Vier Mal wurde der Sieg im Velodrom von Roubaix bereits auf einem S-Works Roubaix eingefahren. Allein Tom Boonen hat das Rad seit 2008 zu drei seiner vier Siege auf dem sagenumwobenen Pflaster der Hölle des Nordens getragen. Vor der diesjährigen Auflage haben wir uns das Rad genauer angesehen.
Das S-Works Roubaix hat sich seit seiner Einführung im Jahr 2004 einen Ruf erarbeitet, der seinesgleichen sucht. In Hinblick auf komfortable Langstreckenrenner ist es nach wie vor in der Spitzengruppe vertreten – in repräsentativer Position. Zur Saison 2013 hat Specialized das S-Works SL4 nochmals überarbeitet. So hat sich beispielsweise die Form der Sitzstreben geändert. Am oberen Ende fallen diese nun dicker aus, wodurch sich der Dämpfungskomfort nochmals erhöht. In die gleiche Richtung zielt auch die markante Gobl-Gobl-R-Sattelstütze. Die bekannten Zertz bleiben im Rahmen-Gabel-Set erhalten. Neben dem Komfortaspekt haben die Entwickler aber auch Wert auf ein noch steiferes Fahrgefühl gelegt, in etwa so, wie man es vom S-Works Tarmac kennt. Aus diesem Grund fällt der Tretlagerbereich nun bauchiger aus. Am wichtigsten scheint in dieser Hinsicht jedoch das überarbeitete Steuerrohr zu sein. Dieses ist konisch geformt, wobei die Form und Höhe je nach Rahmengröße variiert.
Ausstattung
Rahmen und Gabel unseres Testrads in der Größe 54 sind aus dem für Specialized typischen Fact 11r Carbon gefertigt und mit den typischen Zertz-Einsätzen und internen Kabelführungen versehen. Das Steuerrohr misst 165 Millimeter und sorgt so für eine etwas aufrechtere Position. Damit das Rad dennoch agil bleibt, setzt man bei Specialized, gemessen am Einsatzbereich des Rades, auf einen relativ kurzen Radstand von gerade einmal 1000 Millimetern.
Unser Specialized Roubaix SL4 Red C2 ist, wie es der Name schon verrät, mit Srams aktueller Topgruppe versehen. Als Kompaktvariante mit einer Übersetzung von 50/34 Zähnen und einer Kassette mit 11 bis 28 Zähnen sind auch steilere Anstiege mit diesem Rad kein Problem. Einzig die Bremsen schaffen es nicht ganz, ihre eigentlich ordentliche Bremsleistung auf die Carbonflanken zu übertragen. Möglich, dass dies an den Roval Rapide CLX 40 liegt, die abgesehen davon einen soliden Eindruck hinterlassen und dem Rad das gewisse Etwas verleihen. Nimmt man Sattel und Stütze ins Visier, fällt zunächst der Kopf der Gobl-Gobl-R auf. Dieser ist aber nicht nur markant geformt, vielmehr findet sich auch hier das vom Rahmen her bekannte Dämpfungssystem. Dieses erlaubt es, einen höheren Reifendruck zu fahren, ohne dabei Abstriche in Sachen Komfort hinnehmen zu müssen. Die Entwickler beweisen hier ein goldenes Händchen. Gleiches gilt für den Vorbau, der ebenfalls aus dem Hause Specialized stammt und per Spacer eine individuelle Anpassung an die eigene Sitzposition erlaubt, sowie für den angenehm flexenden S-Works SL Carbon-Lenker.
Specialized ist bekannt dafür, die vielfältigen Entwicklungsansätze nicht nur an seinen Rahmen, sondern auch auf seine Komponenten anzuwenden. Deutlich wird dies im Falle des SL4 aber nicht nur an den bereits genannten Komponenten, sondern auch an der Wahl der Reifen. Seit einigen Jahren zeigen sich die Amerikaner diesbezüglich umtriebig. Während unserer Testfahrten überzeugen uns die verbauten Turbo-Drahtreifen durch ihr sehr gutes Abrollverhalten. Pannen können wir nicht im Protokoll vermerken.
Fazit
Tom Boonen, der in diesem Jahr verletzungsbedingt auf einen Start in der „Hölle des Nordens“ verzichten muss, hat das S-Works SL4 im letzten Jahr zum vierten Sieg bei seinem erklärten Lieblingsrennen geführt. Dabei konnte er sich auf ein harmonisches Rahmen-Gabel-Set verlassen, dass kaum Zweifel zulässt. Auf grobem Untergrund, buckeligem Pflaster und Schotter rollt das SL4 wie man es sich wünscht. Die etwas aufrechtere Sitzposition, die Dämpfungseigenschaften und der sehr gute Geradeauslauf erlauben es, sich voll und ganz auf den Weg zu konzentrieren. Dank der durchdacht in den Rahmen eingebrachten Steifigkeitsparameter bleibt das Rad dabei agil genug für harte Antritte und flinke Kurven. Auch bei Nässe lässt es sich gut austarieren. Ganz klar, das S-Works ist eine Referenz für komfortable, schnelle Rennräder, ein Sieger-Rad, mit dem kaum ein Konkurrenzmodell mithalten kann.
Mit gewogenen 6,4 Kilogramm liegt das Rad unter der von der UCI für Rennen zugelassenen Norm, die man aber mit der Montage stabiler Flaschenhalter sicherlich erreichen könnte. Danach steht der Jagd über ruppigen Untergrund aber nichts mehr im Wege. Aber nicht nur dafür. Das S-Works Roubaix SL4 ist, obschon seines Preises, auch für Marathonfreunde und Komfortliebhaber ein sicherlich treuer Begleiter.
Produkthighlights
- Plus: herausragender Komfort
- Plus: steif und leicht
- Plus: Top-Ausstattung
- Minus: verhaltene Bremsleistung
Preis und Web
- 7499,00 Euro
- www.specialized.com