Radsport: Tadej Pogacar ist nicht zu schlagen. Der Slowene gewann die 16. Etappe des Giro d’Italia im strömenden Regen und feiert damit seinen fünften Tagessieg. Daniel Martinez konnte Geraint Thomas wertvolle Zeit im Kampf um Rang zwei abnehmen. Für Kopfschütteln sorgte heute einmal mehr eine völlig wahnwitzige Taktik der spanischen Mannschaft Movistar.
Pogacar holt sich Sieg Nummer 5
Eine verrückte 16. Etappe des Giro d’Italia endet in Santa Cristina Valgardena mit dem Tagessieg von Tadej Pogacar (UAE). Zuvor wurde die eigentlich 206 Kilometer lange Etappe von Livigno zum Monte Pana wegen schlechten Wetterverhältnissen um rund 85 Kilometer verkürzt. Für weniger Action sorgte dies jedoch nicht. Im Gegenteil: Die Mannschaft Movistar führte über 100 Kilometer hinweg das Hauptfeld an – in der Hoffnung heute Tadej Pogacar im Schlussanstieg schlagen zu können. Doch daraus wurde nichts. Der Slowene holt sich Tagessieg Nummer 5 vor dem starken jungen Italiener Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè) und Daniel Martinez (Bora – hansgrohe), der damit wertvolle Zeit auf Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) gutmachen konnte.
Schnee & Chaos im Startort Livigno
Eigentlich hätte die 16. Etappe des Giro d’Italia über den gefürchteten Stelvio führen sollen. Auf Grund von tagelangem Schneefall haben die Organisatoren diesen jedoch bereits vor einigen Tagen aus dem Programm genommen. Nun hätte der Umbrailpass überquert werden sollen. Doch am heutigen Dienstag fiel auch auf diesem Gipfel der Schnee – und sogar im Startort Livigno schneite es. Während der Giro-Organisator RCS trotzdem am eigentlichen Plan festhalten wollte, weigerte sich die Fahrervereinigung CPA. Nach langem Hin und Her einigten sich die beiden Parteien schließlich doch. So startete das Teilstück rund 85 Kilometer später. Erst um 14:30 machten sich die Profis somit auf den Weg. Statt Bergen direkt zu Beginn war es nun sogar leicht abschüssig bis zu den Schlussanstiegen.
Movistar mit unverständlicher Taktik
Im strömenden Regen gestartet, hatten die Profis also nun nur etwas mehr als 120 Kilometer zurückzulegen. Sofort nach Schwenken der Flagge versuchten einige Fahrer aus dem Feld auszureißen. Doch die spanische Mannschaft Movistar hatte – warum auch immer – etwas gegen jeden Angriff. Zu fünft reihten sich die in schwarzen Regenjacken gekleideten Fahrer mit dem weißen M vorn im Peloton ein und machten jede Attacke zunichte. Über 35 Kilometer lang hielten sie das Tempo hoch und ließen partout niemanden weg. Erst 80 Kilometer vor dem Ziel gelang es endlich einer Vierergruppe, sich zu lösen. Davide Ballerini (Astana), Andrea Piccolo (EF Education – EasyPost), Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) und Mirco Maestri (Polti – Kometa) wurden aber weiterhin von Movistar verfolgt – wenn auch nun mit etwas weniger Nachdruck. Die Teamleitung der spanischen Equipe schien tatsächlich zu glauben, im Schlussanstieg mit Einer Rubio (Movistar) oder Nairo Quintana (Movistar) gegen Tadej Pogacar (UAE), Daniel Martinez (Bora – hansgrohe), Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) und co. gewinnen zu können.
Alaphilippe wehrt sich
Als in den Passo Pinei/Panidersattel (23,4 km mit 4,8%) hinein gefahren wurde, zerfiel das Spitzen-Quartett in seine Einzelteile. Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) ließ seine Begleiter stehen, während aus dem Peloton heraus nicht etwa die Attacke eines Movistar-Profis erfolgte, sondern von Filippo Fiorelli (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè). Der aktiv fahrende Italiener sicherte sich noch ein paar Punkte für die Intergiro-Wertung, ehe von Pelayo Sanchez (Movistar) endlich die lang ersehnte Movistar-Attacke erfolgte. Der Spanier konnte sich um rund 20 Sekunden aus der Favoritengruppe heraus absetzen. Da jedoch sein Teamkollege Nairo Quintana (Movistar) dort weiterhin das Tempo machte, wurde er schließlich von seiner eigenen Mannschaft nur kurz später wieder eingeholt. Da dann wiederum aber Quintana nicht mehr zulegen konnte und sogar abgehängt wurde, ließ man Sanchez wieder angreifen. Anschließend erlitt dieser aber einen technischen Defekt an seiner Gangschaltung, weshalb auch er eingeholt und durchgereicht wurde.
Pogacar kennt keine Gnade
Nach einer kurzen Abfahrt fuhr Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) in den Monte Pana hinein. Seinen Verfolgern Ewen Costiou (Arkea – B&B Hotels), Christian Scaroni (Astana) und Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè) gelang kurz darauf jedoch der Anschluss. Im steilsten Abschnitt erwies sich der junge Italiener als stärkster Kletterer. Doch aus der Favoritengruppe heraus zündete ein gewisser Tadej Pogacar (UAE) den Turbo. Der Mann in Rosa konnte 700 Meter vor dem Ziel zu Pellizzari aufschließen und erwartungsgemäß vorbeifahren. Damit holt sich Pogacar bereits seinen fünften Etappensieg beim diesjährigen Giro d’Italia. Stark war heute auch Daniel Martinez (Bora – hansgrohe). Im direkten Duell gegen Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) behielt er die Oberhand und gewann wertvolle Sekunden im Kampf um Rang zwei. Bester Movistar-Profi war letztendlich übrigens Einer Rubio (Movistar) auf Rang elf.
La quinta de Tadej Pogaçar en el #Giro2024 pic.twitter.com/rqEVmptsQN
— Streams de Ciclismo (@CicloStreams) May 21, 2024