Im Sommer hat Look im Rahmen des Grand Départ der Tour de France auf Korsika sein neues Topmodell 695 Aerolight erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Danach durften es die Fahrer des Teams Cofidis drei Wochen lang durch Frankreich bewegen. Seit dem frühen Herbst sind die ersten Modelle des Carbonboliden im Umlauf.
Das Besondere am 695 Aerolight ist der konsequente Fokus auf die Systemintegration. Diese äußert sich dabei nicht nur anhand der aerodynamisch integrierten Komponenten, sondern auch an der Vielzahl hauseigener Teile, die am Rad verbaut sind.
Das 695 Aerolight basiert auf dem bekannten 695, hat diesem gegenüber aber ein aerodynamisches Update erfahren. So verbaut Look am Aerolight beispielsweise eine eigens entwickelt Gabel, in welche die Vorderradbremse eingearbeitet ist. Diese erlaubt den Einsatz von Laufrädern mit verschiedenen Felgenbettbreiten, von Mavics Cosmic Carbone 40 C, die an meinem Testrad verbaut waren, bis hin zu Zipp Firecrest-Laufrädern. Ähnlich der Vorderradbremse ist auch das hintere Pendant versteckt gearbeitet. So findet sich die Bremse hier nicht, wie bei anderen Rahmen üblich, an den Stützstreben, sondern direkt hinter dem Tretlager.
Neben dem Bremsenkonzept sind auch der Vorbau und die Sattelstütze auf Integrationskurs getrimmt. Um den Lenker verschrauben zu können, muss man erst eine kleine Aerokappe vom Vorbau lösen. Neben verschiedenen Verstellmöglichkeiten weist er zudem eine versteckte Klemmung auf. Zwar ist die Sattelstütze in den Rahmen integriert, dennoch ermöglicht Look dank eines ausgeklügelten Spacersystems sowie einer Kappe zur Aufnahme des Sattels auch hier eine große Bandbreite individueller Anpassungen.
Spannend ist darüber hinaus auch die Zed2-Kurbel. Diese ist aus komplett aus Carbon gefertigt und in einem Oversized-Tretlager geführt. Dadurch geling es Look, die Steifigkeit in diesem Bereich enorm zu erhöhen. Interessant ist auch der Einsatz zweier Schraublöcher pro Kurbelarm, welche den Einsatz von Blättern mit verschiedenen Einbaumaßen erlauben.
Der Rahmen selbst ist formschön gestaltet. Auch hier vertraut Look auf den Einsatz von Carbon. Um dem Anspruch des 695 Aerolight gerecht zu werden, haben die Franzosen zusammen mit ihren Bahnspezialisten sowie dem Formel1-Tüftler Dr. René Hilhorst ein 1.5K-Carbongewebe entwickelt, das ein extrem geringes Gewicht mit einer hohen Robustheit verbindet – die Basis für einen Aufbau, der Gesamtgewichte von 6,5 Kilogramm zulässt, ohne dabei Sicherheitsrisiken zu bilden.
Mein 695 Aerolight war mit einer Shimano Dura-Ace 9070 Di2 ausgestattet. Wie bei elektronischen Gruppen üblich, waren alle Kabel innenverlegt, wobei Look auch für den Einsatz mechanischen Schaltgruppen eine Innenverlegung der Züge vorgesehen hat. Die Schaltpräzision war überragend. Die Präzision mit der die Kette auch unter Druck über die einzelnen Ritzel wanderte beeindruckend. Dies dürfte vor allem Lizenzfahrer freuen, die ein steifes Rad suchen, welches die eingesetzte Kraft direkt auf die Straße bringt. Das Rad ist agil, die Lenkung genau.
Mit dem 695 Aerolight kann man bei Kriterien sicher um die Kurven flitzen, hat aber auch auf Geraden einen reinrassigen Renner unter sich, der gut durch den Wind schneidet. Muss man doch einmal hart abbremsen, beeindruckt der Druck der Stopper. Einzig im Regen sollte man vorsichtig sein. Dies liegt jedoch nicht an den Bremsen, sondern vielmehr an den verbauten Reifen. Mavics Yksion Pro stehen den Cosmic Carbone zwar gut zu Gesicht, reichen jedoch nicht an deren Qualität heran. Denn während die Laufräder auch im Regen eine gute Figur abgeben, wirken die Reifen hier etwas schwach auf der Brust und tendieren zum abrupten Wegrutschen.
//Fazit
Das Fahrgefühl, welches das 695 Aerolight vermittelt, ist vom ersten Moment an überragend. Unterstützt wird dieser Eindruck durch das geringe Gewicht. Die Geometrie ist sportiv, die richtige Sitzposition trotz der vielen Verstellmöglichkeiten schnell gefunden. Die Ausstattung dieses Hinguckers aus Frankreich ließ keine Wünsche offen. Integration wird hier nicht nur groß geschrieben, sondern konsequent neu interpretiert. Dass das Ganze jedoch einen Preis hat, der vielen die Tränen in die Augen treiben wird, dürfte in Anbetracht dessen kaum verwundern.
//Produkthighlights
- sehr schöne Optik, dank Systemintegration wirkt das Rad sehr aufgeräumt
- hervorragende Lenkpräzision
- antrittsstark und agil dank steifem Tretlagerbereich und optimierter Hinterbaugeometrie
- sehr gute Ausstattung
//Preis und Web
- 4.699,00 Euro
- www.lookcycle.com