Radsport: In unserem ersten Teil der Vuelta Teamvorstellung haben wir bereits zehn Teams kurz beleuchtet. Bleiben noch zwölf. Bei diesen zwölf Mannschaften dreht sich größtenteils alles um das Gesamtklassement. Während sich eine Hand voll Teams voll und ganz darauf konzentrieren wird, fahren die anderen Mannschaften garantiert mehrgleisig. Zu ungewiss und unplanbar scheint der gewünschte Erfolg zu sein. Dennoch befinden sich die stärkeren Mannschaften im zweiten und zugleich letzten Teil unserer Vuelta Teamvorstellung.
IAM
Das Team IAM befindet sich auf Abschiedstour durch Spanien. Am Ende der Saison löst es sich nämlich auf. Konzentrieren wird man sich größtenteils auf den Schweizer Mathias Frank, der im letzten Jahr Gesamtachter bei der Tour de France wurde, in dieser Saison aber aufgeben musste und bis dahin keine große Rolle spielen konnte. Der Rest des Teams wird ihn unterstützen. Sollte er seine Leistung nicht bringen können, sind sie jedoch im Kampf um Etappenerfolge gefragt.
Ag2R
Das Team Ag2r tritt wie meist relativ unscheinbar zu einer großen Landesrundfahrt an. Nicht selten jedoch konnten sie dann letztendlich eben doch eine bedeutende Rolle spielen. Auch in diesem Jahr kann dies schon fast erwartet werden, denn neben dem erfahrenen Jean-Christophe Peraud steht auch der junge Pierre Latour am Start. Ihm ist einiges zuzutrauen, wenn er gesund bleiben sollte und sich schnell an eine Grand Tour gewöhnen kann. Ein Christophe Riblon oder ein Jan Bakelants ist zudem immer für einen Etappensieg gut.
Astana
Auch ohne Vincenzo Nibali und Fabio Aru ist das Team Astana in der Lage eine Top-Truppe an den Start zu schicken. Unter anderem ist darunter der Sieger der Tour de Suisse zu finden: Miguel Angel Lopez Moreno. Der Kolumbianer geht als klarer Kapitän an den Start, der zumindest die Nachwuchsfahrerwertung gewinnen soll. Doch auch in Richtung Podium ist für ihn alles drin. Unterstützt wird er von starken Helfern wie Dario Cataldo, Davide Malacarne, Luis Leon Sanchez Gil und Michele Scarponi. Eine Top-Platzierung in der Gesamtwertung und eine Hand voll Etappensiege würde nicht überraschen.
BMC
Das Team BMC wird vermutlich zweigleisig fahren. Zu stark ist die Truppe, um sich nur in den Dienst von Tejay Van Garderen zu stellen. Mit Darwin Atapuma, Philippe Gilbert, Ben Hermans, Samuel Sanchez und Dylan Theuns hat man Etappensiege fast schon fest eingeplant. Wenn Tejay Van Garderen sein Potential endlich mal drei volle Wochen lang ausschöpfen kann, dann ist zudem eine Platzierung auf dem Podium realistisch.
Cannondale
Ein richtig starkes Rundfahrer-Team bietet Cannondale bei der Vuelta auf. Joseph Lloyd Dombrowski, Davide Formolo, Pierre Rolland und Andrew Talansky können bei einem perfekten Verlauf allesamt in die Top 10 fahren. Es wird spannend zu beobachten sein, wer von ihnen sich als der Stärkste erweist. Zu rechnen ist in jedem Fall mit Andrew Talansky. Mit Simon Clarke, Moreno Moser und Davide Villela hat man außerdem drei ganz starke Etappenjäger, die eventuell auch auf das Bergtrikot schielen könnten.
Giant-Alpecin
Beim Team Giant-Alpecin wird man definitiv mehrgleisig fahren. Zu ausgeglichen ist diese Mannschaft. Mit dem deutschen Nikias Arndt hat man den vielleicht schnellsten Sprinter in den eigenen Reihen. Es gibt zwar nicht viele Etappen für ihn, aber dort zählt er in jedem Fall zu den Favoriten auf den Tagessieg. Für die Gesamtwertung hat Giant-Alpecin Warren Barguil dabei, der eine recht enttäuschende Tour de France gefahren ist und nun in Spanien vorn rein fahren möchte. Die restlichen sieben Fahrer werden diesen beiden Kapitänen auf ihrem jeweiligen Terrain gut zuarbeiten und sie bestens unterstützen. Nicht auszuschließen, dass sie auch einmal Freiheiten für eine Ausreißergruppe bekommen.
Lampre-Merida
Louis Meintjes heißt der Star im Team Lampre-Merida. Der Südafrikaner ist erst 24 Jahre alt, hat aber spätestens in dieser Saison seinen ersten kleinen Durchbruch geschafft. Mit Rang acht bei der Tour de France und Platz sieben beim Olympischen Straßenrennen stellte er sein großes Talent unter Beweis. Nun soll er auch bei der Vuelta um die vorderen Ränge mitfahren. Ebenfalls im Team: Mario Costa, der Bruder von Rui Costa.
