Test: Specialized beschreitet für das kommende Jahr neue Wege. Erstmals verbaut man 650B-Laufräder und ersetzt im Mountainbike-Bereich damit teils die 26 Zoll-Laufradgröße. Im Frühjahr präsentierte man bereits das neue Stumpjumper, welches wir uns bei den Specialized Test Days im österreichischen Leogang einmal zur Brust nahmen.
Bei unserem ersten Aufeinandertreffen mit dem Specialized Stumpjumper FSR Expert Carbon Evo 650B erstrahlt das Rad in einem grellen, modernen Grün – auch Gloss Hyper Green genannt. Dass das Rad jedoch nicht lange sauber bleiben würde, dafür sorgte der Regen der Vortage.
Das Topmodell des Stumpjumpers lässt in Sachen Ausstattung keine Wünsche offen. An der Front arbeitet eine Rock Shox Pike RC und bietet, wie auch der auf das Rad abgestimmte Fox Float CTD Dämpfer, 150 Millimeter Federweg. Der Dämpfer verfügt über die Autosag-Option, welche die Einstellung des passenden Setups vereinfachen soll und sorgt mit der Kashima-Beschichtung für ein optisches Highlight.
Bei den Bremsen setzt man auf das bewährte Mittelklasse-Modell XT von Shimano. Der Antrieb kommt von Sram. Mit 1×11 am Hinterrad hat man eine große Bandbreite, die in Kombination mit einem 34er Kettenblatt mehr auf Geschwindigkeit als auf einen guten Kletterer ausgelegt ist.
Gegen ein mögliches Abspringen der Kette soll die hauseigene Kettenführung oberhalb des Kettenblatts Sorge tragen.
Die restlichen Komponenten kommen aus der eigenen Produktion. Specialized Reifen, Sattelstütze, Sattel, Lenker, Vorbau, Griffe – Alles aus eigener Entwicklung und in einem dezenten Schwarz ohne viel Schnörkel. Die Laufräder stammen von Specializeds Tochterfirma Roval.
Hauptaugenmerk ist jedoch zweifelsohne der Rahmen. Der aus zwei Monocoque-Teilen bestehende Carbon-Hauptrahmen verfügt über ein tapered Steuerrohr und soll dem Fahrer somit bestes Feedback bieten. Die Anlenkung beruht auf das bewährte FSR-Konzept, welches bereits seit 1993 im Einsatz ist und seither weiterentwickelt wird.
Der Komponenten-Mix scheint auf Grund der vielen unterschiedlichen Hersteller, aber vor allem wegen dem Mix aus Shimano und Sram, etwas wirr, stellt sich im Einsatz aber als eine gelungene Kombination heraus.
Das Setup ließ sich dank des Autosag schnell finden und passte auf Anhieb perfekt zum Fahrergewicht.
Die ersten Meter auf dem Stumpjumper sind doch recht ungewohnt. Es ist kein Rad zum draufsetzen und wohl fühlen und so braucht es einige Zeit bis man sich an die aufrechte Sitzposition und die hohe Front gewöhnt hat.
Bemerkenswert ist die Beinfreiheit. Das tiefgezogene Oberrohr bietet sehr viel Platz, so dass man das Rad unter sich beliebig bewegen kann. Die verspielte Ader des rades lässt sich hier bereits erahnen.
Im Uphill zeigt sich das Bike antriebsstark. Dank der Plattformen des Dämpfers gibt es selbst im Wiegetritt so gut wie kein Wippen des Hinterbaus und jede Krafteinleitung wird in Vortrieb umgesetzt. Mit etwas Bemühungen lassen sich trotz des großen 34er Kettenblatts steile Rampen bezwingen, jedoch neigt das Vorderrad dabei Bodenkontakt zu verlieren.
Der aufgezogene Slaughter, Specializeds Semi-Slick Reifen, leistet im Uphill ganze Arbeit. Er rollt sehr gut und bietet trotz des flachen Profils gute Traktion.
Auch im Downhill weiß der Slaughter zu überzeugen. Auf festen Böden ist er ein absolutes Gripwunder. Die starken Seitenstollen bieten guten Seitenhalt und zeigen sich in den meisten Situationen sehr gutmütig, jedoch setzt er sich bei tiefen Böden schnell zu.
Das Fahrwerk spielt in der Abfahrt seine Stärken voll und ganz aus. Die Pike spricht trotz der fehlenden Lowspeed-Einstellung feinfühlig an und auch der auf die Kennlinie des Rades angepasste Dämpfer verrichtet einen exzellenten Job. Er spricht sehr fein an und gibt viel Federweg frei, weißt jedoch eine angenehme Endprogression auf und bietet somit kleine Reserven für knifflige Situationen.
Das Rad lässt sich vor allem in Kurven schön über das Hinterrad fahren und man kann gut Geschwindigkeit generieren. Auf langsamen Teilstücken macht das Stumpjumper wohl am meisten Spaß. Der mit 68 Grad recht steile Lenkwinkel verleiht dem Rad eine extra Portion Agilität und in Kombination mit den kurzen Kettenstreben zeigt es sich extrem wendig. Das Vorderrad lässt sich leicht anheben und so lädt jede kleine Unebenheit zu einem schönen Manual oder ein bisschen Airtime ein.
Sicherlich könnte das Rad ein wenig mehr Laufruhe vertragen, doch für den Einsatz als Trailbike ist es perfekt ausbalanciert und bereitet eine Menge Spaß.
Fazit
Das Specialized Stumpjumper FSR Expert Carbon Evo 650B ist eines der verspieltesten Bikes auf dem wir je Platz genommen haben. Es ist kein Rad auf dem man sich von Stunde Null an extrem wohl fühlt, doch hat man sich einmal auf das Fahrgefühl eingelassen entpuppt es sich als Garant für eine Menge Spaß. Vor allem enge Kurven liegen dem Rad und es lässt sich mit Leichtigkeit über Hindernisse bewegen. Zudem kann es mit viel Bewegungsfreiheit und exzellenten Klettereigenschaften punkten.
Produkthighlights
- tiefes Oberrohr für viel Beinfreiheit
- moderne Optik
- sehr gutes Fahrwerk
- verspielte Geometrie
Preis und Web
- 5.499,00 Euro
- www.specialized.com