Radsport: Der deutsche Zweitdivisionär Bora-Argon 18 hat große Ziele – wie Teamchef Ralph Denk im Rahmen des derzeit laufenden Trainingslagers auf Mallorca äußerte, möchte man bis 2017 eine WorldTour-Lizenz. Rechtzeitig also zum Gastspiel der Tour de France in Deutschland bzw. Düsseldorf. Noch fehlt allerdings das nötige Kleingeld.
Gegenüber der deutschen Presseagentur gab sich Teamchef Denk überraschend redselig und gab Einblicke in die Zukunftsplanung von Bora-Argon 18. Das erst in der vergangenen Saison ins Leben gerufene ProContinental-Team peilt schon für das kommende Jahr fest die WorldTour-Lizenz an. Ein Grund dafür dürfte ohne Zweifel auch der Grand Départ in Düsseldorf sein, wo man natürlich nur zu gerne als Mitglied der höchsten Rennklasse an den Start gehen würde – auch wenn die Tour dann nach dem Konflikt von ASO und UCI kein WorldTour-Event mehr sein wird.
Die Zeit für das Projekt ist jedoch knapp – bis spätestens September sollten die Details geklärt sein. Vor allem in finanzieller Hinsicht drückt noch der Schuh. Der momentane Team-Etat müsste wohl mindestens verdoppelt werden: „WorldTour-Teams kalkulieren im Durchschnitt mit rund 13,5 Millionen Euro pro Saison,“ sagt Denk. Der derzeitige Sponsor Bora scheint die Pläne unterstützen zu wollen, wie Denk berichtet: „Unser jetziger Sponsor ist bereit, einen höheren Beitrag zu leisten.“ Jedoch wäre definitiv noch ein weiterer Geldgeber von Nöten, um die Anforderungen der UCI erfüllen zu können. „Wir sprechen mit deutschen Interessenten,“ will sich Denk diesbezüglich allerdings noch nicht in die Karten schauen lassen.
Ein weiteres Problem könnten die nur begrenzt verfügbaren WorldTour-Lizenzen sein: In dieser Saison sind beispielsweise bereits alle 18 Lizenzen vergeben. Eine Erhöhung der Lizenzen wurde zwar immer wieder von der UCI diskutiert, doch gab es diesbezüglich keine Neuigkeiten. Mit den WorldTour-Reformen 2017 werden die Lizenzen für drei Jahre vergeben – dies würde für Team, Sponsoren und Fahrer gleichermaßen Planungssicherheit gewährleisten.
Das Gesicht des Teams dürfte sich mit der höchsten Lizenzklasse wohl nicht grundlegend verändern. Mit Emanuel Buchmann und Dominik Nerz hat man zwei hoch veranlagte Perspektivfahrer unter Vertrag, die zukünftig bei den Grand Tours eine gewichtige Rolle in der Gesamtwertung spielen könnten und außerdem wichtige Identifikationsfiguren für die deutschen Fans sind (Zum Velomotion-Doppelinterview). Zudem ist der junge Ire Sam Bennett immer wieder für einen Sprintsieg gut.
Die Voraussetzungen sind also gut – wir würden uns jedenfalls riesig freuen, ein zweites deutsches Team in der WorldTour begrüßen zu können.