Produktnews/Test: Das GT Zaskar ist eine Legende, war es doch eines der angesagtesten Hardtails die man kaufen konnte. Das ist schon einige Jahre her, Mountainbiken war etwas für Draufgänger und Wagemutige. Zaskar als Name für Hardtails von GT ist geblieben und das 2021er Zaskar LT ist wieder etwas für Biker, die sich was trauen…
Die erste Ziffer der vierstelligen Jahreszahl war eine Eins und niemand konnte sich vorstellen, dass vollgefederte Bikes sich auf so breiter Front durchsetzen würden. Da turnte Hans „No Way“ Rey bereits auf einem Zaskar durch die Landschaft. Der Wahlkalifornier schaffte es mit seinen Stunts nicht nur auf das Podest bei den X-Games, er war auch in einer US-amerikanischen Polizeiserie auf dem Rad zu sehen. Er gilt als einer der Pioniere der Freeride und Trial Szene und machte sein Bike, ein GT Zaskar, unglaublich populär in der Szene.
https://www.velomotion.de/magazin/2015/07/gt-zaskar-2016-25-jahre-hardtail-evolution/
Damals war ein Mountainbike ein Geländefahrrad und es wurde nicht nach so vielen Kategorien sortiert, wie das heute die Regel ist. Und da sind wir auch schon bei der großen Besonderheit des GT Zaskar LT: es ist nicht irgend ein MTB, nicht irgend ein Hardtail. Bei einem so konkurrenzfähigen Preis liegt das nicht an der Ausstattung, die ist absolut okay, aber eben nicht das Highlight. Das Zaskar LT ist absolut kein Cross Country Rad. Mit mehr Federweg, einer Teleskopstütze und Downhillreifen will das Rad gerade auf der Abfahrt ordentlich Tempo machen!
Es gibt das Zaskar LT in zwei Versionen, das hochwertigere Expert für 1.499 Euro und für Sparfüchse eine Elite Variante, die nur 1.199 Euro kostet und dem von uns getesteten Rad nur wenig nachsteht.
Die Fakten
Angesichts des attraktiven Preises kann man bei den verbauten Komponenten natürlich beine Wunder erwarten, allerdings ist das Gesamtpaket durchaus überdurchschnittlich. An der Front werkelt eine solide Rock Shox 35, der es nicht schwer fallen dürfte, den Hinterbau in Sachen Traktion um Längen zu schlagen. Den Antrieb bzw. die Schaltung liefert Sram. Es gibt eine NX Eagle mit 12 Gängen, die Kassette hält 11-50 Zähne bereit und auf der Kurbel sitzt ein 32er Blatt. Sollte für ziemlich alles funktionieren.
Rahmen | Aluminium |
Federgabel | Rock Shox 35 |
Dämpfer | - |
Laufräder | Formula Naben mit WTB ST I30 TCS Felgen |
Reifen VR | Maxxis Minion DHF 29 x 2.5” WT |
Reifen HR | Maxxis Minion DHR II 29 x 2.4” WT |
Schaltwerk | Sram NX Eagle |
Schalthebel | Sram NX Eagle |
Kurbel | Sram NX Eagle |
Umwerfer | |
Bremse | Shimano MT410 |
Bremsscheiben | Shimano 180/160mm |
Sattelstütze | TranzX Dropper |
Sattel | Fabric Scoop |
Vorbau | GT Aluminium |
Lenker | GT Aluminium |
Eine Shimano Bremse aus der 400er Reihe kommt mit 2 Kolben und leider auch mit relativ kleinen Bremsscheiben. Die Laufräder mit guten WTB ST i30 Felgen drehen um bewährte Formula Naben und sollten einiges abkönnen. Die montierten Maxxis Reifen, ein Minion in 2,5 vorne und 2,4 hinten, stehen auch einem dicken Enduro gut. Zum Gesamteindruck passt der kurze Vorbau mit breitem Lenker und die Teleskopstütze. Die GT-Schwestermarke Fabric liefert Sattel, Flaschenhalter und Sattel.
Der Rahmen ist das Herzstück des GT Zaskar LT. Er ist, wie es sich für eine Zaskar gehört, eine Triple Triangle Konstruktion. Die Sitzstreben sind am Oberrohr vor dem Sitzrohr angeschweißt. Neben einer außergewöhnlichen Optik, die an die Historie des Zaskar anknüpft, soll das für mehr Komfort sorgen. Der Rahmen verfügt über aktuelle Standards wie einen Boost Hinterbau und innenverlegte Züge. Die Zugverlegung ist schlau gelöst, am unteren Ende am Tretlager ist reichlich Platz, so dass man vermutlich deutlich weniger rumfummeln muss als bei vielen anderen Bikes. Es ist Platz für zwei Flaschenhalter und die Teleskopstützen-Leitung kann ordentlich intern verlegt werden. Sieht man sich die Geometrie an, so wird klar, dass es sich hier weder um eine CC Feile, noch um eine Dirt-Bike handelt. Mit 450er Kettenstreben, einem 66 Grad Lenkwinkel und einem Radstand von rund 123 Zentimetern an unserem Testbike in Größe L, denkt man eher an All Mountain oder Enduro Fullys.
