Hallo Jessica,
du fährst nun deine zweite Saison in der Frauen-Elite Klasse Und hast dabei gleich überzeugen können. Bei fast allen Rennen wo du am Start warst konntest du um den Sieg mit fahren.
Du bestätigst damit deine Leistung aus dem letzten Jahr, bist du zufrieden mit der bisherigen Saison?
Für das Maß an Training, was ich im Moment fahre, läuft es sehr gut. Ich bin bisher zufrieden mit der Saison. Auch, weil sich meine Leistung im Vergleich zu letzter Saison gesteigert hat. So, wie es sein soll.
National bist du momentan wohl die stärkste Fahrerin, aber trotzdem bist du noch nicht so viele Internationale Rennen gefahren wodran liegt das?
Ich bin Ende des Sommers nach Berlin in eine eigene Wohnung gezogen, zusammen mit Silvio Herklotz, und mache derzeit eine Ausbildung. Mit einem Job und einem eigenen Haushalt hat man sehr viel zu tun, sodass man unter der Woche weniger Zeit zum Trainieren hat. Daher nutze ich momentan vor allem die Wochenenden zum trainieren.
Außerdem wäre das zu viel Reisestress für mich, an so vielen Wochenenden nach Holland oder Belgien zu fahren, das würde meiner Leistung und Entwicklung langfristig nicht gut tun.
Welche weiteren Ziele hast du für die restliche Cyclocross-Saison?
Im Fokus stehen vor allem die Deutschen Meisterschaften, die ich unter den Top 3 beenden möchte.
Außerdem hoffe ich auf ein gutes Ergebnis bei der WM in Tschechien, Top 20 in der Frauenklasse wäre schon ein tolles Ergebnis für mich!
Und den Deutschlandcup würde ich gerne gewinnen, auch wenn ich nicht so viele Rennen der Serie fahren konnte.
Dein Ziel ist die Top3 bei der Deutschen Meisterschaft in Born im Januar. Wen siehst du dort als deine stärksten Gegnerinnen?
Zurzeit ist meine Kollegin aus dem Stevens Racing Team, Lisa Heckmann, meine wohl stärkste Konkurrenz. Hanka wird denke ich verletztungsbedingt nicht an den Start gehen. Elisabeth Brandau und Trixi Worrak, die die vergangenen Jahre auch zur deutschen Cross- Spitze zählten, sind bisher auch noch keine Rennen in dieser Saison gefahren. Daher denke ich, dass Lisa und ich die Sache unter uns ausmachen, wenn nicht noch jemand überraschend hinzu stößt.
Wie wird es in der Zukunft bei dir weiter gehen, auch auf der Straße bist du im vergangenen Jahr starke Ergebnisse eingefahren. Gibt es dort schon einen Ausblick?
Kommende Straßensaison werde ich für das Maxx Solar Cycling Team fahren. Vor allem werde ich mich auf die Bundesliga konzentrieren, und wenn das zeitliche Budget es zulässt, auch die ein oder andere internationale Rundfahrt bestreiten. Langfristig gesehen möchte ich auf auf der Straße versuchen, eine der deutschen Top-Fahrerinnen zu werden.
Wie viel Zeit investiert du täglich für deinen Sport? Bleibt dabei noch Zeit für andere Dinge?
Alles an Zeit, die ich nicht auf der Arbeit verbringe, investiere ich in den Sport. Wenn Regeneration angesagt ist, der Haushalt gemacht ist und ich frei habe, verbringe ich diese Zeit sehr gerne zusammen mit Silvio ganz entspannt im Café, oder auch gerne in der Sauna.
Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus (Ausbildung/Profi-Sport)?
Meine kürzlich begonnene Ausbildung geht zwei Jahre, nebenbei trainiere ich halt so gut es geht. Was danach ist, kann ich jetzt noch nicht beurteilen. Es hängt davon ab, wie ich mich bis dahin leistungsmäßig entwickelt habe und ob es für mich eine Chance gibt, in den Profi Sport einzusteigen. Allerdings ist es im Frauenradsport sehr schwierig, sein Lebensunterhalt damit zu finanzieren. Einen kleinen Job nebenbei würde ich dann wahrscheinlich noch machen.
Der deutsche Radsport boomt momentan, auf der Straße fahren auch die Frauen richtig stark mit, ist der Profisport für dich ein Ziel?
Ein Ziel ist es auf jeden Fall.
Wenn du dich zwischen Straße und Cyclocross entscheiden müsstest, wofür schlägt dein Herz mehr?
Cross ist eigentlich schon meine Lieblingsdisziplin. Man muss sich 40 min voll konzentrieren, während man Anschlag fährt, und eine super Radbeherrschung haben. Der Sport ist mit seinen vielen verschiedenen Bodenverhältnissen und Strecken so facettenreich und fasziniert mich immer wieder.
Doch auch auf der Straße fühle ich mich sehr wohl, auch wenn ich da noch nicht so viel Erfahrung habe.
Gibt es für dich ein Vorbild in der Cross-Szene, dem du nacheiferst?
Natürlich ist es Marianne Vos, der nachgeeifert wird. Wie sie nach jeder Kurve unermüdlich Antritt, wie sie ihr Rad unter Kontrolle hat und alles in allem eine Perfektionistin ist. Neben ihr finde ich auch Sven Nys sehr beeindruckend. Nicht nur, dass er so konstant schon über Jahre hinweg an der Weltspitze fährt. Ganz besonders seine Coolness ist genial, wenn es im Rennen mal nicht perfekt läuft, bleibt er trotzdem „entspannt“.
Hast du ein Ritual, das du vor jedem Rennen hast, und das dir bei den Rennen hilft?
Wenn ich die Strecke schon kenne, lasse ich sie mir den Abend vor dem Rennen, wenn ich im Bett liege, noch einmal von Start bis Ziel durch den Kopf gehen.
Es gibt nur wenige Nachwuchsfahrerinnen in Deutschland die bei Crossrennen an den Start gehen, warum hast du dich dafür entschieden und was motiviert dich dazu?
Ich betreibe Leistungssport schon von kleinauf und bin immer schon Rad gefahren. Cross fand ich schon immer cool und hat mich fasziniert, weil es dem Sportler alles abverlangt. Konzentration, Druck, Technik, und Fitness des gesamten Körpers.
Mich motiviert der Erfolg, und das Ziel, langfristig gesehen zu den ganz Großen im internationalen Crosssport zu gehören. Außerdem motiviert es mich, dass ich vom Stevens Racing Team so gute Unterstützung erhalte.
Du fährst schon seit der Schüler-Klasse Cyclocross-Rennen und hast es in die deutsche Spitze geschafft, hast du einen Tipp für junge Fahrerinnen?
Man darf den Spaß nicht verlieren, sollte aber andererseits auch mal, auf Deutsch gesagt, die Arschbacken zusammen kneifen, wenn es mal nicht läuft oder man keine Lust hat, sich in der winterlichen Kälte aufs Rad zu setzen. Man darf allerdings nicht zu verbissen sein, sonst verliert man den Spaß. Ich denke, man muss einfach eine gute Balance dazwischen finden.