Radsport: Souverän & Weltklasse – die Dominanz von Marcel Kittel kann mit vielen Superlativen beschrieben werden. Nach der gestrigen Etappe in Nijmengen gewann der Deutsche auch heute in Arnheim ohne der Konkurrenz auch nur den Hauch einer Chance zu lassen. Er verwies Elia Viviani (Sky) und Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo) auf die Plätze und eroberte durch die Zeitgutschrift auch das Maglia Rosa. Nach zehn Jahren ist das Führungstrikot des Giros damit wieder einmal auf den Schultern eines deutschen Fahrers. André Greipel auf Rang vier und Rick Zabel auf Rang neun komplettierten ein gutes deutsches Tagesergebnis.
Maarten Tjallingii ist der König der Ausreißer
Noch gestern ist der Radsport-Zirkus von Arnheim nach Nijmengen gefahren, heute ging es wieder zurück. Die Strecke führte ebenfalls über 190 Kilometer und beinhaltete am Ende auch wieder zwei Umdrehungen auf einem Rundkurs. Aber keine Angst: Ganz so einfallslos sind die Streckenbauer vom Giro dann doch nicht, denn es wurde eine andere Strecke befahren. Erneut setzte sich sehr früh eine Gruppe vom Peloton mit bis zu zehn Minuten Vorsprung ab. Neben den uns von gestern schon bekannten Ausreißern Giacomo Berlato (Nippo-Vini Fantini) und Maarten Tjallingii (Lotto NL-Jumbo) haben Johann van Zyl (Dimension Data) und Julen Amezqueta (Wilier Triestina-Southeast) die Flucht nach vorn angetreten.
Bei rund fünf bis sechs Minuten Abstand hat sich der Vorsprung im Laufe der Etappe eingependelt und das Feld ließ die Ausreißer am langen Arm verhungern, bevor die Lücke rasant geschlossen wurde. Die vierköpfige Spitzengruppe war sich ihrer geringen Siegaussichten bewusst, belohnte sich jedoch unterwegs mit drei Zwischenwertungen. Vor allem Maarten Tjallingii war fest entschlossen, die Führung in der Sprintwertung auszubauen und sich das Bergtrikot zu krallen. So gewann der Niederländer vor heimischem Publikum tatsächlich alle drei Zwischenwertungen und durfte sich nach dem Rennen das azurblaue Bergtrikot überstreifen.
Jean-Christophe Péraud gibt verletzt auf
Kurz vor der ersten Sprintwertung kam es zu einem Sturz an der Spitze des Feldes. Jean-Christophe Péraud (Ag2r) konnte seinem Teamkollegen nicht mehr ausweichen und fiel so unglücklich auf den Asphalt, dass er das Rennen aufgeben musste. Der Franzose hätte seinen 39. Geburtstag während seiner ersten Giro-Teilnahme feiern können. Neben dem Sturz des Tour-Zweiten von 2014 gab es im Laufe des Tages noch einige weitere Unfälle. Unter anderem davon betroffen waren auch der Gesamtzweite Primoz Roglic (LottoNL – Jumbo), Svein Tuft (Orica-GreenEdge), Silvan Dillier (BMC) und Nikias Arndt (Giant – Alpecin). Glücklicherweise konnten aber alle Fahrer das Rennen fortsetzen und sollten auch am Dienstag wieder am Start stehen.
Der beste Sprinter der Welt bestätigt seine Überlegenheit
Nachdem 28 km vor dem Finish zum ersten Mal die Zielpassage überquert wurde, nahmen die Sprinterteams endgültig das Heft in die Hand und begannen die Jagd auf die Ausreißer. Durch das hohe Tempo von Etixx-Quick Step riss das Hauptfeld kurzzeitig in zwei Teile und der Vorsprung der Ausreißer schmolz dahin. Johann van Zyl versuchte sein Glück als Solist, während seine Weggefährten den Ausreißversuch schon aufgegeben hatten. Als sich plötzlich Etixx-Quick Step von der Führungsarbeit zurückzog, sah es kurzzeitig sogar danach aus, als hätten sich die Sprinterteams verzockt. Zwei Kilometer vor dem Ziel wurde aber schließlich auch der letzte Ausreißer eingefangen. Alle Sprinter rankten sich um das begehrte Hinterrad von Marcel Kittel, doch wer dies inne hat kommt noch lange nicht an ihm vorbei. Im Gegenteil: Aktuell scheint es keinem Sprinter im Fahrerfeld des Giros zu gelingen, auch nur annähernd das Hinterrad von Marcel Kittel zu halten. Kittel gewinnt wie bereits gestern mit einem deutlichen Vorsprung vor der Konkurrenz und wird durch die Zeitbonifikation die 4. Etappe im Maglia Rosa in Angriff nehmen dürfen.
Transfer nach Süditalien in welliges Terrain
Nicht vergessen: Morgen ist Ruhetag. Diesen hat das Fahrerfeld auch bitter nötig. Nicht, weil es bereits drei Etappen hinter sich gebracht hat, sondern weil ein Transfer von den Niederlanden bis nach Süditalien bevorsteht. Das heutige Etappenziel Arnheim und der Etappenstart Catanzaro am Dienstag liegen ca. 1.670 km Luftlinie voneinander entfernt. Übrigens legen die Fahrer während der 21 Etappen des diesjährigen Giro d’Italia 3.383 km auf dem Rad zurück – also etwas mehr als die Distanz von Arnheim nach Catanzaro und wieder zurück. Das Profil auf der 4. Etappe von Catanzaro nach Praia a Mare sorgt für etwas mehr Abwechslung als die bisherigen Etappen in den Niederlanden. Das Profil ist wellig und ein Massensprint gilt alles andere als sicher.
Ergebnis Giro d’Italia Etappe #3
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Marcel Kittel | Ger | Etixx - Quick-Step | 04:23:45 |
2. | Elia Viviani | Ita | Team Sky | |
3. | Giacomo Nizzolo | Ita | Trek-Segafredo | |
4. | André Greipel | Ger | Lotto Soudal | |
5. | Alexander Porsev | Rus | Team Katusha | |
6. | Kristian Sbaragli | Ita | Dimension Data | |
7. | Moreno Hofland | Ned | Team LottoNl-Jumbo | |
8. | Arnaud Demare | Fra | FDJ | |
9. | Rick Zabel | Ger | BMC Racing Team | |
10. | Matej Mohoric | Slo | Lampre - Merida |
Gesamtwertung
Fahrer | Land | Team | Zeit | |
---|---|---|---|---|
1. | Vincenzo Nibali | ITA | Astana | 86:32:49 |
2. | Esteban Chaves | COL | Orica-GreenEDGE | 00:00:52 |
3. | Alejandro Valverde | ESP | Movistar | 00:01:17 |
4. | Steven Krujswijk | NED | LottoNL-Jumbo | 00:01:50 |
5. | Rafal Majka | POL | Tinkoff | 00:04:37 |
6. | Bob Jungels | LUX | Etixx - Quick-Step | 00:08:31 |
7. | Rigoberto Uran | COL | Cannondale | 00:11:47 |
8. | Andrey Amador | COL | Movistar | 00:13:21 |
9. | Darwin Atapuma | COL | BMC | 00:14:09 |
10. | Kanstantsin Siutsou | BLR | Cannondale | 00:16:20 |