Nach sieben Wochen Rennen fahren in Europa, war es endlich an der Zeit für ein paar Burritos und die fünfte Runde der EWS in die Staaten zu fliegen. Noch spannender war es nach Denver zu fahren und bei Yeti unsere lang erwarteten neuen Bikes abzuholen. Ich bin mir zu 99 Prozent sicher, die meisten, die das hier lesen, werden wissen, dass wir in Colorado das erste Mal auf neuen Bikes unterwegs waren. In den vergangenen Jahren sind wir immer wieder einmal Prototypen gefahren aber diese waren nun die ersten ihrer Serie und es war Liebe auf den ersten Blick. Wir haben die Bikes aufgebaut und hatten bevor wir nach Winter Park gefahren sind einige Tage Zeit um die Räder zu testen.
Winter Park ist lediglich 90 Minuten von Denver entfernt und so hatten wir glücklicherweise keine tagelange Anreise vor uns. Ich weiß, dass einige Leute denken wir hätten mit Yeti als lokale Größe einen Heimvorteil gehabt aber ich komme aus Australien, Rosara ist aus Neuseeland und Richie aus Connecticut, was einer Fahrt von 40 Stunden entspricht. Ich war bisher nur zweimal in Winter Park und so hatten wir keine großen Vorteile bei dem Rennen. Wenn wir jedoch in Frankreich sind und Trails fahren, die die Franzosen bereits seit Jahren kennen, deutet niemand mögliche Vorteile an.
Ich denke, der größte Grund, dass ich in Winter Park so gut gefahren bin, war der Fakt, dass ich in den letzten zehn Jahren viel Zeit in Colorado verbracht habe und das Terrain ähnelt sich hier überall sehr stark. Ich habe also keine Probleme damit auf losem Schotter zu fahren und in jede Kurve hereinzurutschen. Ich habe gelernt mir meine Kraft einzuteilen und nicht bereits am Anfang einer Stage mein ganzes Pulver zu verschießen, so dass mir hinten raus die Puste fehlt…aber genug davon, kommen wir zum Eingemachten.
Freitag – Stage 1 & 2
Stage eins und zwei waren recht Bikepark lastige Strecken und hatten einige große Sprünge, schöne Anlieger und einen flowigen, naturbelassenen Teil. Es gab nichts wirklich anspruchsvolles auf den Stages und so galt es vor allem in den Kurven den Speed zu halten. Die beiden Stage haben definitiv Spaß gemacht, auch wenn sie zum Rennenfahren physisch extrem anspruchsvoll waren. Doch wir waren knapp 11000 Fuß über Null und sogar normales Laufen war hier verdammt anstrengend.
Ich war vor der ersten Stage ziemlich nervös, weil ich wusste, dass mir die Strecke liegt. Alles andere als gewinnen wäre hier eine Enttäuschung gewesen und so machte ich mir doch recht viel Druck. Ich fuhr gut aber hatte Probleme beim treten. Jedes mal wenn ich in die Pedale trat bin ich eingegangen und war völlig fertig. Am Ende hatte ich eine gute Zeit und hab den anderen Top20 Fahrern gleich 14 Sekunden abgenommen. Doch es gab noch ein Fahrer auf der Strecke, von dem ich wusste er könnte meine Zeit schlagen. Dieser war kein anderer als mein Teamkollege Richie Rude. Richies Kurvenspeed ist unglaublich. Das in Kombination mit der Strecke, auf der man physisch stark sein musste, machte ihn zu einem großen Konkurrenten. Und so kam es auch. Er schlug meine Zeit um eine Sekunde und somit waren wir Erster und Zweiter.
Stage zwei lief etwas besser und mein Körper fühlte sich besser an. Ich hatte einen kleinen Zwischenfall auf dem Trail als ein Eichhörnchen in einer Kurve direkt auf meiner Linie saß. Natürlich bin ich sofort in die Bremsen gegangen um den kleinen Kollegen nicht zu überfahren. Ein witziges Ereignis, doch ich vergass kurz, dass ich ja im gezeiteten Lauf war..haha.
Richie war on fire und hat sich auch auf Stage zwei die Bestzeit geholt, gefolgt von Yoann Barelli. Ich wurde Dritter und somit lagen Richie und ich nach dem ersten Tag an der Spitze
Samstag – Stage 3, 4 & 5
Die Stages vom Samstag lagen alle außerhalb des Bikeparks und waren sehr naturbelassen. Stage drei „Mountain Goat“ sind wir bereits im letzten Jahr gefahren, doch das lange Tretstück vom letzten Jahr nahm man komplett raus, so dass wir erst dort starteten wo es richtig zur Sache ging. Auf dem Trail gibt es ein Teilstück, das man „Rock Rotor“ nennt. Ich wusste nie genau, welche Sektion des Trails das genau sein soll und ich hatte immer das Glück heil durchzukommen.
Diesmal habe ich es das erste mal wirklich bewusst wahrgenommen, bin aber gut durchgekommen und fühlte mich gut. Beim Anbremsen der nächsten Kurve ging mein Bremshebel der Hinterradbremse bis an den Lenker und ich hörte, wie die Scheibe am Bremssattel schleifte. Das Ganze wurde in den nächsten fünf Minuten ziemlich interessant aber ich habe es gut bis ins Ziel geschafft und die Stage mit mehr als sieben Sekunden Vorsprung gewonnen. Richie wurde Zweiter.
