Radsport: Favoritensiege an der dritten Station der KMC MTB-Bundesliga in Titisee-Neustadt. Der Schweizer Florian Vogel und die Freiburgerin Helen Grobert haben sich die Siege in den Cross-Country-Rennen geholt. Vogel siegte vor seinem Landsmann Nicola Rohrbach und Lokalmatador Simon Stiebjahn, während Helen Grobert beim Singer Wäldercup die Schweizerin Corina Gantenbein und Hanna Klein auf die Plätze verwies.
Florian Vogel (Focus XC) hatte nur in der ersten von acht Runden einen Begleiter. Es war ausgerechnet der „Hausherr“ und Mitorganisator Simon Stiebjahn (Team Bulls), der dem Weltranglisten-Vierten die zweite Runde begann. Fünf Sekunden dahinter führte Moritz Milatz (Koch Engineering-Müsing Bikes).
Doch Simon Stiebjahn ließ sich nicht dazu verleiten dem absoluten Weltklasse-Fahrer zu folgen. „Nach meinen Berechnungen war ich eine halbe Minute zu schnell. Deshalb habe ich geschaut, dass ich die nächste Runde eine halbe Minute langsamer fahre, um wieder in meinem geplanten Rhythmus zu sein“, erläuterte Simon Stiebjahn seine Strategie.
Nicht gerade ein gewöhnliches Vorgehen, aber es führte für ihn schließlich aufs Podest.
Zurück zur Spitze. Die gehörte damit Florian Vogel, der seinen Vorsprung auf die Verfolger mit Milatz in den nächsten beiden Runden auf rund eine Minute ausbaute. Etwas Spannung kam noch mal auf, als sich Florian Vogel einen Reifendefekt einhandelte und sein Vorsprung um eine gute halbe Minute schmolz. „Da ist es noch mal richtig hart geworden“, bekannte Vogel. Allerdings war das Polster groß genug, um sicher seinen siebten Saisonsieg einzufahren.
„Ich bin eigentlich wegen dem Titisee hierher gekommen“, scherzte Vogel. „Nein, ich fahre schon immer gerne Rennen in Deutschland. Die Atmosphäre ist cool, die Strecke ist schön und es hat viele Zuschauer. Außerdem habe ich von zuhause nur eineinhalb Stunden zu fahren.“
Moritz Milatz fühlte sich nicht gut und gab Mitte des Rennens auf, nachdem er den Anschluss an die Gruppe mit Simon Stiebjahn und Markus Bauer (Kreidler Werksteam), sowie Nicola Rohrbach (Goldwurstpower.ch) verloren hatte.
Rohrbach, der nach einem schwächeren Start in die Verfolgergruppe vorgestoßen war, erwies sich als der Stärkste und setzte sich in Runde sechs von seinen Konkurrenten ab. „Ich hatte das Vertrauen, dass ich im Verlauf des Rennens stärker werde und zum Schluss war das auch so. Ich habe die Gruppe vor mir gesehen, sie mir zum Ziel gesetzt und habe dann einfach meinen Speed durchgezogen. Die Strecke war extrem ausgefahren und man musste extrem aufpassen. Ich bin super happy“, meinte Rohrbach, der das Ziel 50 Sekunden nach Vogel (1:32:17) erreichte.
Happy, das war auch Simon Stiebjahn. Sein Duell mit seinem Freund Markus Bauer war das emotionale Highlight an diesem Nachmittag. Das deutsche Duo aus Titisee-Neustadt und Kirchzarten kämpfte verbissen um den dritten Platz. Bevor es den letzten Downhill hinunter ging, sprintete Bauer an Stiebjahn vorbei.
„Ich wusste, Stiebi kennt hier jeden Meter und wollte unbedingt vor ihm die Grüne Wand hinein“, erklärte Bauer. Die „Grüne Wand“, das ist der Auslauf der Hochfirst-Skisprung-Schanze und sie heißt nicht umsonst so.
