Mein Training lief in den vergangenen Wochen sehr gut. Vor allem ist es viel Training. Und der täglich gleiche Ablauf von Schlafen, Essen und Trainieren wird nach ein paar Wochen recht monoton. Zumal ich nach der letzten Einheit zu müde und leer bin, um etwas zu unternehmen oder zum Beispiel mein Spanisch zu verbessern, was dringend notwendig wäre.
Eine willkommene Abwechslung ist da der Besuch von Mischa, einem 15-jährigen Nachwuchsradfahrer, den Jo trainiert. Zusammen mit seiner Schwester und seinen Eltern besucht er uns für ein einwöchiges Trainingscamp.
Die gemeinsamen Ausfahrten gehen gut. Nur diverse Straßengräben üben eine wundersame Anziehungskraft auf Mischa aus. Da merkt man wohl, dass Mischa drei Monate praktisch ausschließlich auf der Rolle im heimischen Keller trainiert hat. Dank seiner Radbeherrschung kommt er aber immer wieder heil auf die Straße zurück.
Mit einem reinen Radfahrer im Haus, wird mir wieder bewusst, wie zeitaufwändig unser Triathlon-Training ist. Frühs um acht geht es los mit einer Schwimmeinheit. Wenn ich dann gegen zehn Uhr nach Hause komme, hat Mischa es gerade aus dem Bett geschafft. Verschlafen sitzt er am Frühstückstisch und bringt die Augen noch nicht richtig auf – während meine nach 6km Schwimmen bereits wieder am Zufallen sind. Nach einem großen gemeinsamen Frühstück geht es dann zusammen auf die Rennräder und nach drei bis fünf Stunden sind wir wieder daheim. Mischa springt schon einmal unter die Dusche und ich Triathletin mache noch einen Koppellauf von 15 Kilometern.
Da freue ich mich, wenn es nach Sa Calobra geht! Kurzes Schwimmen und dann „nur“ 6,5h Radfahren, kein Laufen. Mischa war bereits 2014 bei uns. Auch damals sind wir Sa Calobra gefahren. Und jetzt ist Mischas großes Ziel natürlich, seine Zeit von damals zu verbessern. Alle waren wir uns sicher, dass er dieses Jahr besser sein würde. Aber dass er dann gleich 14 (!) Minuten schneller ist, damit hätte keiner gerechnet! Überhaupt hat der Junge eine enorme Ausdauer: Während alle in einem Camp abbauen und immer müder und langsamer werden, wird Mischa immer besser, je länger das Camp dauert. Und je mehr er fährt. Und wo die erwachsenen Athleten an Tankstellen und Cafes halten müssen, um ihre Kohlenhydratspeicher aufzufüllen, braucht er nichts, sondern fährt mit zwei Radflaschen sechs Stunden durch die Gegend. Wahrscheinlich bin nur noch ich ein wenig extremer: 6,5 Stunden mit 0,7l Wasser – das ist meine ganze Verpflegung. Wenn ich bei solchen Einheiten nicht mehr brauche, dann weiß ich, dass mein Fettstoffwechsel richtig gut ist!
Wieder daheim ist der Kopf wie immer leer. Aber irgendwie muss man seine grauen Zellen ja ein wenig in Schwung bringen und ich schaue Mischa beim Sudoku über die Schulter. Irgendwie hat es eine faszinierende Anziehung für alle am Tisch: sechs Leute geben ihren Senf dazu und am Ende steht wirklich in jedem Kästchen die richtige Zahl!