Test / MTB / Komponenten: Die Brand Crankbrothers wurde 1997 in Laguna Beach gegründet und ist vor allem bekannt geworden durch die ikonischen Pedale, deren Design an einen Schneebesen aus der Küche erinnern. Durch tolle Funktion und simples Design haben die Pedale den Globus erobert und Crankbrothers konnte sich zu einer angesehenen Marke entwickeln mit verschiedenen Produktlinien, wie z.B. kompakte Werkzeuge für unterwegs, Dropper Posts, Pumpen und weiteren Accessoires. Zu einer wichtigen Produktlinie haben sich in den letzten Jahren die Laufräder entwickelt, wo Crankbrothers mit eigenen Lösungen immer wieder aus der Masse herausragt. So auch die aktuellen Synthesis XCT 11 Laufräder, die im Sortiment die Speerspitze im Cross-Country-/Trail-Bereich bilden.
Crankbrothers Synthesis XCT 11: Das Konzept dahinter
Die Crankbrothers Synthesis XCT 11 richten sich an Cross Country- und Trailfahrer. Bei den Synthesis Laufrad-Linie betrachtet man die Kombination aus Vorderrad und Hinterrad als Gesamtkonzept und gestaltet die spezifischen Bauteile nach den jeweils unterschiedlichen Anforderungen. Das Vorderrad ist etwas weicher und nachgiebiger ausgelegt und ist somit etwas leichter im Handling. Einflüsse vom Untergrund werden leicht vom Laufrad aufgefangen und entlasten den Fahrer, da so die Front leichter zu kontrollieren ist. In ruppigen Kurven werden leichte Schläge besser absorbiert und das Vorderrad bleibt einfacher zu kontrollieren. Um ein „weicheres“ Laufrad zu ermöglichen werden hier deshalb nur 28 Speichen verbaut. Neben dem etwas weicheren Laufrad fällt zudem die Felge an der Front mit 26,5 mm Innenweite breiter aus. Dadurch kommen Reifen an Front breiter und runder aus der Felge. Das erhöht das Volumen des Reifens und die Auflagefläche, was das Lenkverhalten verbessern soll und für mehr Dämpfung sorgt.
Das Hinterrad bekommt mit 32 Speichen vier mehr spendiert und das Laufrad somit steifer gestaltet. Dadurch werden Lastspitzen besser abgefangen und das Laufrad bleibt auch bei Highspeed stabil. Auch in Puncto Vortrieb werden die Kräfte mit einem steiferen Laufrad besser übertragen. Die Felge am Heck fällt mit 24,5 mm Innenmaß zwei Millimeter schmaler als an der Front aus. Dadurch wird das Reifenprofil am Heck enger und soll für bessere Rolleigenschaften und mehr Grip sorgen.
Unser Kollege Chris hat sich bereits ausgiebig mit dem Konzept und der Enduro Version der Laufräder auseinandergesetzt:
Komponenten: Test: Crankbrothers Synthesis – das Laufrad neu erfunden?
News / Test: Mit den Crankbrothers Synthesis stellt der Kulthersteller aus Kalifornien eine neue Reihe Laufräder mit Carbonfelgen vor, bei denen vieles anders gemacht als zuvor. Es gibt drei verschiedenen Baureihen für unterschiedliche Fahrertypen und Einsatzbereiche. Wir haben die Räder mit dem ungewöhnlichen Konzept in der E11 Enduro Variante bereits getestet. Die Laufräder von Crankbrothers […]
Crankbrothers Synthesis XCT 11: Die Zusammensetzung
Wie wie oben beschrieben werden an Vorder- und Hinterrad speziell an die Anforderungen angepasste Felgen von Crankbrothers aus Carbon verbaut. Die Konstruktion ist an den Speichenlöchern verstärkt und soll an dieser kritischen Stelle damit besonders robust sein. Die Verarbeitung scheint hochwertig, das Design ist angenehm zurückhaltend. Top: Der US-Hersteller gewährt lebenslange Garantie auf die Felgen.
Bislang haben wir vor allem über die Felgen gesprochen. Bei den Naben hat Crankbrothers auf die Expertise eines echten Kult- und Traditionsherstellers zurückgegriffen. Das Herz der Top-Variante bilden nämlich Naben von Industry Nine. Die Hydra Hub konnte sich durch die Feinläufigkeit und Robustheit schon bei vielen Bikern einen Namen machen. Die Naben werden komplett bei Industry Nine in den USA hergestellt, wobei der Fertigungsprozess schon beim rohen Aluminium beginnt. Revolutionär ist der Freilaufkörper der Hinterradnaben. Mit 6-Sperrklinken und 690 Einrastpunkten wird ein Einrastwinkel von nur 0,52° erreicht. Das sorgt auch für den unverkennbaren, lauten und hohen Summ-Ton des Freilaufs.
