Radsport: Viele Menschen werden durchatmen, wenn das Jahr 2020 endlich Geschichte ist. Zumindest im Straßenradsport ist die Saison bereits vorbei. Was nehmen wir mit aus dieser kuriosen Saison?
Coronavirus: Die Folgen sind noch nicht absehbar
Die Meldung „positiv getestet“ bekam in dieser Radsport-Saison plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Statt um Dopingfälle ging es in den vergangenen Monaten um Corona-Tests. Denn auch im Radsport hat der Virus gewütet. Fahrer haben sich infiziert, Rennen mussten abgesagt werden und die langfristigen Folgen sind noch nicht absehbar. Wir wissen nicht, ob der ein oder andere Profi unter anhaltenden Lungenproblemen leiden wird. Ebenfalls unklar ist, ob alle bekannten Rennen in Zukunft überhaupt noch ausgetragen werden können. Und auch die Mannschaften haben unter finanziellen Problemen zu leiden. Der ohnehin nicht mit viel Geld gesegnete Radsport steht vor der vielleicht schwierigsten Prüfung in der Geschichte.
Schlimme Stürze: Mehr Schutz für die Fahrer
Stürze gehören zum Radsport dazu. Immer wieder bekamen wir in der Vergangenheit diesen Satz zu hören. Und sicherlich ist er nicht falsch. Doch müssen wir mit einer solchen Häufung an schlimmen Stürzen wirklich leben? Die Antwort lautet ganz klar: Nein! Nachdem es unter anderem Fabio Jakobsen bei der Polen-Rundfahrt, Remco Evenepoel bei Il Lombardia und Julian Alaphilippe bei der Ronde van Vlaanderen schwer erwischt hat, findet hoffentlich ein Umdenken statt. Die Ursachen all dieser Stürze sind völlig unterschiedlich, und doch muss einfach grundsätzlich mehr getan werden, um die Gesundheit der Profis zu schützen. Todesfälle im Training und schlimme Verletzungen in Rennen sollten uns nach 2020 auch für 2021 eine Lehre sein. Hoffen wir, dass die UCI und die Rennveranstalter ihre Konsequenzen ziehen.
Spannende Grand Tours: Sekundenpoker bis zum Schluss
Natürlich bleiben uns nach der Radsport-Saison 2020 auch positive Erlebnisse in Erinnerung. Ganz besonders betrifft dies die großen Landesrundfahrten. Sowohl in Frankreich, als auch in Italien und Spanien bekamen wir bis auf die letzen Tage einen spannenden Fight geboten. Bei der Tour de France nahm Tadej Pogacar seinem Kontrahenten Primoz Roglic das Gelbe Trikot erst auf der 20. Etappe ab – mit einer wahren Sensation im Zeitfahren. Der Giro d’Italia wurde sogar erst auf der 21. Etappe entschieden, als Jai Hindley die Maglia Rosa an Tao Geoghegan Hart verlor. Und auch bei der Vuelta a Espana durften wir lange bis zur Entscheidung warten. Fünf Tage vor Schluss eroberte Primoz Roglic die Gesamtführung, musste aber auf der vorletzten Etappe bei einer Bergankunft noch um jeden Meter kämpfen. Am Ende trennten den Sieger und den Gesamtzweiten bei der Tour, dem Giro und der Vuelta lediglich 59, 39 bzw. 24 Sekunden. So kann es im Radsport gerne auch 2021 weiter gehen!
Generationswechsel: Sie könnten ihre Söhne sein
Die These, dass Radprofis im Alter von 30 Jahren ihre beste Leistung bringen können, ist schon seit vielen Jahren überholt. Was sich in den vergangenen Monaten abgespielt hat, grenzt aber fast schon an eine kleine Zeitwende. Tadej Pogacar gewann mit 21 die Tour de France. Giro-Sieger Tao Geoghegan Hart ist 25, während sein Kontrahent Jai Hindley sogar noch ein Jahr jünger ist. Dem Schweizer Marc Hirschi gelang in Frankreich mit 22 der Durchbruch. Und Remco Evenepoel ist gerade einmal 20 und dominierte in dieser Saison jede Rundfahrt, an der er teilnahm. Der junge Belgier gilt schon jetzt als einer der Top-Favoriten auf den Sieg der Tour de France 2021. Fast schon fies, dass sie in einer Altersklasse mit Alejandro Valverde gewertet werden. Der Spanier wird im kommenden Jahr bereits 41 und könnte somit der Vater einiger Profis sein …