Simon Gerrans (Orica-GreenEdge) feierte beim ältesten Klassiker des Radsportkalenders einen souverän herausgefahrenen Sieg. Der amtierende Australische Meister profitierte dabei von einer starken Mannschaftsleistung. Zweiter wurde der Spanier Alejandro Valverde (Movistar), Dritter der Polnische Meister Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-QuickStep).
Dabei war vor allem das Finale der La Doyenne von Dramatik geprägt. Dies lag einerseits an dem tapfer kämpfenden Italiener Domenic Pozzovivo (Ag2R La Mondiale), andererseits am irischen Vorjahressieger Dan Martin (Garmin Sharp).
Nachdem das Feld der Favoriten um Philippe Gilbert (BMC), Valverde, Vincenzo Nibali (Astana) und Roman Kreuziger (Tinkoff Saxo) geschlossen die Côte de La Redoute bei Kilometer 218 überquerte, nahm das Rennen wenige Kilometer darauf Fahrt auf. An der Côte des Forges setzten der Kolumbianer Julien Arredondo (Trek) und Pozzovivo dem letzten verblieben Spitzenreiter nach. Matteo Bono (Lampre-Merida) war daher wenig Erfolg für seine Soloflucht beschieden. Gemeinsam hatte er sich nach zwölf Rennkilometern mit dem Deutschen Michel Koch (Cannondale), der den wichtigen Premiumsprint bei Rennhälfte in Bastogne gewann, aus dem Peloton gelöst und nach 220 gefahrenen Kilometern die frischesten Beine bewiesen. Doch auch deren Kräfte schwanden schnell.
Nachdem Bono, dessen Kapitän, der Weltmeister Rui Costa, nach einem Sturz bereits die Segel hatte streichen müssen, gestellt war, initiierte Samuel Sanchez (BMC) die Nachführarbeit im Feld. Dadurch kristallisierte sich eine illustre Gruppe heraus, in der alle Favoriten auf den Sieg vertreten waren. Obwohl die Gruppe nur bedingt zusammenarbeitete, gelang es ihr, vor der Côte de La Roche-aux-Faucons zu den beiden Spitzenreitern aufzuschließen.
„Ich muss meinem Team wirklich danken. Dreißig Kilometer vor dem Ziel, dachte ich, meine Kraft reicht nicht. Mein Team hat mich aber motiviert. Ich verdanke ihm daher viel.“
Pozzovivo ließ sich davon jedoch nicht unterkriegen und attackierte mit Damiano Caruso (Katusha) erneut. Diesmal schien die Flucht mehr Erfolg zu haben. Denn erneut waren sich die Favoriten nicht einig. Das beste Kalkül bewiesen dabei Martin und Gerrans. Weder der Ire, noch der Australier ließen sich an der Spitze der Verfolger blicken. Gerrans hieß jedoch seinen verbliebenen Teamkameraden an, mit vollem Tempo in den letzten Anstieg des Tages, der Côte de Saint-Nicolas, zu fahren. Dennoch konnten sie die Lücke zu den Spitzenreitern nur bedingt verringern. Erst durch den Angriff Martins gelang es den Favoriten, näher an die Ausreißer heranzukommen.
Bei diesen zeigte sich nun Caruso als der Stärkere. Wenige Meter vor dem Scheitelpunkt des Anstiegs ließ er seinen Fluchtgefährten stehen. Doch auch seine Kräfte ließen nach. Dass er sich dennoch bis auf die Zielgerade retten konnte, war auch der Tatsache geschuldet, dass Martin in der letzten Kurve, als er das Hinterrad Carusos erreichte, zu Fall kam.
Von diesem Sturz profitierten die übrigen Favoriten. Obwohl es Martin zuvor gelungen war, eine kleine Lücke zu diesen zu reißen, gelang es ihnen nun, wenige Meter vor dem Ziel zu Caruso aufzuschließen. Gerrans blieb dabei lang bei Valverde, bevor er den starken Spanier übersprintete. Nach Platz drei im Vorjahr, kam er nun auf dem zweiten Rang ein. Caruso wurde schließlich Vierter, Pozzovivo Fünfter. Für Martin blieb am Ende Rang 39.
Dass Gerrans sich dabei seiner Sache gar nicht so sicher war, gab er nach dem Zieleinlauf zu Protokoll: „Ich muss meinem Team wirklich danken. Dreißig Kilometer vor dem Ziel, dachte ich, meine Kraft reicht nicht. Mein Team hat mich aber motiviert. Ich verdanke ihm daher viel.“