Radsport: Am Freitag beginnt die Italien-Rundfahrt. Die Startliste ist noch nicht vollständig. Dennoch blicken wir bereits jetzt auf die Giro d’Italia Favoriten – und zählen dabei 6 Namen, die den Fight um den Gesamtsieg unter sich ausmachen dürften.
Richard Carapaz (Ineos Grenadiers)
Als Gesamtsieger aus dem Jahr 2019 muss Richard Carapaz als Topfavorit gelten. Der Ecuadorianer gewann in diesem Jahr eine Etappe bei der Katalonien-Rundfahrt und im Vorjahr wurde er im Straßenrennen Olympiasieger – und das absolut souverän. Da Vorjahressieger Egan Bernal nicht teilnehmen kann, wird man sich bei Ineos Grenadiers voll und ganz auf Carapaz konzentrieren. Als starker Kletterer bekannt, hat er sich außerdem auch im Zeitfahren stark verbessert. Mit einem starken Team im Rücken wird der Gesamtsieg nur über ihn gehen. Sprechen wir über die Giro d’Italia Favoriten, muss 2022 also zuerst an Richard Carapaz gedacht werden.
Joao Almeida (UAE)
Zu den Aufsteigern der vergangenen zwei Jahre zählt Joao Almeida. Der Portugiese wurde 2020 Vierter beim Giro d’Italia. Im Vorjahr fiel er auf Rang sechs. Außerdem hat er Top-10-Ergebnisse zu verbuchen bei Tirreno – Adriatico, der UAE Tour und der Katalonien-Rundfahrt, sowie Gesamtsiege in Polen und Luxemburg. Zweifelsohne gehört Joao Almeida damit zu den Giro d’Italia Favoriten. Auch, weil er als starker Zeitfahrer gilt und auf ein gutes Team bauen kann. Hat er aus den vergangenen zwei Jahren entscheidendes gelernt, wird er bis zum Schluss um die Maglia Rosa kämpfen.
Simon Yates (BikeExchange – Jayco)
Vier Jahre ist es her, als Simon Yates den Giro d’Italia nach Belieben dominierte. Der Australier gewann drei Etappen und führte die Gesamtwertung souverän an – bis zur 19. Etappe. Drei Tage vor Schluss brach er dann so derart ein, dass er über 39 Minuten verlor. Am Ende wurde er nur 21. Diese Erfahrung ließ ihn reifen, denn nur wenige Monate später gewann er die Vuelta a Espana mit einer deutlich defensiveren Strategie, so dass ihm die Luft kurz vor Ende eben nicht ausging. Im Vorjahr wurde er Dritter beim Giro d’Italia. Trotzdem hat er noch immer eine Rechnung mit der Italien-Rundfahrt offen. Er will den Gesamtsieg und die Chancen dafür stehen 2022 gar nicht schlecht. Als Zweiter bei Paris – Nizza stellte er seine gute Verfassung schon unter Beweis. Sein Problem ist lediglich sein eher schwaches Team.
Miguel Angel Lopez (Astana)
Nach einem Jahr bei Movistar ist Miguel Angel Lopez zurück bei Astana. Unklar ist jedoch, ob er auch zu alter Stärke zurückgefunden hat. Der Kolumbianer zählt seit Jahren zu den stärksten Kletterern im Peloton. Dank seiner Zeitfahrschwäche und taktischer Fehlentscheidungen gelang ihm der ganz große Wurf jedoch noch nicht. Obwohl je ein Dritter Platz in Spanien und Italien eigentlich Top-Resultate sind, wird man das Gefühl nicht los, dass Miguel Angel Lopez eigentlich das Potential zum Grand-Tour-Sieger hätte. Gelegen kommen ihm beim Giro d’Italia 2022 die wenigen Zeitfahr-Kilometer. Auch auf ein starkes Team kann er bauen. Jetzt liegt es an ihm, endlich konstant gut über drei Wochen zu performen. Dann kann ihm der ganz große Wurf doch noch gelingen.
Tom Dumoulin (Jumbo – Visma)
Zurück ist auch Tom Dumoulin. Der Niederländer fährt zwar schon seit 2022 für Jumbo – Visma, legte im vergangenen Jahr aber eine mehrmonatige Pause ein. Jetzt will er zurück an die Weltspitze. In dieser Saison konnte er mit guten Resultaten jedoch noch nicht überzeugen. Es ist daher fraglich, ob er pünktlich zum Giro d’Italia in Topform sein kann. Das Zeug zu einem Favoriten hat er allemal. Schließlich gewann er 2017 bereits die Rundfahrt. Ein Jahr später beendete er den Giro d’Italia und die Tour de France auf Rang zwei. Der Weg zurück ist jedoch kein leichter. Jeder Zeitfahrkilometer kommt ihm entgegen. Da das Profil insgesamt jedoch eher den Bergfahrern zugute kommt, ist Tom Dumoulin vermutlich eher als Außenseiter zu sehen.
Romain Bardet (DSM)
Ebenfalls an einem Comeback arbeitet Romain Bardet, und das, obwohl er eigentlich nie wirklich weg war. Der Franzose hat aber schwierige Jahre hinter sich. Zählte er bis 2019 noch zu den besten Klassementfahrern der Welt, fuhr er 2020 und 2021 kaum noch gute Resultate ein. Doch jetzt hat er sich zurückgemeldet. Mit Rang neun bei er UAE Tour, Rang zwölf bei Tirreno – Adriatico und seinem Gesamtsieg bei der Tour of the Alps katapultiert er sich plötzlich zurück auf die Liste der Mitfavoriten. Im Alter von 31 Jahren kann er jetzt mit all seiner Erfahrung vielleicht doch noch den ganz großen Triumph einfahren. Als fünfmaliger Top-10-Fahrer bei der Tour de France ist ihm das Podium beim Giro d’Italia auf jeden Fall zuzutrauen.