Stiebjahn blieb aber an Bauer dran und nutzte die „Grüne Wand“, um unter dem Jubel seines Publikums vorbei zu sprinten und sich Rang drei zu sichern.
„Ich glaube ich war mehr mit der Schaufel auf der Strecke als mit dem Rad“, meinte Stiebjahn mit einem Grinsen. „Aber ich wollte hier unbedingt eine so hochkarätiges Rennen und wir hatten super Stimmung im Wald. Super, dass ich hier auf dem Podest stehen kann“, kommentierte der 25-Jährige, nachdem er mit 1:13 Minuten Differenz die 32,8 Kilometer beendet hatte.
Markus Bauer gönnte seinem Kumpel den Erfolg. „Es ist schön für Stiebi, dass er hier auf dem Podium steht. Ich bin auch super glücklich mit meinem Rennen. Ich wollte hier auf Ergebnis fahren und das ist mir gelungen“, so Bauer, der mit 1:18 Minuten Differenz gemessen wurde.
Auf Rang fünf erreichte mit Lukas Kaufmann (OCE Cannondale) ein weiterer Eidgenosse als Fünfter (+2:14) das Ziel.
Helen Grobert setzte sich bei den Damen wie erwartet sofort in den Regie-Stuhl und ging als Erste in die erste Abfahrt. Die Schweizerin Corina Gantenbein (Haibike-Ötztal) konnte ihr folgen, während sich Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) und Hanna Klein mit Abstand dahinter positionierten.
„In der zweiten Runde hat Helen am Berg Druck gemacht und ich wollte nichts riskieren, nachdem ich in diesem Jahr so viel Probleme mit der Atmung hatte“, erklärte Gantenbein, warum sich der Vorsprung der Deutschen Meisterin bis auf über eine Minute summierte.
„Ich wusste, wenn ich mein Tempo fahre und nichts dazwischen kommt, dann kann klappt das auch“, sagte Grobert im Ziel. Aber es sollte was dazwischen kommen. In der dritten Runde verlor sie im Hinterreifen Luft und entschied sich zu einem Wechsel des Laufrads. 40 Sekunden lang dauerte das und es waren 15 Sekunden, die sie noch als Vorsprung in die nächste Runde mitnahm. Doch Helen Grobert konnte sofort wieder Druck aufs Pedal bringen und den Vorsprung auf Gantenbein wieder vergrößern.
„Die Strecke hier hat super Spaß gemacht. Riesen Lob an Klaus Ketterer und seine Leute“, bilanzierte die in Freiburg lebende Remetschwielerin, die mit 2:39 Minuten Vorsprung auf die Eidgenossin gewann.
Corina Gantenbein zollte dem vier Kilometer langen Kurs ebenfalls sehr viel Anerkennung und war mit ihrem zweiten Rang zufrieden. „Es hat sich gelohnt hier her zu kommen. Es geht auf jeden aufwärts“, so die Eidgenössin, die auch schon Top-20-Ergebnisse im Weltcup eingefahren hat.
Ihr zweiter Platz geriet in der letzten Runde noch einmal in Gefahr, als Hanna Klein (BH-Sr Suntour-KMC) hinter ihr zur Attacke blies. Eigentlich mehr, weil ihr Nadine Rieder (AMG-Rotwild) immer näher kam.
„Ich dachte, ich muss jetzt mal Gas geben, damit Nadine nicht noch aufschließt“, so Hanna Klein.
Weil Gantenbein angesichts 45 Sekunden Vorsprung etwas zu sorglos war, wurde es noch mal eng. „Ich hätte vielleicht etwas früher anfangen sollen zu attackieren, aber ich bin super zufrieden. Es hat sich wieder anders angefühlt als letzte Woche. In der Mitte des Rennens kam mal der Mann mit dem Hammer und es wurde ziemlich zäh, aber dann ging es wieder“, erklärte Hanna Klein (+2:45).