Radsport: Heute, acht Tage nach Start des Giro, stand die zweite richtig schwere Bergetappe auf dem Programm. Nach 224km mit etlichen Höhenmetern und teils enorm steilen Rampen jubelte Paolo Tiralongo von Astana. Simon Geschke von Giant-Alpecin fährt einen tollen dritten Platz ein und Contador verliert auf den letzten Metern eine Sekunde auf Aru.
Kurz nach 11 Uhr heute Vormittag machten sich die Fahrer von Benevento auf den Weg: 224km und mehr als 4000 Höhenmeter standen am heutigen Sonntag auf dem Programm – ein echter Prüfstein etwas mehr als eine Woche nach Start des Giro d’Italia. Ungewöhnlich lange dauerte es heute, bis sich schließlich die erste Gruppe erfolgreich vom Feld absetzen konnte – nach 52km war es dann aber so weit und gleich elf Fahrer entwischten nach vorn, darunter Carlos Betancur (ag2r-La Mondiale), Paolo Tiralongo (Astana), Ryder Hesjedal (Cannondale-Garmin), Simon Geschke (Giant-Alpecin) und Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo).
Schnell wuchs der Vorsprung der Gruppe auf über vier Minuten – doch weiter ließ das Peloton unter Führung von Astana und Tinkoff-Saxo die Ausreißer heute nicht davonkommen. Nach 150km zeigten sich bei ersten Fahrern in der Spitze und auch im Feld erste Erschöpfungsanzeichen. Einen richtig guten Tag erwischte Simon Geschke, der die Bergwertung auf dem Colle Cataldo (Kategorie 1) gewann. Zu diesem Zeitpunkt war der Vorsprung auf das Feld auf unter zwei Minuten geschmolzen, doch auf der Abfahrt stürzte eines der Begleitmotorräder zwischen der Spitze und dem Peloton – das Feld musste das Tempo reduzieren und die Spitzengruppe kam wieder etwas weiter davon.
Immer wieder kamen Attacken aus der Spitzengruppe, sei es von Slagter, Tiralongo oder Herrada – doch vorerst war keine davon von Erfolg gekrönt. Während an der Spitze also ein wilder Abnutzungskampf tobte, setzte sich wie bereits am Vortag die maglia-rosa-Gruppe vom Feld dahinter ab. Wieder waren es die großen Favoriten: Fabio Aru, Alberto Contador und Richie Porte. Rigoberto Uran konnte heute wieder nicht mithalten und die gute Leistung gestern scheint lediglich ein Strohfeuer gewesen zu sein.
Tiralongo fasste sich 8km vor der Ziellinie ein Herz und legte noch einmal alles hinein was er hatte – diesmal klappte es, und der Italiener fuhr Slagter und Krujswijk davon. Scheinbar mühelos fuhr der Mann von Astana den Tagessieg ein, 21 Sekunden vor Steven Krujswijk und zwei Sekunden gewann Simon Geschke den Sprint in der Verfolgergruppe. Fabio Aru überraschte Contador und co. wenige Meter vor dem Ziel noch einmal mit einer starken Attacke, die ihm am Ende eine Sekunde gegenüber Contador und Porte einbrachte.
[tab:Ergebnis]
[easytable th=“0″]
1.,Paolo Tiralongo,ITA,Astana,05:50:31
2.,Steven Krujswijk,NED,LottoNL-Jumbo,00:00:21
3.,Simon Geschke,GER,Giant-Alpecin,00:00:23
4.,Amael Moinard,FRA,BMC,
5.,Jesus Herrada,SPA,Movistar,
6.,Carols Betancur,COL,ag2r-La Mondiale,
7.,Tom Jelte Slagter,NED,Cannondale-Garmin,
8.,Kenny Elissonde,FRA,FDJ,
9.,Ryder Hesjedal,CAN,Cannondale-Garmin,00:00:27
10.,Fabio Aru,ITA,Astana,00:00:56
11.,Alberto Contador,Tinkoff-Saxo,00:00:57
12.,Richie Porte,AUS,Sky,
[/easytable]
[tab:Vorschau]
Vom Start in Benevento an trennen die Profis noch 212 Kilometer vom ersten der beiden Ruhetage des Giro d’Italia 2015. Acht Tage schon in den Knochen, viel flaches Land, viel Meeresluft und die Brise salzigen Wasser in den Lungen, sowie zwei Bergankünfte in den Beinen und im Kopf, wartet das Ziel in San Giorgio del Sannio auf die 22 Teams und ihre Fahrer.
Die 9. Etappe der diesjährigen Italien-Rundfahrt ist jedoch nichts zum Erholen. Zwar gehört sie zu den Etappen, in denen eine Sprintankunft möglich ist. Aber: die Höhenunterschiede zwischen nur 159 Metern im Verlauf der Etappe und 1.240 Metern am Monte Terminio werden den Fahrern vor ihrem Ruhetag noch mal alles abverlangen.
Benevento ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und gehört zur Region Kampanien. In der Stadt, in welcher es für die Fahrer zum 9. Tag des Giro 2015 an den Start geht, steht der weit über die Grenzen Italiens hinaus bekannte Trajansbogen. Das einst als Stadttor genutzte Goldene Tor wurde im Jahr 114 n. Chr. erbaut.
Es wird spannend sein, wer an diesem Tag noch den Mumm hat, auf Angriff zu gehen, den Weg in einer Gruppe zu wagen, um vielleicht am Ende als Ausreißer den Sieg in San Giorgio del Sannio zu holen.
TV und Stream
Dieses Jahr überträgt Eurosport live von jeder Etappe des Giro. Auch im Internet gibt es den einen oder anderen Stream.
TV-Übertragung
Sonntag, 17. Mai, 15:00 – 17.30 Uhr
Internetstream
[tab:Karte]