Die Cyclocross-Saison ist in vollem Gange und mittlerweile zeigt sich auch das Wetter von seiner disziplintypischen Seite: Regen, Schlamm und rutschige Wiesen gehören nun ebenso zum Alltag, wie Temperaturen im einstelligen Bereich. Wie in den vergangenen Wochen, möchten wir daher mit dem Fuji Cross 1.1 auch in dieser Woche einen Crosser etwas genauer unter die Lupe nehmen. Dass die US-Amerikaner mit japanischen Wurzeln keine Neulinge auf dem Cyclocross-Markt sind, zeigt sich nicht zuletzt an der Modellvielfalt, welche sie bieten. So stehen ambitionierten Racern drei Modelle aus Carbon und Einsteigern drei Modelle aus Aluminium zur Auswahl. Wir haben uns, anhand der Ausstattung gemessen, für die goldene Mitte entschieden.
//Ausstattung und Praxis
Das Cross 1.1 ist mit der brandneuen Sram Force 22 und hauseigenen Oval-Produkten bestückt. Der weiß-blaue Rahmen ist aus konifiziertem A6-SL Aluminium gefertigt und zeichnet sich neben seiner klassischen Dreiecksform auch durch seine relativ entspannte Geometrie aus. Diese erlaubt eine aufrechte, alltagstaugliche Sitzposition. Die Gabel ist aus einem Material-Mix gefertigt. So sind Krone und Arme aus Carbon, Ausfallenden sowie Steuerrohr aber aus Aluminium hergestellt.
Auch wenn ich eingangs auf die momentane Wetterlage verwiesen habe, so hatten wir das Fuji Cross 1.1 dennoch nicht nur eine Woche im Einsatz. Vielmehr hat das Rad mit uns den Wetterumschwung erlebt und dadurch so einen detaillierteren Blick auf seine Vielseitigkeit gewährt. Und vielseitig ist es, keine Frage. So finden sich an den Ausfallenden der Gabel beispielsweise Ösen zur Aufnahme eines Schutzbleches. Zwar fehlen diese am Hinterbau, hier kann aber ein Steckschutzblech leichte Abhilfe schaffen.
Das Cross 1.1 wird dadurch schnell zum Alltagspendler, verliert dabei aber keineswegs seinen sportlichen Charakter. Denn obwohl man relativ aufrecht auf dem Rad sitzt, trägt die Gabel in Verbindung mit einem Lenkwinkel von 72 Grad für präzise und sichere Lenkvorgänge Sorge. Für Agilität sorgen auch die 430 Millimeter kurzen Streben am Hinterbau. Dieser ist so gearbeitet, dass auch grober Schmutz das Abrollen der Oval 527-Laufräder nicht behindert. Allerdings sind diese relativ schwer, was einerseits der Nabe mit Bremsscheiben-Aufnahme und andererseits den robusten Felgen geschuldet ist. Im Antritt zeigen sich die Laufräder dementsprechend etwas träge. Dafür sollte man mit ihnen auch über einen längeren Zeitraum hinweg wenig Probleme haben. Auch nach mehreren Ausritten in grobem Gelände weisen sie weder Höhen- noch Seitenschläge auf. Im Rennen selbst sollte man aber dennoch auf leichtläufigere Laufräder zurückgreifen. Nichts ändern braucht man demgegenüber an den Reifen. Die Challenge Grifo-32-Drahtreifen zeigten sich ähnlich charakterstark wie die bekannte Schlauchreifen-Variante. Und das auf jedem Untergrund.
Die Züge am Cross 1.1 sind allesamt außen verlegt. Schaltzüge sowie der Zug für die Hinterrad-Bremse verlaufen dabei über das Oberrohr. In Tragepassagen, in denen man das Rad schultern muss, ist dies angenehm. Der Zug der Vorderradbremse verläuft entlang des linken Gabelarms.
