Radsport: Die tschechische Lokomotive Jaroslav Kulhavy war auch bei über 30 Grad Hitze nicht aus der Erfolgsspur zu bringen. Gemeinsam mit Christoph Sauser (SUI), Team Investec-Songo-Specialized, verteidigte der Mountainbike-Olympiasieger das gelbe Zebra-Leadertrikot beim Absa Cape Epic in Südafrika. Ariane Kleinhans und Annika Langvad konnten indessen ihre Führung zurückgewinnen. Mit einer phänomenalen Fahrt holten sie 27 Minuten heraus.
Die ebenfalls favorisierten Topeak Ergon-Fahrer, der ehemalige Marathon- Weltmeister Alban Lakata (AUT) und Vorjahressieger Kristian Hynek (CZE) blieben den Specialized-Fahrern auf den Fersen, mussten die beiden aber 15 Kilometer vor dem Finale ziehen lassen und kamen mit knapp 26 Sekunden Rückstand als Etappenzweite in Worcester an. Damit schob sich Topeak Ergon auf Rang 2 der Gesamtwertung und verdrängten die Mitfavoriten von Team Bulls, Karl Platt (GER) und Urs Huber (SUI).
„Wir mussten die beiden (Sauser/Kulhavy) ziehen lassen auf einem holprigen Stück auf einem Damm, 13 Kilometer vor dem Ziel. Kristian konnte das Hinterrad von Jaro noch halten, hat sich aber dann zu mir zurückfallen lassen. Wir haben brutal gekämpft und wollten dann den Abstand einigermaßen halten, das ist uns relativ gut gelungen, aber es war noch ein hartes Stück Arbeit. Wir sind jetzt Gesamtzweite, es ist noch alles offen“, so Alban Lakata im Ziel.
Alban Lakata:
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Der viermalige Epic-Sieger Platt rumpelte auf der Felge vier Kilometer in die dritte Verpflegungsstelle, wo das Hinterrad getauscht werden konnte. Damit war die Spitzengruppe mit dem zweiten Topeak Ergon-Team Robert Mennen (GER) und Jeremiah Bishop (USA) und Multivan Meridas José Hermida (ESP)/Rudi van Houts (NED) schon zwei Minuten weg – ein nicht mehr aufholbarer Rückstand. Als Etappenfünfte lagen Platt/Huber dann 6:48,5 Minuten zurück und rutschten auf Rang 4 der Gesamtwertung hinter Multivan Merida. Der Abstand zu den Gesamtführenden beträgt nun 13.33,1 Minuten.
Christoph Sauser:
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Die Tränen flossen bei Ariane Kleinhans (RECM Specialized) im Ziel – vor Freude und vor Schmerzen, denn mit Annika Langvad (DEN) hatte sie sich nach der gestrigen Zeitstrafe in einem unglaublichen Kraftakt die Etappe gesichert und hofften auf die erneute Gesamtführung. Die Stoppuhr tickte, als sich die Schweizerin und die Marathonweltmeisterin aus Dänemark die dicke Staubschicht aus dem Gesicht und den Beinen spülten.
Als bei 27 Minuten und sechs Sekunden kein weiteres Frauenteam in Sicht war, lagen sich die beiden in den Armen. Durch einen Verfahrer gestern hatten die souveränen Frauen über eine Stunde Zeitstrafe aufgebrummt bekommen. Wild entschlossen saßen sie bereits im Startbereich in Oak Valley auf der Rolle um sich warm zu fahren. Wie schnell die schweizerisch-dänische Kombi unterwegs war, zeigt das Etappenergebnis Overall: Platz 20 in der Gesamtwertung.
„Wir haben alles gegeben. Wir wollten so lange wie möglich in der schnellen Männergruppe der Favoriten bleiben. Als wir die nicht mehr halten konnten, obwohl ich versucht habe, Ariane hinzuschieben, sind wir wie bei einem Zeitfahren auf Vollgas gegangen. Auf den Flachpassagen und den Asphaltstücken am Schluss habe ich mich tief über den Lenker gebeugt und versucht, in Aero-Position das maximale Tempo rauszuholen“, freut sich Annika Langvad.
Ariane Kleinhans:
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Die im Leadertrikot gestarteten Ascendis Health-Frauen, die südafrikanische Meisterin Robyn Lee de Groot mit schwedischer Partnerin Jennie Stenerhag hatten gestern etwas überzogen, und wurden im letzten Drittel der 126 Kilometer langen Etappe immewr langsamer: Rang 6 im Ziel. „Wir wollten es ganz locker nehmen, fuhren ziemlich entspannt los und auf einmal sind wir auf dem zweiten Platz“, freute sich die mehrfache Weltmeisterin
Gunn-Rita Dahle-Flesja, die mit der Schweizerin Kathrin Stirnemann für das Team World Bicycle Relief fährt. „Wir nehmen es jetzt von Tag zu Tag, wer weiß, vielleicht geben wir zwischendurch mal richtig Gas, um zu sehen, wie es uns geht“, meinte eine entspannte Gunn-Rita im Ziel. Die drittplazierten Frauen, Schweizer Bike-Legende Esther Süß und Alice Pirard vom Team Meerendal Wheeler, drückten mit World Bicycle Relief gemeinsam aufs Tempo und holten sich den dritten Podestplatz.
Die österreichische Meisterin Christina Kollmann, mit Sally Bigham für das Team Sellaronda Hero im Epic-Rennen, erlitt einen Hitzschlag und konnte die Etappe nicht beenden.
Kathrin Stirnemann mit einem Glas Rotwein auf Rang zwei
„Gestern abend habe ich mich ganz gut gefühlt. Nach den über fünf Stunden auf dem Bike war schon Erholung angesagt. Leider war die obligatorische Massage dann ziemlich schmerzhaft, das war nicht wirklich genießbar. Doch soweit alles gut.
Kurz vor dem Abendessen gab es dann noch einen blöden Zwischenfall. Eine Biene hat mich gestochen. Ausgerechnet in den Hals. Und das Dumme ist, ich bin allergisch auf Insektenstiche. Ich habe dann sofort meine Medikamente genommen und hatte Glück. Es kam keine allergische Reaktion und keine große Schwellung.
Ich war jedoch dann ziemlich unruhig in der Nacht. Ich hatte Schweißausbrüche und habe nicht wirklich gut geschlafen. Heute morgen gingen wir dann mit einer ganz entspannten Einstellung an den Start dieser längsten Etappe beim Epic, eine Überführungsstrecke von Oak Valley nach Worcester. 128 Kilometer sind kein Pappenstiel. Aber wir hatten beschlossen, dass wir einfach alles nehmen, wie es kommt.
Dann lief es erstaunlich gut für uns. Wir erwischten immer gute Gruppen und sind auch bei den sandigen Böden und holprigen Trails ohne Defekte durchgekommen. Dass wir dann auch noch auf den zweiten Platz bei der Etappe kommen, das konnten wir vorher nicht ahnen.
Also, Gunn-Rita und ich sind auf jeden Fall mega-happy und gönnen uns auch heute abend wieder ein Glas Rotwein. Prosit!“