Radsport: Der Este Martin Loo hat das erste Cross-Country-Rennen der KMC Bundesliga-Saison 2015 gewonnen. Loo siegte in Wombach vor Titelverteidiger Simon Stiebjahn und Ben Zwiehoff. Bei den Damen wurde Helen Grobert ihrer Favoritenrolle gerecht und gewann vor Hanna Klein und Lena Putz. Das U23-Rennen der Herren ging überraschend an Johannes Bläsi.
Ein halbes Rennen lang hatte mit Martin Loo niemand gerechnet. Schon weil er sich erst spät für den KMC Bundesliga-Auftakt registriert hatte. Dadurch konnte der Weltranglisten-72. auch nicht in der vordersten Reihe ins Rennen gehen und musste erst eine Aufholjagd antreten.
„In der sechsten Runde habe ich ihn registriert“, erzählte Simon Stiebjahn (Team Bulls) im Ziel. „Das war vielleicht die entscheidende Phase.“ Entscheidend auch weil er sich aus dem Führungsduo gegenüber Ben Zwiehoff (Team Bergamont) abgesetzt hatte. Stiebjahn berichtete von überrundeten Fahrern und die entsprechenden Überholvorgänge, die sich in den Singletrails nicht reibungslos gestalteten.
Zwiehoff konnte wieder aufschließen und auch Loo gewann dadurch Zeit, die er vorher durch reguläre Überholvorgänge verloren hatte.
In der achten von neun Runden schloss Loo zu Stiebjahn auf, während U23-Fahrer Ben Zwiehoff dem Tempo nicht mehr stand halten konnte, seinen dritten Platz (+1:50) aber verteidigte . „Die U23-Distanz konnte ich durchfahren, aber die letzten zwei Runden war ich restentleert. Aber ich bin mit meinem Ergebnis durchaus zufrieden“, kommentierte der U23-EM-Achte.
Vorne kämpfte Stiebjahn verbissen. Loo griff an und fuhr im Schotter-Anstieg einen Vorsprung heraus. „Ich dachte, jetzt oder nie, bin aber ein wenig zu hart gefahren und habe dann in der Abfahrt einen Fehler gemacht“, erläuterte Loo die Situation, die dazu führte, dass Stiebjahn wieder aufschloss.
Mutig setzte er selbst eine Attacke, die der estnische Meister aber sofort wieder konterte. Im nächsten Anstieg riss Loo die nächste Lücke und ließ sich den Vorsprung nicht mehr entreißen. Nach 28,1 Kilometern siegte in 1:36:15 Stunden mit 21 Sekunden Vorsprung auf Simon Stiebjahn (Titisee-Neustadt).
„Ich bin wirklich glücklich. Am Anfang dachte ich nicht, dass ich die vorne noch einholen kann, die Beine waren auch nicht so gut“, meinte Martin Loo.
Simon Stiebjahn war mit seinem zweiten Platz nicht unglücklich. „Ich habe mich gut gefühlt und gegen Martin zu verlieren ist keine Schande.“
Lokalmatador Markus Bauer (Kreidler Werksteam) aus Lohr erwischte keinen guten Tag und wurde nur Siebter (+5:52). „Ich kann es mir nicht so richtig erklären. Die Form ist sicher besser als das Ergebnis“, meinte Bauer.
Heiko Gutmann (Münstertal) vom Lexware Mountainbike Team verbuchte auf Rang vier (+3:19) sein bestes Bundesliga-Resultat und Max Holz (München) von Stevens landete trotz Defekt auf Platz fünf (+3:54).
Das Rennen der Damen wurde zu einem Dreikampf. Die DM-Dritte von 2014, Helen Grobert (Ghost Factory Racing) setzte sich an die Spitze, Lena Putz (Genesis Entireinfra) folgte ihr und Hanna Klein (BH-Sr Suntour-KMC) suchte den Anschluss. Klein schloss die Lücke von fünf Sekunden immer wieder in den Downhills, musste aber einer Passage mit einem leichten Anstieg jeweils wieder abreißen lassen.
Dennoch blieb die Freiburgerin in Schlagdistanz.
In Runde drei von sieben ging Putz mal an die Spitze, „um auch mal im Trail vorne fahren zu können“, wie sie erklärte, doch Grobert eroberte die Führungsposition zurück.
Als Hanna Klein sah, dass sich Grobert absetzen konnte, schloss sie die Lücke zu Putz, ging gleich vorbei und investierte in einen Angriff. „Ich dachte, ich versuche gleich ein Loch aufzureißen. Das habe ich nachher auch gespürt“, erzählte Klein. „Aber endlich hat es mal wieder gepasst.“
Mit ihrer Attacke gegen Putz schloss Klein die Lücke zur führenden Grobert, doch in der oben genannten „Drückerpassage“ verlor sie erneut den Kontakt.
So zog Helen Grobert ihr Rennen durch und feierte ihren ersten Sieg in der KMC Bundesliga. „Ich bin mega happy über den Sieg. Ich habe mir gar keinen Kopf gemacht, als Hanna heran fuhr, sondern bin einfach mein Tempo gefahren“, kommentierte die 23-jährige Freiburgin.
Lena Putz zeigte sich zufrieden mit Rang drei. Die Röhrnbacherin war aber noch nicht zufrieden mit ihrem Agieren in einer technischen Passage, die sie „einen flowigen Trail“ nannte. „Und der Zug nach vorne am Berg muss auch noch besser da sein. Aber daran arbeite ich“, erklärte die U23-Fahrerin, die 1:47 Minuten Rückstand auf Grobert (1:25:55) verbuchte, während Hanna Klein nach sieben Runden plus Startloop 41 Sekunden zurück lag.
Auf den Plätzen vier und fünf kamen Nina Wrobel (Freiburg, +5:37) von Merida-Schulte und Majlen Müller (Wuppertal, +7:58) von den Fujibikes-Rockets ins Ziel.