Radsport: Die Ende 2014 gegründete Kooperation ‚Velon‘, der elf von 18 WorldTour Teams angehören, hat eine 10-jährige Partnerschaft mit dem Sportmarketing-Riesen Infront Sports & Media unterzeichnet. Die Zusammenarbeit könnte die Radsport-Liveberichterstattung nachhaltig verändern – positiv. Doch nur, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.
Die auf zehn Jahre angelegte Zusammenarbeit zwischen Velon und dem in der Schweiz ansässigen Sportmarketing-Unternehmen Infront Sports & Media ist in mehrere Phasen untergliedert. In einem ersten Schritt soll Velon Zugang zu den technischen Möglichkeiten von Infront erhalten. Konkret bedeutet das, dass es ab sofort möglich sein wird, detaillierte Leistungs- und Renndaten direkt von den Rädern der Profis in die Sendeanstalten und von dort auf den heimischen Fernseher zu liefern. Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt: Geschwindigkeit, Kadenz, Puls, Leistung – all das könnte man zukünftig direkt am Fernsehbildschirm ablesen. Bekannt sind solche technischen Raffinessen beispielsweise aus dem Motorsport, wo die Zuschauer in kleinen Grafiken Motorleistung und andere Daten während des Rennens präsentiert bekommen.
„Die Kooperation ermöglicht es uns, den Fans interessante Renndaten zugänglich zu machen – das wird großartig. Stellen Sie sich nur einmal vor, wie toll es sein wird, wenn die Fans während des Rennens die Performance der Fahrer live am Bildschirm verfolgen können. In anderen Sportarten gibt es so etwas bereits und nun bringen wir es auch in den Radsport,“ gibt sich Graham Bartlett, der CEO von Velon geradezu enthusiastisch. Bis es jedoch soweit ist, müssen alle Beteiligten zusammen an einen Tisch geholt werden, um über die Angelegenheit zu verhandeln: Fahrer, Teams, Rennorganisatoren, Sendeanstalten und auch die UCI. Hierbei wird entscheidend sein, dass alle zusammen an einem Strang ziehen – natürlich unter Wahrung der individuellen Interessen, aber eben auch bereit zu notwendigen Kompromissen. Angesichts der anhaltenden Streitereien zwischen ASO und UCI und den vielen beteiligten Parteien könnte dies jedoch ein zäher und langwieriger Prozess werden.
Auf lange Sicht gesehen – über den weiteren Verlauf der Zusammenarbeit ist noch nichts bekannt – könnte sich die Zusammenarbeit für die Teams auch finanziell lohnen. TV-Anstalten werden ein großes Interesse daran haben, an diese Daten zu gelangen und werden wohl auch bereit sein, dafür zusätzlich in die Tasche zu greifen. So könnten die Velon-Teams sich nach und nach ein zweites finanzielles Standbein aufbauen, unabhängig von ihren Sponsoren und damit für eine lang-ersehnte finanzielle Planungssicherheit sorgen.
Verständlicherweise begrüßen Teams und Fahrer diese Entwicklung. Etixx – Quick-Step Chef Patrick Lefevere spricht sogar von einem „Meilenstein für den Radsport, […] von dem alle Beteiligten profitieren werden.“ Auch von den Fahrern gibt es bis dato ausschließlich positive Stimmen. Für Marcel Kittel (Etixx – Quick-Step) bekommen die Zuschauer nun Gelegenheit, „einen Einblick in das Herz des Pelotons“ zu wagen und auch für André Greipel gibt es keine Zweifel: „Ich als Fahrer kann es nur begrüßen, wenn man sich die technischen Möglichkeiten zu Nutze macht.“ Doch der Profi von Lotto-Soudal ist sich auch der möglichen Hürden bewusst: „Alle Beteiligten müssen zum Wohle des Radsports handeln.“
Wir hoffen, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, und dass die Beteiligten über ihren Schatten springen, eigene Interessen zurückstellen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten, von der der Radsport profitieren kann.