein, wobei die eher kurz gehaltenen Kettenstreben ein Quäntchen Agilität bewahren sollten.
Geometrie BMC Urs One
S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 431 | 459 | 492 | 527 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 557 | 578 | 591 | 612 |
Steuerrohr (in mm) | 113 | 146 | 172 | 207 |
Kettenstrebe (in mm) | 425 | 425 | 425 | 425 |
Radstand (in mm) | 1041 | 1064 | 1081 | 1105 |
Lenkwinkel (in °) | 70 | 70 | 70 | 70 |
Sitzwinkel (in °) | 74 | 74 | 74 | 74 |
Reach (in mm) | 403 | 415 | 419 | 429 |
Stack (in mm) | 538 | 569 | 603 | 641 |
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Ausstattung ohne nennenswerte Schwächen
Mit knapp 9.000 Euro zählt das BMC Urs One nicht nur zu den teuersten Gravelbikes auf dem Markt, sondern auch zu den kostspieligsten Rädern generell. Neben dem randvoll mit Features gespickten Rahmen gibt’s dafür jedoch auch eine Ausstattung mit den besten Komponenten, die man momentan für Geld kaufen kann. Kein Wunder also, dass die Waage beim Urs One in Größe M bei nur 8,31kg stehen bleibt.
Ein essentieller Grund, weshalb das Rad schon auf den ersten Blick einen extrem hochwertigen Eindruck hinterlässt, ist seine ausgesprochen cleane Optik. Keine Leitung, kein Kabel, kein Zug stört die markante Linienführung des Edel-Schotter-Racers. Möglich macht das unter anderem auch die verbaute Sram Red eTap bzw. Sram XX1 Eagle AXS Schaltgruppe: Sie funktioniert komplett kabellos, verzichtet auf einen Umwerfer, aber bringt dank der 10-50er Kassette trotzdem eine riesige Bandbreite mit. Daumen hoch: An der Kurbel ist ein 38er Kettenblatt verbaut, das unserer Meinung nach perfekt zum Einsatzgebiet passt – allemal besser als die unserer Ansicht nach zu großen 42er Varianten an vielen Konkurrenzrädern.
Rahmen | URS MTT |
Federgabel | URS 01 Premium Carbon |
Laufräder | DT Swiss GRC 1400 |
Reifen | WTB Resolute 42mm |
Schaltwerk | Sram XX1 Eagle AXS |
Schalthebel | Sram Red eTap HRD |
Kurbel | Sram Red AXS 38t |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Sram Red HRD |
Sattelstütze | URS D-Shape Carbon |
Sattel | WTB SL8 Team |
Vorbau | BMC ICS 01 |
Lenker | Easton EC70 AX |
Kabellose Schaltung okay – natürlich nicht ohne Leitungen kommt nach wie vor die Sram Red HRD Scheibenbremse aus. Dass wir davon dennoch bis auf die STIs und die Bremssättel quasi keine störenden Linien zu Gesicht bekommen, liegt in dem ICS Vorbau, der sämtliche Leitungen oder Zughüllen unten aufnimmt und direkt ins Rahmeninnere führt. Desweiteren bietet er eine elegant integrierte Halterung für Radcomputer oder eine Actioncam. Der Easton EC70 AX Lenker gefällt uns ebenfalls ausgesprochen gut und ist mit 16° Flare auch nicht zu sehr ausgestellt.
Eine weitere Komponente die die tolle Optik des Urs unterstreicht und gleichzeitig eine sehr gute Performance abliefert, sind die Laufräder von DT Swiss. Der GRC 1400 ist sehr leicht, hat breite, etwas höhere und natürlich tubeless-kompatible Carbonfelgen und langlebige Naben – viel mehr geht hier nicht. Darauf montiert sind 42mm breite WTB Resolute Reifen, deren Skinwall-Look schön zum Beige des Rahmens passt.
Last but not least noch einige Worte zum Sitzbereich: Hier verrichtet die hauseigene D-Shape Sattelstütze ihren Dienst, die durch ihre besondere Form mit abgefachtem hinteren Teil besonders viel Flex und damit hohen Komfort bieten soll. Wer möchte, kann per mitgeliefertem Adapter aber natürlich auch eine herkömmliche 27,2mm Stütze verbauen.
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Let’s Gravel: Das BMC URS One
Auf den ersten Blick ist das BMC URS One mit seiner super cleanen Optik und dem formschönen Design nicht nur sehr hochwertig, sondern mit knapp 9.000 Euro auch extrem kostspielig. Natürlich waren wir da besonders gespannt, ob man den Preisunterschied zum übrigen Testfeld auch bei der Performance erfahren kann.
Fangen wir mal mit der ausgewogenen Geometrie an, die sehr viele Fahrer ansprechen dürfte und uns ausgesprochen gut gefällt. Durch das leicht geslopte Oberrohr wird die ansonsten recht sportliche Geometrie etwas entschärft und bietet die Möglichkeit eine etwas entspanntere Position einzustellen.
Für noch mehr „Entspannung“ sorgt der erstklassige Komfort am BMC URS One. Denn durch seine tiefergezogenen Sitzstreben mit Micro Travel Technology (MTT) erhält man sogar bis zu 10mm Federweg am Hinterbau und kann so diverse Schläge und Unebenheiten mit Bravour abmildern oder gar ausblenden. Dies ist aber auch nötig, um seinem Namen Unrestricted gerecht zu werden. Natürlich stößt auch das URS auf extremeren Abschnitten an seine Grenzen, denn es handelt sich schließlich hier immer noch um ein Gravelbike. Trotzdem sind auch einige Trails mit diesem Gravler zu bewältigen und das sogar mit einer Menge Fahrspaß.
Trotz MTT Elastomer und Komfort, ist das BMC URS One aber keinesfalls ein gemächliches Gefährt. Ganz im Gegenteil: Auf der Strecke zeigt es sich ganz nebenbei als echter Flitzer und beeindruckt uns mit seinen sportlichen Fahreigenschaften. Durch die gute Steifigkeit im Tretlagerbereich inklusive gelungener Kraftübertragung erhält man eine tolle Beschleunigung. In Verbindung mit dem direkten Handling wirkt das URS somit sehr agil, was uns nicht nur auf den technischen Trails viel Freude bereitet, sondern grundsätzlich für ein sportliches Fahrgefühl sorgt.
Abgerundet wird die tolle Gesamtperformance durch die hochwertige Ausstattung an der es nicht viel zu meckern gibt. Die DT Swiss Gravellaufräder sorgen für ein sportives Fahrverhalten auf Asphalt und Schotter, die Sram Schaltung sorgt für bestes wireless Schaltvergnügen und liegt zudem angenehm in der Hand. Das selbe gilt für den Lenker, welcher ergonomisch gut zum Gesamtkonzept passt und sich gut anfassen lässt.
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