Eigentlich hatte die eine Teilnahme an der heurigen Schwalbe TOUR Transalp nach der Miserie aus leeren Versprechungen bereits abgehakt und war voll fokussiert auf die Radtage im Tiroler Oberland. Beim Kaunertaler Gletscherkaiser konnte ich mit meinem ersten Saisonsieg dann prompt meine starke Form unter Beweis stellen und schaffte mir damit eine gute Ausgangssituation für die Cupwertung mit dem Dreiländergiro in Nauders. Doch ziemlich spontan kam dann alles anders: ein guter Freund konnte nicht starten und so entschied ich mich spontan, ihn zu ersetzen. Also noch das Profi-Kriterium bestritten und dann volley die Segel in Nauders gestrichen und nach Sonthofen angereist.
Ich hatte noch viel zu organisieren, bis zum sonntägigen Start der Transalp – sicher mit das Wichtigste war mein Material, doch trotz größter Mühe schaffte ich es nicht mehr, den nach einer Beschädigung anstandslos ausgetauschten Rahmen meines KTM Bike neu aufzubauen. Deshalb bestritt ich die letzten Rennen mit meinem alten Rad und da herrschte noch ordentlich Servicierungsbedarf! Vielen Dank an dieser Stelle, an Florian Mayer, Radsport Zacherl in Füssen, dem Tech-Support-Team der Transalp, sowie einige andere Leute, die mir geholfen haben, ein halbwegs funktionierendes Rad für die Transalp unter dem Hintern zu haben!
Zusammenpacken musste ich auch noch und mich darum kümmern, wie ich nach Sonthofen gelangen könnte, doch es klappte dank der Unterstützung meiner Familie alles reibungslos und ich war rechtzeitig in Sonthofen, um die Startunterlagen abzuholen. Da stand ich nun, mit einer großen Tasche, einem Rad und einem Rucksack – bereit für das „Abenteuer Transalp“. Die Akkreditierung ging flott, dann war aber erst mal „umpacken“ angesagt – transportiert wird ja lediglich die Transalp-Tasche…
Nach Pasta Party und ersten Unterhaltungen mit bekannten Fahrern und Freunden war mir schon klar – jeder der hier am Start stand wir in Topform – egal was er im Vorfeld für angebliche „Weh-Wehchen“ und vermeintliche Rückschläge gehabt hätte – es konnte also eine lustige Woche werden. Nach dem (für mich) etwas nüchternen Breafing trat ich im abendlichen Gewitterschauer die Fahrt ins Hotel mit den Rad an, nachdem ich das Monster einer Reisetasche meinem Physio Patrick Grassnig (ebenfalls am Start mit seinem Vater, samt Freundin und Mutter als Betreuerteam) mitgeben konnte.
Auf der Fahrt bzw. in der (sehr schönen) Unterkunft am „Grüntenblick“ lernte ich dann meinen Teampartner Wolfgang kennen, der mir anbot, mich mit dem Auto mitzunehmen – doch ich war schon nass, da wars schon egal und das Quartier gleich um die Ecke. Den Abend versuchten wir gemeinsam, noch möglichst viele Infos für die Woche zu sammeln, unsere Quartiere zu lokalisieren und Wolfgang gab mir einige Tipps zur Organisation der Transalp, den Abläufen nach Ziel, bei der Pasta Party und zu den (ihm aus dem Vorjahr bekannten) Locations.
Zeitig ging es dann aus den Federn – ein tolles Frühstück erwartete uns und dann ging es aufs Rad – kurz einfahren und das geniale Wetter dokumentieren. Dann nach Sonthofen – ein Gewusel an allen Ecken und Enden, lauter „aufgezwickte“ Freaks, aber auch weniger ambitionierte Teilnehmer sorgen wir eine tolle Kulisse. Zum Glück noch genug Zeit, um auch meinen Rucksack noch los zu werden und dann um 10:00 Uhr auf die erste Etappe zu starten. Der erste Anstieg war gleich ordentlich schnell, aber am besten lest ihr dazu den eigenen Blog der 1. Etappe….
