Am Samstag fand mit „Rad am Ring“ das erste Rennen der zweiten Saisonhälfte im German Cycling Cup statt. Das Team war diesmal auf der kurzen Distanz nicht vertreten, da die üblichen Verdächtigen hierfür, entweder leider verletzt ausfielen oder sich für einen Start beim zeitgleich stattfindenden 24h Rennen entschieden hatten. Auf der Langdistanz ging eine handvoll Unerschrockener an den Start um sich dem härtesten Rennen der Saison zu stellen. Marion Wittler schaffte dabei, trotz eines kurzfristigen Defekts und Start auf dem „Winterrad“, einen sensationellen 2. Gesamtrang und Sieg in ihrer Altersklasse. Von seinem ganz persönlichen Ritt durch die Grüne Hölle berichtet diesmal Malte Beversdorff:
Der Nürburgring, Rad am Ring, wie immer eine Topveranstaltung: Tolle Zuschauermassen, eine imposante Wechselzone beim 24 Std.-Rennen, eine nicht zu langwierige Siegerehrung und letztendlich qualitativ und quantitativ topbesetzte Teilnehmerfelder.
Beim Einrollen vorm Rennen war ich noch zu Scherzen aufgelegt, traf man nicht doch den ein oder anderen alten Weggefährten. Ab dem Start ging es dann jedoch sofort zügig auf die 150km und mit gut 3000HM gespickte Grüne Hölle. Die ersten 10km ging es mit leichten Anhöhen stetig bergab und mit gut 100km/h schoss ich dem ersten ernsten Anstieg entgegen. Dieser trug den passenden Namen Bergwerk, denn ab hier ging die Schinderei los. Was anfangs noch ein Feld von gut 100 Fahrern war, verkleinerte sich innerhalb dieses Berges auf eine gut 40-köpfige Spitzengruppe. Im mit bis zu 18% steilen finalen Anstieg, der Hohen 8 musste ich leider etwas reißen lassen. Mit vereinten Kräften und einer Aeroposition, wo die Nase schon den Reifen spürte konnte ich mich eingangs der Zielgeraden wieder dem Hauptfeld anschließen.
Zur 2. runde wurde es dann nochmals etwas ruppiger, da der spätere Sieger den Start verpasst hatte und mit den 75km-Rennern auf die Strecke ging. Als Duo kamen sie von hinten angerauscht und zogen sogleich am Berg vorbei. Da hieß es für mich zum 2. Mal in die Verfolgungsjagd zu gehen. Einige andere Sportler schienen sich etwas mit der Streckenwahl vertan zu haben, da ich eine Überrundung auf einer 24km-Strecke in Runde 2 eigentlich komplett ausgeschlossen hätte. Aber meinen großen Respekt, dass man trotz Absteigens am Berg die vollen 6 Runden durchgezogen hat – Chapeau!
In der dritten Runde war es endgültig um mich geschehen, gerade hatte ich wieder Anschluss gefunden, da ging es auch wieder in den Berg hinein. Ich fühlte mich, als wenn alle nach vorn fahren würden, nur ich hätte umgedreht. Ich schaltete also in den Überlebensmodus und sagte mir, ab jetzt nur noch ankommen. Ob ich nun 50., 80., oder wie letztendlich 92. geworden bin, das juckte mich kein bisschen mehr. Entweder Hop oder Top – aber ich hab das Ziel erreicht.
Alles in allem wird es nicht umsonst als härtestes Rennen des GCC betitelt und ich war einfach nur froh, als ich mich bei unseren 24 Std.-Jungs auf den Campingstuhl setzen konnte. Ein großes Dankeschön an Ivi, Patrick und Thomas, die immer gerade passend eine Trinkflasche zur Hand hatten, sowie an alle anderen Teilnehmer, denn ohne diese wäre so ein „Riesending“ schlicht weg nicht finanzierbar.
Trotz aller Schinderei konnte Marion Wittler nach einem beherzten Rennen den 2. Gesamtrang, sowie den Altersklassensieg einfahren. Damit dürfte sie auch ihren Vorsprung auf Platz 3 im Gesamtklassement ausgebaut haben. Tim Take bekam zur Rennhälfte die zweite Luft und konnte sich in einer elitären Gruppe noch nach vorn kämpfen. Matthias Maxa und Felix Schmidt kämpften sich ebenfalls wacker durch und dürften wohl auch froh gewesen sein, als es endlich die 150km auf dem Tacho standen.
Gesamtfazit: 4 Tage/Nächte die eigene Hochzeit feiern, in 14 Tagen bloß 80km zu Rollen und dann bei Rad am Ring an den Start zu gehen ist nicht empfehlenswert, aber man weiß für später – damals in der Grünen Hölle hab ich auch überlebt und ab nun kann es nur noch bergauf gehen.