Bahn News: Gestern ging in Saint-Quentin-en-Yvelines die diesjährige Bahn WM zu Ende. Die Zuschauer im Vélodrome National konnten einmal mehr spannende, packende Wettkämpfe und allerhand Spektakel verfolgen. Aus deutscher Sicht gab es Licht und Schatten, insbesondere die Leistung der Männer im Sprint bereitet Sorgen.
„Dass es auf diesem hohen Niveau nicht immer so läuft, war ein bisschen zu erwarten. Wir hatten diesmal zwei, drei Aussetzer,“ so resümierte Bundestrainer Detlef Uibel am Sonntagabend und BDR Sportdirektor Patrick Moser ergänzte: „Wir hatten uns im Kurzzeitbereich sicher etwas mehr erhofft.“ In beiden Aussagen schwingt doch ein ordentliches Maß an Enttäuschung mit, was nach dem überraschend schlechten Abschneiden der Männer im Sprint auch nur allzu verständlich ist. Mit Robert Förstemann und Stefan Bötticher schickte der BDR zwei große Namen ins Rennen um Sprint-Gold, doch am Samstag war der Gold-Traum schnell ausgeträumt.
Kriselnde Sprinter bei den Männern
Robert Förstemann schied bereits in der 2. Runde als 20. aus und war entsprechend bedient – kurz nach dem Rennen gab er zu Protokoll, ein solches Ergebnis fühle sich an wie eine Ohrfeige. Der 28-jährige Förstemann hatte im Dezember einen Bandscheibenvorfall erlitten, doch einige Wochen vor Start der WM grünes Licht für den Start in Frankreich von den Ärzten bekommen. Doch war Förstemann über alle fünf Tage anzumerken, dass er einfach nicht voll im Saft steht – dies wurde schließlich dann am Samstag in der Qualifikation zum Sprint schonungslos offengelegt. Insofern war das frühe Ausscheiden des Thüringers zwar in seiner Deutlichkeit überraschend, aber für Insider nicht unbedingt ein großer Schock.
Dass allerdings auch Stefan Bötticher bereits im Achtelfinale des Sprints die Segel streichen musste, überraschte Zuschauer, Experten, Verantwortliche und wohl auch ihn selbst. Zugegeben, Bötticher musste sich bereits früh mit dem Titelverteidiger aus Frankreich, Francois Pervis, messen, doch war der Abstand zur absoluten Weltspitze doch erstaunlich groß. Vielleicht hatte Bötticher wie auch Förstemann noch mit den muskulären Problemen zu kämpfen, die beispielsweise auch eine Teilnahme am WM-Trainingslager in Südafrika unmöglich gemacht hatten.
Der BDR-Vierer ist zurück
Wo Schatten ist, ist aber auch immer noch Licht: Beispielsweise überzeugte Joachim Eilers mit seiner Silbermedaille im 1000-Meter-Zeitfahren auf ganzer Linie und auch der Vierer, in den vergangenen Jahren das große Sorgenkind des BDR, gab mit einem großartigen vierten Platz Anlass zur Hoffnung, gerade auch im Hinblick auf Olympia 2016 – Moser freute sich jedenfalls riesig über das Ergebnis, auch wenn es nicht zu einer Medaille reichte: „Unser Vierer hat die Tür zu den Großen wieder aufgestoßen.“
Lucas Liß sorgte außerdem im Ausdauerbereich noch für einen Goldreigen, der mit überraschend großem Abstand im Scratch den ersten Platz einfuhr und es selbst nicht so recht fassen konnte und den Sieg seinem erst kürzlich verstorbenen Vater widmete: “Mit dem Sieg habe ich absolut nicht gerechnet. Ich widme den Sieg meinem Papa, der vergangenen Monat gestorben ist. Er war auch mit 23 Weltmeister und hat mir beigebracht, dass ich in jedem Rennen kämpfen muss.“
Phänomen Kristina Vogel
Bei den Frauen war einmal mehr auf Topfahrerin Kristina Vogel Verlass. Die 24-jährige Erfurterin konnte ihren Titel im Sprint souverän mit einem 2-0 Finale verteidigen. Die Stimmung bei Vogel war am Sonntag dennoch etwas gedämpft, nachdem aus der Titelverteidigung im Keirin leider nichts wurde: „Im Moment überwiegt natürlich der Schmerz, als Titelverteidigerin möchte man natürlich nicht so früh ausscheiden. Aber mit etwas Abstand werde ich mich sicher über meine Goldmedaille freuen.“ – na, das hoffen wir doch!
Eine weitere Goldmedaille holte Stephanie Pohl im Punktefahren. Die 27-jährige Cottbuserin siegte mit beachtlichen 10 Punkten Vorsprung. Auch Pohl selbst war überrascht vom Ergebnis und von ihrer Leistung: „Ich habe nicht gedacht, dass ich heute gewinne. Ich bin so glücklich.“
Miriam Welte aus Kaiserslautern konnte ihre Titel im Teamsprint und im Zeitfahren leider nicht verteidigen. Gleich am ersten Tag schrammte sie mit Kristina Vogel im Teamsprint nur haarscharf am Podium vorbei und landete auf Platz vier, im Teamsprint gab es dann immerhin Bronze als Trostpflaster: „Ich bin super, super happy und sehr zufrieden. Es war für mich das große Ziel, auf das Podium zu kommen“
Im abschließenden Medaillenspiegel liegt die Mannschaft des BDR mit insgesamt sieben Podestplätzen auf Platz drei hinter Frankreich und Australien. Damit liegen die Jungs und Mädels voll im Soll für Olympia 2016 – außerdem ist es ja noch ein paar Tage hin bis es in Rio losgeht.
Alle Ergebnisse der diesjährigen Bahn WM findet ihr außerdem auf www.tissottiming.com