Was für ein Wochendende für uns, das Merkur Cycling Team. Sollten wir doch eigentlich am Nürburgring unsere Runden drehen und mit 150km/3000hm eines der schwersten GCC Rennen bestreiten, machte uns das Wetter über der „Grünen Hölle“ einen Strich durch die Rechnung. Kurz vor 16:00 wurde das Rennen aufgrund von Sturm und starken Windböen letztlich komplett abgesagt.
Ein Alternativ-Programm musste her um die Körner (und schießlich hatten wir auch schon für 6 Runden am Ring gegessen 😉 ) loszuwerden. Da kam der Vorschlag auf, gemeinsam beim Arberradmarathon in Regensburg – einer der grössten Breitensportveranstaltungen in der Region – an den Start zu gehen. Kurzenschlossen reiste so ein Großteil unseres Teams sowie einige Fahrer der GCC Teams Bürstner Duemo und Strassacker nach Regensburg, wo wir uns wenig später Sonntagmorgen am Start der 250er Stecke wiederfanden. Punkt 6Uhr fiel der Startschuss zur Tour, die Friedrich, Stefan, Bernd, Mani, Alex und mich über die Höhen des Bayerischen Waldes führen sollte.
Vom gemächlichen Marathon-Charakter war von Anfang an nicht viel zu spüren. Das Radteam Herrmann spannte sich gleich zu Beginn vors Feld und zog die Tachonadel stark in Richtung 50+. Erst die ersten leichten Anstiege um km 15 brachten etwas Entspannung und wir wurden mit den morgentlichen Sonnenstrahlen über dem Vorderen Bayerischen Wald belohnt.
Die Ruhe sollte jedoch nicht von langer Dauer sein, als Stefan sich kurz nach Falkenstein (ca. km 30) ein Herz fasste und das Tempo anzog. Die meisten in der bis dato noch ca. 50-100köpfigen Spitzengruppe waren davon wohl etwas überrascht, und auch ich blickte nach dem Sprung an sein Hinterrad kurz skeptisch in sein Gesicht: „Du weisst, was Du da tust?“ Doch vom euphorisch kurbelnden Stefan kamen nur ein paar, für mich unverständliche Laute, die ich als ein JA deutete. Aber schließlich wusste ich, was mein Teamkollege leisten kann, und vertraute. Wir setzten uns letztlich mit einer 5-köpfigen Gruppe ab: Stefan Räth (Merkur Druck), Bene Schäffer (Sparkasse Kelheim), Nino Ackermann (Bürstner Duemo) und ein weiterer Fahrer, den wir aber noch vor dem Anstieg zum Arber verlieren sollten. Die Gruppe harmonierte perfekt in der Führungsarbeit und als das Hauptfeld den ersten großen Anstieg bei Lohberghütte erreichte, hatten wir uns bereits 15min Vorsprung erarbeitet.
Doch das war keineswegs ein Grund, um uns auszuruhen, denn 150 schwere Kilometer lagen noch vor uns – vor allem für die letzten 40 Flachkilometer mit vermeintlich starkem Gegenwind konnten wir jede Minute Puffer gut gebrauchen!
Den Arberanstieg bewältigten wir in moderatem aber zügigem Tempo zusammen, was uns dem ungeliebten, steileren Bretterschachten schnell näher brachte. Die Verpflegung am Fusse des Berges ließen wir wie gewohnt aus und schraubten uns Tritt für Tritt die Rampen hinauf – bis zum Abzweig nach Brennes und dann nach links in die lange steile unnachgibige Gerade hinauf zum Langlaufzentrum am Scheitel.
Geschafft! Es folgt die wohl schnellste Abfahrt auf der Runde hinunter nach Bodenmais, auf der 100km/h keine Seltenheit sind. Dabei bleibt schon mal Zeit für eine Bestandsaufnahme…wie fühle ich mich, was sagen meine Beine, was kommt noch….pack ich das?! Aber klar! Soweit gekommen sollte uns auch Kolmberg/Maibrunn nicht stoppen…der 3. der drei großen Anstiege auf der Runde. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir keine aktuellen Infos mehr über den Abstand der Verfolger, d.h. „Tempo hoch halten aber nicht überzocken!“ Stefan hatte sich bis hierhin durch die intensive Führungsarbeit schon gut verausgabt und uns letztlich an der Verpflegung Kolmberg verlassen (kleine Einkehr an der wahrscheinlich schönsten Verpflegungsstation der Runde). Wir zogen zu dritt weiter und meine Beine schienen besser zu werden – nachdem ich am Bretterschachten schon etwas müde war. Mich die steilen Kehren hinauf nach Maibrunn zu kämfpen, machte mir schon fast ein wenig Freude und als wir den höchsten Punkt auf ca. 850m erreichten, gab das nochmal richtig Motivation! Jetzt erst recht! Bene, Nino und ich verloren keine Zeit auf der Abfahrt und hatten nur noch den kurzen, knackigen Anstieg bei Ascha im Auge. Dieser sollte dann wider erwarten zum Scharfrichter für Bene werden, was meine Bedenken bzgl. der 40km flach nicht gerade schmälerte. Doch wir gaben alles und fuhren zu unserem Glück auch noch auf Mani auf, der die 170km Runde bestritt und uns tatkräftig auf den letzten Kilometern zurück nach Regensburg unterstützte.
Letztlich kamen wir mit ordentlichem Vorsprung und einer Gesamtfahrzeit von 6h47min ins Ziel, was sich auf dieser Strecke mit 243km/3400hm durchaus sehen lassen kann.
Beim anschließenden gemütlichen Beisammensein auf dem Volksfestplatz in Regensburg konnte nochmal jeder seine persönliche Geschichte zur Tour loswerden, die Sonne und auch das eine oder andere Radler genießen. In jedem Fall waren wir uns einig: es war eine mehr als gelungene Alternative zum abgesagten Rad am Ring, ein super Training und Vorbereitung, für das was uns im GCC noch erwartet: Bochum, Dresden…
Für mich persönlich geht mit diesem Erfolg ein kleiner Traum in Erfüllung…bei meinem Heim-Marathon – mit dem für mich alles begonnen hat – einmal als Erster zu finishen.
Jungs, danke, dass Ihr da wart!
Viele Grüsse,
Euer Christian.