Radsport: Diego Ulissi (Lampre-Merida) hat soeben die vierte Etappe des diesjährigen Giro d’Italia gewonnen. Der Italiener triumphierte als Solist nach einem packenden und schweren Finale und konnte somit seinen fünften Giro-Tagessieg seiner Karriere feiern. Dahinter folgten Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) und Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo). Marcel Kittel (Etixx – Quick-Step) musste im Maglia Rosa auf dem welligen Profil abreißen lassen.
Keine Chance ließ Marcel Kittel (Etixx-Quick Step) seiner Sprint-Konkurrenz auf den beiden Flachetappen. Ähnlich chancenlos war der Deutsche heute leider im Kampf um das Maglia Rosa. Nachdem er bereits rund 40 km vor dem Ziel zum ersten Mal abgehängt wurde, konnte er das Tempo im welligen Etappenfinale dann endgültig nicht mehr mitgehen. Der spannende Kampf um den Tagessieg und das Maglia Rosa war den hügelfesten Fahrern im Peloton überlassen. Diego Ulissi (Lampre-Merida) setzte sich mit vielen weiteren Fahrern im Etappenfinale ab und konnte sich rund zehn Kilometer vor dem Ziel am letzten Anstieg entscheidend von ihnen lösen. Er rettete sich mit einem Vorsprung von fünf Sekunden vor Tom Dumoulin (Giant – Alpecin) und einer größeren Gruppe mit allen Favoriten. Der Niederländer übernimmt damit erneut das Rosa Trikot, während Marcel Kittel nun wieder in Rot an den Start gehen wird.
Nippo-Vini Fantini fährt Damiano Cunego ins Bergtrikot
Nach dem Ruhetag und dem Transfer nach Italien führte die heutige Strecke von Catanzaro nach Praia a Mare 200 km die Küste entlang. Doch der drohende Wind sollte nicht die größte Schwierigkeit darstellen, denn vor allem das wellige Ende der Etappe und zwei Bergwertungen der 3. Kategorie warteten auf das Peloton. Anders als auf den beiden vorherigen Etappen wurde heute um die Zugehörigkeit in der Spitzengruppe gekämpft. Letztendlich konnten sich vier Fahrer vom Feld absetzen: Matthias Brändle (IAM), Matej Mohoric (Lampre-Merida), Joseph Rosskopf (BMC) und Nicola Boem (Bardiani-CSF). Das Team Nippo-Vini Fantini schien unbedingt einen Fahrer vorne mit dabei haben zu wollen, weshalb sie der Spitzengruppe keinen großen Vorsprung zugestanden. Der Versuch von Eduard Grosu (Nippo-Vini Fantini), den Anschluss als Solist herzustellen, scheiterte jedoch. Unterwegs schnappte sich derweil Nicola Boem sowohl die erste Sprintwertung als auch die erste Bergwertung, womit er im Kampf um das Bergtrikot in Führung ging. Doch das Team Nippo-Vini Fantini offenbarte den Zuschauern dann die wahren Beweggründe der Aufholjagd. Als es den San Pietro hinauf zur zweiten Bergwertung des Tages ging, schloss das Feld auf und Damiano Cunego (Nippo-Vini Fantini) konnte sich die Punkte schnappen. Da die beiden nun in der Bergwertung gleichauf lagen, kam es am Ende auf die Platzierung in der Gesamtwertung an und so wurde Damiano Cunego im Etappenziel schließlich das Bergtrikot überreicht.