…nach dem hauchdünnen Etappensieg auf der 1. Etappe in Imst war ich ziemlich kaputt, das Rennen war so schnell gewesen, als würde die Transalp nur einen einzigen Tag dauern… Doch für die anderen war das wohl normal, die waren allesamt in Top Form! Abends nutzte ich dank des Besuchs meiner Mutter noch die letzten vergessenen Sachen einzupacken und Wolfgang mit einer Kirchmair-Garnitur auszustatten, um wenigstens optisch für ein gemeinsames Auftreten zu sorgen. Im Rennen war ja jeder von uns eher alleine unterwegs, was aber durchaus erwünscht und ausgemacht war.
Die 2. Etappe begann wie die erste geendet hatte – gleich mit Vollgas ging es die erste Rampe ins Pitztal hinein. Mir fehlten auf der Piller Höhe leider ein paar Meter, so dass ich nicht in der Top-Gruppe drüber kam und daraufhin machte ich mir einen gemütlichen Tag, ließ mich von Gruppe zu Gruppe durchreichen, bis ich irgendwann Wolfgang fand, der am Flüelapass aber lieber sein eigenes Tempo fahren wollte. Somit suchte ich mir kurzerhand neue Begleiter und rollte gemütlich nach Davos, wo ein gemütlicher Nachmittag und ein tolles Abendprogramm bevor stand. Mehr dazu und zum Etappenverlauf aber im Blog der 2. Etappe…
Am 3. Tag wollte ich wieder vorne mitfahren und das gelang auch ziemlich gut, erst am Ende zeigten einmal mehr die Belgier, was sie drauf hatten und dass der Sieg bei der Transalp nur über sie führen würde. Knapp dahinter kam ich im Klaus Steinkeller, Hans-Peter Obwaller und Mathias Nothegger ins Ziel in Livigno. Den Nachmittag genoss ich in der Sonne, fein kühl war es in der Höhe und ein perfekter Tag ging dann mit Sonnenuntergang zu Ende. Leider war das Essen weniger toll und Wolfgang erwischte es über Nacht mir Durchfall usw – ein Startverzicht am 4. Tag war die Folge – bedeutete also eine saftige Strafzeit, die uns in der für uns ohnehin belanglosen Teamwertung von Platz 20 auf 80 katapultierte.
Für die Königsetappe am 4. Tag hatte ich mir viel vorgenommen, war sogar extra die Strecke über Gavia und Mortirolo im Vorfeld abgefahren, um hier gut vorbereitet zu sein. Nach dem ersten „Hügel“ – des Foscagno rollte ich dann schon in der Abfahrt davon – viel zu früh wie sich später herausstellte, denn der Gegenwind im Tal und die 25 Kilometer bis zum Anstieg in den Gavia kosteten mich einfach zu viele Körner, um am Gavia voll durchziehen zu können. So waren die 3 Minuten Vorsprung schnell dahin, zuerst versuchte ich noch Klaus Steinkeller zu folgen, der die Etappe (mit meiner eigentlichen Taktik) im Alleingang gewann, doch es half alles nichts, die Spitzengruppe kam ebenfalls heran und ich als „nur“ als 6. Ins Ziel nach Aprica.
Trotzdem war ich zufrieden, doch gleichsam überrascht über das Höllentempo der Belgier, die das Geschehen nach Belieben bestimmten. Tag 5 war bis auf eine fragwürdige Radwegpassage relativ unspektakulär, da war mir der zahlreiche Besuch in Kaltern schon wesentlich wichtige, als auf der Etappe irgendwelche Wunderdinge zu vollbringen. Ludwig empfing mich im Ziel und schickte mich sofort an den Badesee, so ich dann mit Timo und seiner Freundin den ganzen Nachmittag herumlungerte und Ideen für das Team 2016 zusammensammelte. Nach der Pastaparty ging es noch weiter und erst spät Abend ins Bett, für mich der schönste Tag der Woche.