Das Rad ist, dem derzeitigen Trend entsprechend, mit Scheibenbremsen ausgestattet. Fuji greift hier auf die Budget-Variante von Avid zurück. Die BB7 umschließen vorn eine 160 Millimeter- und hinten eine 140 Millimeter-Scheibe. Sind diese eingebremst, arbeiten sie zuverlässig und verursachen kein Bremsstottern, wie man es von Cantilever-Bremsen gewohnt ist. Allerdings weist die mechanische Variante gegenüber einer hydraulischen Scheibenbremse ein Manko auf: Die Bremsbeläge justieren sich nicht automatisch. Bei der Einstellung ist also Fingerspitzengefühl gefragt.
Gleiches gilt für den Force 22-Umwerfer. Im Training verursachte dieser keine Probleme. Im Rennen fiel jedoch beim Schalten unter Druck mehrfach die Kette vom Blatt. Auch mehrmaliges Nachstellen sowie der Einsatz des Kettenfängers halfen hier nur bedingt. Während der Umwerfer damit nicht wirklich punkten konnte, überzeugte das neue 11-fach Schaltwerk. Mit einem knackigen Schaltgefühl wanderte die Kette stets sicher über die einzelnen Ritzel. Überhaupt wirkten die übrigen Komponenten der Force 22 wertig. Die DoubleTap-Hebel liegen gut in der Hand, hat man sich einmal an sie gewöhnt, gehen Schaltvorgänge relativ leicht und ohne große Kraftaufwendung von der Hand.
Das Fuji auch am Cross 1.1 Oval-Komponenten verbaut, verwundert nicht, gehören doch beide Firmen der Advanced Sports Group an. Neben den Laufräden, stammen zudem die Lenker-Vorbau-Kombination, bestehend aus einem 42 Zentimeter breiten 310-Lenker und einem 110 Millimeter langen 313-Vorbau, sowie die 905-Sattelstütze von den Schweizern. Auf der Carbon-Stütze thront normalerweise ein Oval R700-Sattel. Für unseren Test haben wir diesen jedoch mit einem fi’zi:k Antares ersetzt. Der Lenker fühlt sich bequem an und bietet sowohl im Rennen wie auch im Alltag genügend Griffpositionen, um die Hände zwischendurch auch einmal entlasten zu können. Die Stütze federt aufgrund ihres geringen Durchmessers von 27,2 Millimetern angenehm und sorgt damit auch im Gelände für einen gewissen Komfort. Die hohlgeschmiedete Oval 720-Kurbel, die in ein modernes BB86-Pressfit-Innelager gefasst ist, weist eine für Cyclocross typische Übersetzung von 46/34 Zähnen auf. In Verbindung mit der 11-28er Kassette findet man so jederzeit den richtigen Gang.
//Fazit
Das Fuji Cross 1.1 ist ein waschechter Allrounder, der dem Preis von 1999,00 Euro entsprechend gut ausgerüstet ist. Mit einem Gewicht von knapp 9,5 Kilogramm ist er jedoch alles andere, als ein Leichtgewicht. Ambitionen zeigt es dennoch, weshalb man mit ihm auch den Sprung auf die Cyclocross-Strecke wagen kann. Um hier jedoch brillieren zu können, sollte man auf leichtere Laufräder zurückgreifen. Die Force 22 ist demgegenüber renntauglich, wenngleich man auf eine korrekte Einstellung des Umwerfers achten sollte. Dass Fuji das Rad mit Schutzblechaufnahmen versieht, unterstreicht den vielseitigen Charakter des Rades: Einsteiger, Winterradler und Pendler finden mit dem Cross 1.1 einen robusten Freund für den Alltag, der sich auch gern einmal jagen lässt.
//Produkthighlights
- agiles Rahmenset
- gute Allround-Reifen
- alltagstaugliche, robuste Ausstattung
- erlaubt Umbau zum Alltagsrad
//Preis und Web
- 1999,00 Euro
- www.fujibikes.com