Orica-BikeExchange
Das australische Team Orica-BikeExchange war bisher immer bekannt für ein sehr intensives Teamwork und die Jagd auf Etappensiege. Dies hat sich nun etwas verschoben, denn mit den Yates-Brüdern und dem Kolumbianer Chaves hat man auf einmal Klassementfahrer in der Mannschaft. Spannend wird sein, ob Simon Yates hier die Erfolge seines Bruders Adam bei der Tour de France wiederholen kann, oder ob er sich doch eher in Richtung Klassikerjäger entwickelt. Eine bedeutende Rolle in der Gesamtwertung spielen wird in jedem Fall Esteban Chaves, der beim Giro d’Italia in diesem Jahr schon Gesamtzweiter wurde. In den Sprints sollte man ein Auge auf Magnus Cort Nielsen werfen. Der Däne gilt als eines der größten Sprinter-Talente im gesamten Fahrerfeld.
LottoNL-Jumbo
Die Niederländer haben auf einmal wieder Klassementfahrer: Gezeigt hat dies nicht nur Tom Dumoulin vom Team Giant-Alpecin im letzten Jahr bei der Vuelta, sondern auch ein Mann von LottoNL-Jumbo: Steven Kruijswijk trug beim Giro d’Italia auf einigen Etappen das Maglia Rosa, wurde dann jedoch durch einen Sturz sogar noch vom Podium gerissen. Er hat Blut geleckt und will nun in die erste Riege der Rundfahrer aufsteigen. Mit Robert Gesink hat er außerdem einen starken Helfer an seiner Seite. Der Rest des Teams wird für deren Unterstützung da sein und auf der ein oder anderen Etappe auch einmal in Fluchtgruppen gehen können. Chancen auf Etappensiege haben auf jeden Fall Enrico Battaglin und George Bennett, die beide besonders bei einem leicht welligen Terrain im Sprint nicht zu unterschätzen sind.
Sky
Froome! Natürlich wird man sich auch bei der Vuelta a Espana im Team Sky auf Chris Froome konzentrieren. Er gewann die Tour de France nun zum dritten Mal, doch bei der Vuelta blieb er bisher glücklos. Im Jahr 2011 ging hier sein Stern auf, als er unerwartet Zweiter wurde. Dies wiederholte er 2014. Im letzten Jahr brach er sich das Bein. Nun soll das Double Tour/Vuelta her. Es war jedoch nicht zu übersehen, dass er bei den Olympischen Spielen seine Schwächen hatte. Daher ist fraglich, ob er seine Topform zur Vuelta wieder erreichen kann. Sein Team wird auch deutlich schwächer sein als bei der Tour de France, auch wenn es dennoch zu den besten im Fahrerfeld gehören dürfte. Mit Leopold König, Michal Kwiatkowski, David Lopez und Salvatore Puccio hat er zumindest vier sehr starke Kletterer an seiner Seite.
Tinkoff
Auf der 9. Etappe der Tour de France stieg Alberto Contador in das Begleitfahrzeug und gab die Rundfahrt verletzt auf. Nach einigen Tagen Pause, setzte er sich jedoch wieder auf sein Bike und trainierte für die Vuelta. Als Vorbereitungsrennen bestritt er die Vuelta a Burgos, die er direkt gewinnen konnte, während viele seiner Konkurrenten in Rio auf Medaillenjagd gingen. Das Team Tinkoff wird sich zu 100 Prozent in die Dienste seines Kapitäns stellen. Andere Ziele, wie bei der Tour de France noch der Fall gewesen, wird es keine geben. Seine stärksten Helfer in den Bergen werden Jesus Hernandez, Yury Trofimov und Robert Kiserlovski sein.
Movistar
Das Team Movistar kann wohl als das stärkste Team der diesjährigen Vuelta a Espana bezeichnet werden. Im letzten Jahr gewannen sie bereits die Teamwertung und auch diesmal soll es soweit kommen. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn dies nicht gelingen sollte, denn allein in den Bergen wird man der Konkurrenz im Normalfall enorm viel Zeit abnehmen können. Mit Nairo Quintana und Alejandro Valverde tritt man erneut mit einer Doppelspitze an, wobei Quintana schon gemeinhin als der bessere Rundfahrer angesehen wird. Daniel Moreno und Jose Herrada werden sie tatkräftig unerstützen. Anders als bei der Tour de France baut man hier allerdings auch auf starke Kräfte im hügeligen und flachen Terrain. Auch für das Teamzeitfahren hat man vorgesorgt und Jonathan Castroviejo mitgenommen. Am Ende sollte das Ziel sein, mit Quintana die Rundfahrt zu gewinnen, Valverde in die Top 10 zu bringen und die Teamwertung in Spanien zu behalten.