Ab nun wurde es lockerer (dachte ich zumindest), denn die italienischen Rennfahrer sorgten zu Beginn der 6. Etappe für ziemliches Aufsehen. Vor dem ersten Anstieg dann ein ziemliches Chaos, da war für mich der Tag schon fast gelaufen. Aber nachdem mir dann die Beine aufgegangen waren, schloss ich noch auf zur 1. Verfolgergruppe, vorne die üblichen 10 Verdächtigen mit den 4 Belgiern, HPO/Nothegger, Feyerer/Fingerlos und Rettner/Jörges. Den Tag über genoss ich die herrlichen Aussichten im Cembratal, am Nachmittag wütete ein Gewitter in Trento und verwüstete den Zieleinlauf. Doch alles verlief glimpflich und Abends schwatzte ich mit Peter Lintner, der mir tolle Fotos von der Etappe schickte.
Den letzten Tag versuchte ich mich nochmal vorne zu halten, doch schon am ersten Anstieg ging dermaßen die Post ab, dass wieder „nur“ die 10 Mann Spitze übrig blieb. Bis zum langen Anstieg zum Lago di Cei fuhr ich vorne mit, dann war bei mir aber endgültig „Urlaub“ angesagt. Also „locker“ diese miese Rampe hinaufgequält, oben noch Leute geschoben und gezogen und dann ganz easy nach Arco hinuntergebremst („fahren“ kann man das Gestotter auf der Abfahrt vom Monte Velo ja nicht nennen) – Vielleicht als Tipp für die Streckenführung im Jahr 2016: die Schlussetappe könnte etwas entschärft werden…
Unten wartete ich dann endgültig auf Wolfgang und genoss die Zieleinfahrt mit ihm. Doch der Freudentaumel in Arco war jäh beendet für mich, musste ich doch noch zumindest nach Bozen, um tags darauf rechtzeitig beim Maratona Dolomites zu sein, um meine Teamfahrer zu unterstützen und dieses Megaevent endlich mal zu erleben. Also wurden aus 91 gleich 201 Kilometer, doch dank der Ora vergingen die wenigstens relativ rasch. Bei meiner Verwandtschaft gut versorgt versank ich wenig später schon in tiefen Schalf – der morgige Tag begann ja extrem früh…
Obwohl ich schon um 6:00 Uhr am Rad saß, schaffte ich es nicht rechtzeitig durch das Grödner Tal auf´s Grödner Joch, um Monika Dietl beim Maratona d´les Dolomites helfen zu können. Somit ließ ich mich einfach von der Masse der Radfahren mitziehen und rollte die restliche Sellaronda und dann gemütlich den Falzarego hinauf – den steilen Giau sparte ich mir lieber. Dafür rollte ich hinunter nach Cortina um endlich einen meiner Teamfahrer zu finden. Auch hier war ich aber leider zu spät dran, also wieder zurück und ins Ziel, wo Roland schon wartete. Mit ihm schwatzte ich noch gemütlich und rollte dann noch bis Brixen – wieder gute 200 Kilometer – doch dann weiter mit dem Auto und nach 8 Etappen meine persönliche Transalp in beide Richtungen mit einem tollen Abendessen ausklingen lassen.
Diese Woche wird sicherlich mal etwas gemütlicher und ich hoffe, dass mir die Transalp einen ordentlichen Formschub verpasst. Den kann ich für die nächsten Rennen sicher gebrauchen, es ist ja nicht mehr so lang hin bis zum Ötztaler und den anderen Highlights im Herbst. Am meisten freue ich mich auf das Trainingslager am Arlberg und über den Start bei der Haute Route Pyrenees, den mir Mavic ermöglicht hat. Das ist auch mein persönliches Saisonhighlight 2016.