Stage vier und fünf waren auf einem Trail, den vorher nie jemand gefahren ist und war ein zehn minütiger Lauf, der in zwei Teile aufgeteilt wurde. Meine Bremsscheibe war ziemlich mitgenommen und der Spider war an einer Stelle gebrochen. An der Stelle muss ich mich bei all den Fahrern bedanken, die mir geholfen haben alles wieder halbwegs hinzubiegen, so dass ich die Stages fahren konnte. Die Scheibe war zwar noch immer verbogen und der Bremshebel hat bei jedem Anbremsen regelrecht pulsiert aber da musste ich jetzt durch. Ich fuhr ein ziemlich verkorksten Lauf, konnte aber meinen zweiten Laufsieg einfahren. Richie wurde wieder Zweiter und so hatten wir beide zwei Bestzeiten gefahren und waren bis auf eine Sekunde gleich auf.
Stage fünf war ziemlich lang und hatte unzählige Kurven. Es sah alles gleich aus und ich konnte mich nur an wenige Stellen erinnern. Manchmal fährt man wirklich gut, auch wenn man nicht weiß, was auf einen zukommt. So muss man sich viel mehr konzentrieren, denn macht man das nicht fliegt man ab. Ich teilte mir meine Kraft gut ein und fuhr einen perfekten Lauf bis ich zwei Minuten vor dem Ende zu schnell in eine Rechtskurve ging und Dreck fressen durfte. Ich kam schnell wieder auf’s Bike und gab alles um meinen Fehler auszumerzen.
Bis zum Fahrerlager hatten wir eine 15 minütige Tour vor uns und ich war gespannt wie meine zeit aussehen würde. Zu meiner Überraschung war ich auch auf der Stage Schnellster. Richie ist auf der Stage auch gestürzt und verlor 19 Sekunden auf mich und so hatte ich einen komfortablen Vorsprung für den letzten Tag.
Sonntag – Stage 6 & 7
Stage sechs war komisch. Sie war sehr tretlastig, hatte aber auch einige spaßige Teile und enge Kurven, in denen es wichtig war viel Speed mitzunehmen. Ich wollte alles geben und meinen Vorsprung weiter ausbauen, so dass ich die letzte Stage recht easy angehen könnte. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Genau das ist mir gelungen und im Ziel war ich völlig platt. Kurz vor dem Ziel wurden wie Fahrer jedoch vor einem Sturz gewarnt.
Brittany Clawson stürzte schwer und wir mussten abbremsen. Sobald wir vorbei waren gaben wir jedoch wieder alles. Im Ziel waren wir dann eine ganze Weile nur zu viert. Meine Beine zitterten von den Strapazen noch immer und plötzlich sagte man uns, dass die anderen Fahrer nicht an dem Sturz vorbeikommen und wir die Stage ein zweites Mal fahren müssten. Nach einer neun minütigen Abfahrt in der ich alles gab, was ich hatte, sagten sie mir nun, dass ich das gleiche nochmal machen müsste…
Die vier Fahrer, die bereits durch waren hatten nun einen großen Nachteil. Der Fairness halber fuhren wir alle nochmal. Meine Beine waren wie Pudding, doch ich fuhr die Kurven diesmal wesentlich besser und so gelang mir fast die gleiche Zeit wie zuvor. Die Stage ging an mich und mein Vorsprung betrug nun ganze 41 Sekunden mit lediglich einer Stage vor uns.
Stage sieben war der Trestle Downhill Kurs. Er war gespickt mit Steinen und vielen anderen technischen Hindernissen. Ich fuhr einen entspannten Lauf und wollte einen Defekt verhindern. Mein Vorsprung sollte trotzdem reichen und so verzichtete ich sogar auf’s Treten. Ich überquerte die Ziellinie und wusste ich habe gewonnen. Um dem ganzen Wochenende das I-Tüpfelchen aufzusetzen gewann Richie die letzte Stage und wurde Zweiter. Rosara fuhr zudem ihr bestes Rennen des Jahres und wurde Fünfte, was das Wochenende für das Team perfekt machte.
Wir hätten uns kein besseres Ergebnis wünschen können. Gerade eben wurde erst das neue Bike vorgestellt und schon fuhren wir auf Rang eins und zwei…alles schien zu schön um wahr zu sein. Conroy und Hoog, die Big Bosse bei Yeti, waren auch vor Ort und hätte es ein Podium für die beste Party gegeben, ständen wir mit Sicherheit ganz oben auf dem Treppchen.
Bike Setup
Rahmen: YETI SB6c Prototyp
Gabel: FOX 36 Float 2015, 15mm Achse, 160mm Federweg, 70psi
Dämpfer: FOX Float X, 170psi
Laufräder: DT Swiss 240 Naben, Aerolite Speichen, EX471 felgen
Reifen: Maxxis 2.3 Minion DHR2 EXO 3C 26/29psi
Kurbel: Shimano XTR 170mm w/Stages Powermeter
Bremsen: Shimano XTR m987 Hebel, Saint Calipers, 180mm Freeza Scheiben
Schaltwerk: Shimano XTR Shadow Plus
Shifter: Shimano XTR
Pedale: Shimano XTR Trail
Kassette: Shimano XTR 11-36
Kette: Shimano XTR
Lenker/Vorbau: Renthal Fatbar Lite Carbon, 740mm Breite, Renthal Apex 50mm Vorbau
Sattelstütze: Thomson Elite Dropper
Kettenführung: E-13 Carbon LG1
Kettenblatt: E-13 36t
Fotos: Sebastian Schieck