So fährt es sich
Hier muss man vor allem über das Konzept Zaskar LT sprechen. Mit reichlich Federweg vorne, dicken Schlappen und dem langen Rahmen darf man keinen quirligen Sprinter erwarten. Im ersten Moment erschreckt man sich fast ein wenig, da man etwas anderes erwartet; so sind doch die meisten aggressiven Hardtails doch eher kompakt. Beim Zaskar LT ist alles eine Nummer größer. Durch die langen Kettenstreben und die großzügige Front klettert das Rad allerdings auch recht willig, trotz der stabilen und eben nicht leichten Parts. Die sportliche Sitzposition und die Eagle Kassette helfen bergauf. Der Sitzwinkel ist mit 75 Grad modern und eher steil. Man kann ordentlich Druck aufs Pedal geben.
Die Länge des Rades spürt man auch im Manual, aber trotz der langen Kettenstreben ist es gut ausbalanciert. Wir raten jedenfalls dazu, sich im Zweifelsfall für die kleinere Größe zu entscheiden. Einfach weil sich das Rad dann leichter handeln lässt.
In der Abfahrt gibt das GT Selbstvertrauen. Auf den ersten Metern vergisst man förmlich, dass man nicht auf einem vollgefederten Rad sitzt. Das Enduro Cockpit, der Maxxis Minion 2,5 im Blickfeld und die 35er Gabel geben optisch das wieder was die Sitzposition und die Gewichtsverteilung vermitteln: Vollgas!
Man lässt es fliegen und merkt im ruppigen Geläuf schlagartig: Hardtail!!! Ich habe keinen Staubsauger-Hinterbau mit Weltraumkinematik! Es scheppert und rumpelt und das fahrstabile GT bahnt sich seinen Weg. Der Pilot sollte sich gut festhalten, dann wird er nicht abgeworfen. Der Hinterbau ist ziemlich steif und nicht so komfortabel, wie man es etwa von vergleichbaren Hardtails mit Stahlrahmen kennt. In der Preisklasse des Zaskar LT wird sich jedoch nur schwerlich ein komfortableres Trail-Hardtail finden.
Wenn man die Reifen auf Tubeless umrüstet, evtl. hinten noch eine Pannenschutzeinlage einbaut, kann man mit dem Luftdruck deutlich runter und die Traktion verbessert sich signifikant. Ebenso helfen würde ein dicker 650b Reifen mit 2,8 Zoll Breite oder mehr im Heck. GT sagt zwar, das Zaskar LT ist ausschließlich für 29″ ausgelegt, doch die Reifenfreiheit am Heck ist durchaus großzügig und – experimentierfreudig wie wir nunmal sind – würden wir es zumindest mal versuchen.
Will man die Fuhre verlangsamen, so funktioniert das zuverlässig, aber weniger kraftvoll als wir es bei einem so schnellen Bike wünschen würden. Den etwas schwächelnden Shimano-Einsteigerbremsen würden jedoch größere Bremsscheiben schon spürbar auf die Sprünge helfen – ohne große Umbauaktionen oder unverhältnismäßige finanzielle Investitionen. Die Griffe von Fabric sind super, die Sattelstütze von TranzX nicht zu beanstanden und hat einen sehr angenehmen und wertigen Bedienhebel. Die Eagle Schaltung hat nicht nur eine gute Übersetzungsbandbreite und schaltet knackig, sie verhindert auch dank „Bearing Clutch“ lästiges Kettenschlagen und eine nervige Geräuschkulisse.
Der Sattel sitzt sich bequem und sieht zudem toll aus. Einzig die scharfen, ungepolsterten Kanten könnten auf Dauer Spuren auf der Innenseite der Oberschenkel hinterlassen, schließlich wird ein Rad wie das Zaskar LT auch über den Sattel geführt.
Wir könnten jetzt viel über die Federgabel sprechen, finden das aber in diesem Fall überflüssig. Die verbaute 35 mit 130mm kann man mit einem Hardtail sehr schwer an ihre Grenzen bringen. Das gleiche gilt für die Bereifung: Die Minion sollten für alles, was man mit so einem Bike in Angriff nimmt, dicke reichen.
Die Devise lautet: nicht zirkeln, trailen und tricksen, das können andere und kompaktere Hardtails besser. Ok, mit viel Körpereinsatz kann man auch mit dem Zaskar LT rumspielen. Aber wir denken: Lieber Lenker gut festhalten, Clickschuhe oder zumindest gute Flatpedal Schuhe an und ordentlich draufhalten. Das Zaskar ist stabil und spürbar laufruhig und animiert den Fahrer genau zu dieser Fahrweise.
Kaufen oder nicht kaufen?
Ja, denn das Zaskar macht viel Spaß und ist bezahlbar. In England und den USA sind solche Bikes schon lange angesagt. So ein Hardtail mit soliden Parts kann ein billiges Fullsuspension-Bike in Sachen Fahrspaß deutlich ausstechen.
Zwei Kleinigkeiten würden wir aber anders machen: Den Sattel würden wir tauschen, dazu erklärt sich wahrscheinlich der Händler beim Kauf bereit. Wenn man nicht überwiegend im recht flachen Terrain unterwegs ist oder man ein Fliegengewicht ist, dann gehören auf eine so potentes Rad zumindest größere Bremsscheiben. Gern 180er hinten und 200er vorne. Und noch ein Tipp: die Reifen auf Tubeless umbauen, dann kann man am Heck weniger Luftdruck fahren und es noch mehr stehen lassen!