Für Marcel Kittel war das Etappenfinale viel zu schwer
Nach dem Zusammenschluss begann das Rennen wieder von vorne und mehrere Fahrer versuchten sich vom Feld zu lösen, doch da es nur noch rund 30 km bis ins Ziel waren, ließ das Feld niemanden mehr einen großen Vorsprung herausfahren. Das Team Astana nahm schließlich die Favoritenrolle von Vincenzo Nibali an und kontrollierte das Tempo im Feld, während sich vorne rund ein Dutzend Fahrer, darunter Stefano Pirazzi (Bardiani-CSF), Diego Ulissi (Lampre-Merida) und Tim Wellens (Lotto Soudal), einige Sekunden Vorsprung herausfahren konnten. Das wellige Terrain gepaart mit dem hohen Tempo im Peloton sorgte für eine Zersplitterung des Feldes. Marcel Kittel verlor zusammen mit vielen weiteren Fahrern endgültig den Anschluss und damit das Maglia Rosa. Spätestens nach der Attacke von Domenico Pozzovivo (Ag2r) wurde klar, dass es hier tatsächlich zu einem ersten kleinen Antesten der Favoriten kommen würde. In der Spitzengruppe attackierte Diego Ulissi an der letzten Rampe rund zehn Kilometer vor dem Ziel und ließ seine Weggefährten nach hervorragender Vorarbeit seines Teamkollegen Valerio Conti stehen. Fortan kam es zu einem Kampf von Diego Ulissi gegen ein stark dezimiertes Fahrerfeld. Der Italiener konnte fünf Sekunden Vorsprung ins Ziel retten und gewann vor Tom Dumoulin und Steven Kruijswijk (Lotto NL-Jumbo). Eine weitere Sekunde dahinter kamen fast alle Anwärter auf den Gesamtsieg gemeinsam ins Ziel. Darwin Atapuma (BMC), Igor Anton (Dimension Data), Ryder Hesjedal (Trek-Segafredo) und Carlos Betancur (Movistar) verloren auf der heutigen Etappe bereits wertvolle Zeit.
Etappe als gutes Beispiel für Teamwork
Radsport ist ein Teamsport. Die heutige Etappe dient als Musterbeispiel für diese Behauptung, da in mehreren Rennsituationen genau dieser Teamgedanke eine tragende Rolle gespielt hat. Die Fahrer des Teams Nippo-Vini Fantini hatten den klaren Auftrag, einen Mann in der Spitzengruppe zu platzieren, um das Bergtrikot in die eigenen Reihen zu bekommen. Dies gelang mit Umwegen durch Damiano Cunego und einer aufopferungsvollen Mannschaftsleistung. Auch das Team Bardiani-CSF wollte sich heute beweisen. Zuerst schickte man Nicola Boem in die Ausreißergruppe, welcher bereits virtuell im Bergtrikot fuhr, bis eben jener Damiano Cunego kam. Danach kämpfte Stefano Pirazzi zusammen mit dem späteren Etappensieger Diego Ulissi gegen das herannahende Feld an, konnte dem Antritt seines Landsmannes jedoch nichts entgegensetzen. Als das dezimierte Feld dann Jagd auf den Solisten machte, war es wieder die Équipe Bardiani-CSF, da sie mit Sonny Colbrelli den vielleicht sprintstärksten Fahrer in der Gruppe hatten. Valerio Conti war schließlich der Mann von Lampre-Merida, der die Attacke von Diego Ulissi mustergültig vorbereitete. Morgen ist wieder die Mannschaftsleistung von Etixx-Quick Step gefragt, denn ein Massensprint und ein weiterer Sieg von Marcel Kittel liegt durchaus im Bereich des Möglichen.
Ergebnis Giro d’Italia 2016 Etappe #4
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Diego Ulissi | ITA | Lampre - Merida | 04:46:51 |
2. | Tom Dumoulin | NED | Team Giant-Alpecin | 00:00:05 |
3. | Steven Kruijswijk | NED | Team LottoNl-Jumbo | |
4. | Alejandro Valverde | SPA | Movistar | 00:00:06 |
5. | Gianluca Brambilla | ITA | Etixx - Quick-Step | |
6. | Vincenzo Nibali | ITA | Astana | |
7. | Ilnur Zakarin | RUS | Team Katusha | |
8. | Matteo Busato | ITA | Southeast - Venezuela | |
9. | Esteban Chaves | COL | Orica-GreenEDGE | |
10. | Nicolas Roche | IRL | Team Sky |
Gesamtwertung Giro d’Italia nach Etappe #4
Fahrer | Land | Team | Zeit | |
---|---|---|---|---|
1. | Vincenzo Nibali | ITA | Astana | 86:32:49 |
2. | Esteban Chaves | COL | Orica-GreenEDGE | 00:00:52 |
3. | Alejandro Valverde | ESP | Movistar | 00:01:17 |
4. | Steven Krujswijk | NED | LottoNL-Jumbo | 00:01:50 |
5. | Rafal Majka | POL | Tinkoff | 00:04:37 |
6. | Bob Jungels | LUX | Etixx - Quick-Step | 00:08:31 |
7. | Rigoberto Uran | COL | Cannondale | 00:11:47 |
8. | Andrey Amador | COL | Movistar | 00:13:21 |
9. | Darwin Atapuma | COL | BMC | 00:14:09 |
10. | Kanstantsin Siutsou | BLR | Cannondale | 00:16:20 |