Radsport: Dylan van Baarle hat sensationell Paris – Roubaix gewonnen. Nachdem der Niederländer im vergangenen Jahr WM-Zweiter wurde und sich auch vor wenigen Wochen bei der Flandern-Rundfahrt knapp geschlagen geben musste, feiert er nun den größten Erfolg seiner Karriere.
Mit van Baarle gewann der stärkste Fahrer
Absolute Weltklasse! An einem absoluten Sahne-Tag hat sich Dylan van Baarle (Ineos Grenadiers) einen Lebenstraum erfüllt. Der Niederländer gewinnt mit Paris – Roubaix die Königin der Klassiker und krönt sich damit selbst zum König. Um 11 Uhr gingen die Fahrer an diesem Ostersonntag in Compiègne an den Start. Nach 257,2 harten Kilometern sollten nur die wenigsten von ihnen das Ziel in Roubaix erreichen. Denn auch wenn das Wetter – anders als im Vorjahr – diesmal trocken und angenehm war, so bleibt die Hölle des Nordens eben eines: eine Hölle! Und genau in dieser wusste sich Dylan van Baarle heute einfach perfekt zu wehren. Sein Vorsprung von weit über einer Minute zeigt, dass heute nicht der glücklichere Fahrer gewonnen hat, sondern der tatsächlich beste. Das Podium komplettieren der Belgier Wout van Aert (Jumbo – Visma). und der Schweizer Stefan Küng (Groupama – FDJ).
Ineos Grenadiers tritt dominant auf
Schon zu Beginn des Rennens ging es in der Hölle des Nordens mächtig zur Sache. Frühe Attacken – in der Hoffnung als Ausreißer am Ende immer noch mit vorn dabei zu sein – wurden geritten. Wirklich lösen könnte sich aber keine kleine Gruppe, weil dahinter vor allem die Mannschaft Ineos Grenadiers für ein konstant hohes Tempo sorgte. Das britische Team sorgte dadurch für mehrere Risse im Hauptfeld, noch bevor es eigentlich auf die insgesamt 31 Passagen auf Kopfsteinpflaster ging. Die abgesprengten Gruppen kämpften über knapp drei Stunden um den Anschluss, bis sie ihn tatsächlich wiederherstellen konnten. Hilfreich war den distanzierten Fahrern dabei auch Reifenpannen von Filippo Ganna (Ineos Grenadiers), auf den direkt zweimal gewartet werden musste. Außerdem kam es in Gruppe eins zu einem relativ großen Sturz, so dass die Einholung nicht mehr zu verhindern war.
Mohoric mehrmals in der Offensive
Nachdem sich das große Hauptfeld wieder gefunden hatte, entbrannte der Kampf um die Ausreißergruppen erneut. Doch die Favoriten hatten dem Rennen bereits so intensiv den Stempel aufgedrückt, dass sie das Heft nun nicht mehr aus der Hand geben wollten. Matej Mohoric (Bahrain – Victorious), Tom Devriendt (Intermarché – Wanty Gobert), Casper Pedersen (DSM) und Davide Ballerini (Quick-Step Alpha Vinyl) war es in dieser heißen Phase aber doch noch einmal geglückt, einen Vorsprung von mehr als zwei Minuten herauszufahren. Nach und nach – in Person von Ballerini zum Beispiel auf Grund eines Reifenschadens – vielen die Ausreißer jedoch wieder in die Hauptgruppe zurück. Lediglich Mohoric und Devriendt konnten sich länger vorn halten. Doch schließlich sollte ein Platten auch den Sieger von Mailand – Sanremo stoppen. Alleine war der Belgier nun völlig machtlos. Er wurde von der herannahenden Favoritengruppe gestellt, die mittlerweile auf knapp zehn Mann reduziert wurde.
Lampaert stürzt wegen eines Zuschauers
Nur wenige Kilometer nach seiner Panne und seiner Einholung ging Matej Mohoric erneut in die Offensive. Der Slowene zog Yves Lampaert (Quick-Step Alpha Vinyl) und Dylan van Baarle (Ineos Grenadiers) mit sich. Dahinter ließen die Begleiter die Arbeit vorwiegend Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) verrichten. Doch der muss wenig später einsehen: Heute wird das nichts! Denn Während sich Wout van Aert (Jumbo – Visma), Stefan Küng (Groupama – FDJ) und Jasper Stuyven (Trek – Segaferdo) absetzen können, resigniert der Niederländer. Ganz anders sein Landsmann: Dylan van Baarle (Ineos Grenadiers) konnte sich von seinen beiden Begleitern lösen und seinen Vorsprung kontinuierlich ausbauen – bis zur Ziellinie und zum größten Erfolg seiner Karriere. Bitter endete das Rennen für Yves Lampaert. Der Belgier kam rund sechs Kilometer vor dem Ziel zu Fall, weil er in die klatschenden Hände eines Zuschauers fuhr und die Kontrolle über sein Rad verlor.
@DylanvanBaarle is leading in Lᴇ Cᴀʀʀᴇғᴏᴜʀ ᴅᴇ ʟ’Aʀʙʀᴇ!
Dylan Van Baarle en tête dans Lᴇ Cᴀʀʀᴇғᴏᴜʀ ᴅᴇ ʟ’Aʀʙʀᴇ !#ParisRoubaix pic.twitter.com/SK5L4gQ4kz
— Paris-Roubaix (@Paris_Roubaix) April 17, 2022
Elisa Longo Borghini siegt solo bei den Frauen
Die 2. Ausgabe von Paris-Roubaix Femmes hat sich Elisa Longo Borghini (Trek – Segafredo) nicht nehmen lassen. Die Italienische Meisterin gewann letztlich souverän in der Hölle des Nordens. Als Solistin konnte sie sich 23 Sekunden vor ihren Konkurrentinnen durchsetzen. Bei den Verfolgerinnen sprintete die Belgierin Lotte Kopecky (SD – Worx) vor der Niederländerin Lucinda Brand (Trek – Segafredo) auf den zweiten Rang. Undankbare Vierte wurde die Schweizerin Elise Chabbey (Canyon//SRAM), die aber erneut beeindruckend unter Beweis stellte, dass mit ihr künftig zu rechnen ist.
Elisa Longo Borghini nearly loses it on the way to a solo victory into Roubaix! pic.twitter.com/FZaLCfcxQg
— GCN Racing (@GcnRacing) April 16, 2022