Radsport: Er hielt dem hohen Druck also stand: Bradley Wiggins hat vor wenigen Minuten im olympischen Velodrom in London einen neuen Stundenweltrekord aufgestellt. Nach exakt 60 Minuten und 215 Runden standen für „Wiggo“ 54,526km zu Buche. Damit überbot er den alten Rekord von Alex Dowsett um 1.589m.
Vor wenigen Tagen noch sagte Wiggins voller Zuversicht, sein persönliches Ziel sei der alte Rekord von Tony Rominger – 55,291km in einer Stunde. Diese sehr hoch gesteckte Marke erreichte der Brite zwar nicht ganz, aber mit 54,526 pulverisiert er den alten Rekord und setzt eine für eventuelle Herausforderer beinahe unmöglich zu erreichende Marke. Der diese Tage sehr hohe Luftdruck in London erschwerte den Versuch natürlich – denn mit dem höheren Luftdruck steigt auch der entsprechende Widerstand. Kaum auszudenken, was bei besseren Verhältnissen möglich gewesen wäre.
Nach der Zieleinfahrt huschte sogar ein kurzes Lächeln über das schmerzverzerrte Gesicht des sichtlich erschöpften Toursiegers von 2012 – doch zu einem Interview war er unmittelbar nach den Strapazen noch nicht in der Lage. Dafür äußerte sich sein Coach Heiko Salzwedel und zeigte sich erleichtert: „Das ist definitiv eines der ganz großen Highlights in meiner Karriere als Trainer. Es war unglaublich spannend, aber er hat gekämpft bis kurz vor dem KO. Der hohe Luftdruck war für uns natürlich eine Katastrophe.“
Wie ein präzises Uhrwerk spulte Wiggins seine Runden vom Start weg ab. Hier konnte er natürlich seine ganz große Stärke ausspielen – er hielt nicht nur seine Position auf dem Rad wie angewachsen, sondern auch seine Reifen klebten förmlich an der schwarzen Linie auf dem Londoner Parkett. Auch beim Tempo erlaubte er sich kaum Schwankungen – schon früh hatte er sich auf ungefähr 54,5km/h eingependelt. Um 19.30 Uhr Ortszeit feierte das prall gefüllte Velodrom seinen neuen Rekordhalter: Er hat es geschafft. Auch diese Bestmarke ist zwar nicht in Stein gemeißelt, aber dürfte sehr viel länger Bestand haben, als die seiner Vorgänger. Glückwunsch Wiggo!