Die Verbindung zwischen Crankbrothers Felgen und den Hydra Hubs stellen Sapim CX-Ray Messerspeichen mit Alu-Nippeln her. Die haben sich über die Jahre als leichte und robuste Speichen bewährt. Alles zusammen auf der Waage sollte dies nach Herstellerangabe 1.519 Gramm ergeben. Auf unserer Waage waren es 1.568 Gramm, allerdings mit Shimano Micro Spline Freilauf. Ideales Gewicht für den XC/Trail-Bereich, zumal das Laufrad noch etwas durchdachter ist als der Großteil der Konkurrenz.
Beim Lesen der Zusammenstellung werdet ihr schon bemerkt haben, dass hier keine günstigen Teile verbaut worden sind. Das schlägt sich auch im Gesamtpreis nieder. Mit 2.399 Euro bewegt man sich hier schon in der Premium Klasse.
Wie schlägt sich das Konzept auf dem Trail?
Natürlich waren wir gespannt, ob man das Konzept auch auf dem Trail spürt. Montiert wurden die Laufräder auf unserem Ibis Ripley Testbike mit 180 mm Shimano Bremsscheiben und Schwalbe Nobby Nic Reifen in 2,35″ Breite. Die tubeless-Montage der Reifen funktionierte ohne Probleme und wir bekamen alles auf Anhieb und ohne Sauerei dicht. Die Entscheidung, vorn und hinten identische Reifen zu verbauen, fiel bewusst. So wollten wir feststellen, wie die unterschiedlichen Felgen die Reifen beeinflussen. Nach dem Aufziehen konnte man schon erkennen, dass der Reifen am Heck etwas schmaler und runder aus der Felge kommt. Vorne wirkt der Reifen etwas voluminöser. Auch wenn zwei Millimeter Felgenbreite nicht nach viel klingen – hier ist schon ein deutlicher Unterschied sicht- und spürbar.
Auf den ersten Metern machte sich direkt das niedrige Gewicht bemerkbar. Mit den leichten Nobby Nic Trailreifen ließen sich die Laufräder gut beschleunigen und machten das Rad sehr spritzig. Hat man genug vom Beschleunigen und lässt den Freilauf einrasten, scheint sich sofort ein nervöser Wespenschwarm auf die Verfolgung zu begeben. Die sechs Sperrklinken mit 690 Einrastpunkten machen ordentlich Radau und haben ab und zu auch die Klingel auf frequentierten Radwegen ersetzt. Nicht nur akustisch überzeugte der Freilauf von Industry Nine. Der Freilauf an den Crankbrothers Laufrädern wirkte fast schon digital und der Weg bis zum Einrasten war kaum zu spüren. Bisher habe ich selten auf den Einrastwinkel von Freiläufen geachtet, aber beim Umstieg auf „herkömmliche“ Freiläufe war der Unterschied schon deutlich zu spüren, denn hier hatte man niemals das Gefühl ins Leere zu treten.
Weiches Vorderrad? Steifes Hinterrad? Kann man das auf dem Trail bestätigen? Vom Gefühl her auf jeden Fall. Teilweise war ich schon mit Carbonlaufrädern unterwegs, die an der Front wirklich unangenehm steif waren, was sich nicht nur auf den Komfort sondern auch auf den Arm-Pump auswirkt. Hier hat sich das Synthesis XCT 11 Laufrad eher wie ein Alulaufrad angefühlt, aber ohne jedoch schwammig zu wirken. Das Laufrad am Heck war fast schon etwas bockig, das wurde mit weniger Luft am Heck ausgeglichen. Hier hätte die Felge hinten etwas breiter sein können. Mit Luftdrücken unter 1,4 Bar und leichter Nobby Nic Karkasse neigte der 2,35″ Reifen schon etwas zum Abknicken. Ansonsten konnten wir am Laufradsatz keine Auffälligkeiten feststellen.
Fazit
Tolles Konzept und feinste Materialien. Der Crankbrothers Synthesis XCT 11 Laufradsatz ist ein High-End-Laufradsatz aus dem Buche. Leicht, schön und aus feinsten Teilen zusammengesetzt, vor allem die Industry Nine Naben sind herausragend. High-End ist dann jedoch leider auch der Preis von knapp 2.400 Euro.